Nach Pleite von US-Investmentbank Entschädigung für deutsche Lehman-Anleger
Nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers bangen nicht nur Kleinanleger um ihr Geld - auch Kranken- und Renten-Versicherungen sind betroffen. Wer bei der deutschen Lehman-Tochter investiert hatte, kann aufatmen: Die Finanzaufsicht machte den Weg frei für Entschädigungen.
Die Sozialversicherungen geraten immer stärker in den Strudel der weltweiten Finanzmarktkrise. Deutschlands größte Krankenkasse, die Barmer Ersatzkasse, hat bekannt gegeben, dass sie mehr als 200 Millionen Euro bei der deutschen Tochter der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers angelegt hat. Rund 90 Millionen Euro hat die Knappschaft-Kasse bei dem Bankhaus investiert.
BaFin stellt Entschädigungsfall fest
Verloren sind die Gelder jedoch nicht: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellte heute den Entschädigungsfall für die deutsche Lehmann-Tochter in Frankfurt am Main fest. Damit können nun jene Anleger entschädigt werden, die ihr Geld bei Lehman Brothers investiert haben. Dazu zählen auch die Krankenkassen. Nachdem der Entschädigungsfall jetzt festgestellt worden sei, werde der Einlagensicherungsfonds von sich aus die Einleger der Bank anschreiben, so die BaFin. Anleger, die ihr Geld nicht bei der deutschen Tochtergesellschaft Lehman Brothers Bankhaus AG investiert haben, sondern beim Mutterkonzern, können jedoch nicht von der Einlagensicherung profitieren.
"Richtlinien eingehalten"
Die Barmer soll zwischen April und Juli insgesamt 210 Millionen Euro beim deutschen Lehman-Bankhaus angelegt haben, davon 190 Millionen Euro Termingeld und 20 Millionen Euro in Form von Schuldscheindarlehen. Dabei seien einer Sprecherin zufolge die Richtlinien des Sozialgesetzbuches eingehalten und zu keinem Zeitpunkt Investments mit spekulativem Charakter getätigt worden.
Weitere bundesweite Krankenkassen sind laut Agenturberichten von der Lehman-Pleite offenbar nicht betroffen. Das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums an die Linkspartei-Abgeordnete Sabine Zimmermann hervor. Das Ministerium beruft sich darin auf eine Umfrage des Bundesversicherungsamts. Das Amt ist jedoch nicht für regionale Kassen wie etwa die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) zuständig - sie unterliegen den Länderaufsichten. So bestätigte die AOK Niedersachsen ein Geldgeschäft mit Lehman über 20 Millionen Euro.
Bereits Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass die Deutsche Renten- und die Unfallversicherung mehr als 100 Millionen Euro bei der deutschen Lehman-Tochter angelegt haben.