Turbulenzen in der US-Finanzwelt Merrill Lynch verkauft, Lehman Brothers vor dem Aus
Neue Turbulenzen an der Wall Street: Das drohende Aus für die US-Investmentbank Lehman Brothers hat Ängste vor neuen Schockwellen an den Finanzmärkten angeheizt - das Institut will Insolvenzschutz beantragen. In einem Überraschungscoup übernimmt unterdessen die Bank of America die kriselnde Investmentbank Merrill Lynch.
Ein Bankrott der schwer angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers wird offenbar immer wahrscheinlicher: Das Institut will Insolvenzschutz beantragen. Zuvor war klar geworden, dass die britische Bank Barclays nicht mehr am Kauf von Teilen des Traditionshauses interessiert ist.
Barclays habe sich von den Gesprächen zurückgezogen, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Gewährsmann. Es sei "sehr unwahrscheinlich", dass die Entscheidung revidiert werde. Zur Begründung hieß es, Lehman Brothers erfülle nicht die strengen Anforderungen von Barclays.
Die Bank of Amerika hat unterdessen zugestimmt, die US-Geschäftsbank Merrill Lynch zu übernehmen. Als Kaufpreis gab die Bank 50 Milliarden Dollar (34,7 Milliarden Euro) an. Bei einem solchen Deal kommt die Bank of America nicht mehr für die Rettung von Lehman Brothers infrage.
Krisensitzungen in New York
In Krisensitzungen berieten am Wochenende in New York Vertreter der Fed und des Finanzministeriums mit mehreren Banken über das Schicksal von Lehman Brothers. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die Rettung finanziert werden könnte. Angesichts der drohenden Pleite von Lehman Brothers berieten amerikanische und ausländische Banken darüber, wie das weltweite Finanzsystem geimpft werden könne, sagte der Gewährsmann in New York, der anonym bleiben wollte, weiter.
Die Banken wollten demnach angeschlagenen Finanzhäusern Unterstützung von bis zu 50 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen. Die Aktie von Lehman Brothers hatte vergangene Woche 77 Prozent verloren. Viele Experten glauben nicht mehr, dass die Bank überleben kann.
Kursverluste in Fernost
Die Sorgen um den US-Finanzmarkt trieben zum Wochenbeginn in Fernost den Kurs des US-Dollars in die Tiefe. Händler nannten insbesondere die Anzeichen für den möglichen Kollaps von Lehman Brothers als Grund.