Handelskonzern Rewe Warnung vor höheren Lebensmittelpreisen
Nicht nur die Energiepreise in Deutschland steigen, auch Lebensmittel sind teurer geworden. Ein Ende der Preiserhöhungen im Lebensmittelhandel sind nach Einschätzung von Rewe nicht in Sicht. Schuld daran seien auch die Lieferanten.
Das Leben in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verteuert. Und eine Besserung scheint zunächst nicht in Sicht: Laut dem Handelsriesen Rewe müssen sich die Verbraucher in Deutschland auf noch höhere Lebensmittelpreise einstellen, weil gerade große Lieferanten weiter an der Preisschraube drehten. "Uns werden zurzeit von den Herstellern jede Woche neue Preiserhöhungen angekündigt", sagte Rewe-Chef Lionel Souque am Mittwochabend vor der "Wirtschaftspublizistischen Vereinigung" in Düsseldorf.
Hintergrund seien die steigenden Energie-, Rohstoff-, Logisitk- und Personalkosten. "Wir winken nicht jede Preiserhöhung durch, sondern prüfen ob sie nachvollziehbar ist", sagte Souque. Der Handelsriese wehre sich entschieden, wenn er die Aufschläge für nicht gerechtfertigt halte. Gerade unter den multinationalen Konsumgüterherstellern gebe es Trittbrettfahrer, die von der aktuellen Preiswelle profitieren wollten. "Da kämpfen wir brutal dagegen", sagte der Rewe-Chef. "Viele Multis machen mehr Dividenden-Ertrag als im letzten Jahr."
Vor allem große Hersteller machen Druck
Der Einzelhandel und die Lebensmittelhersteller kämpfen mit anziehenden Preisen etwa für Energie und Logistik, aber auch Rohstoffe sind auch in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine teurer geworden. "Viele kommen und kündigen Preiserhöhungen von zehn Prozent an und sagen, Rewe soll das an den Kunden weitergeben", berichtete Souque. "Das ist total unrealistisch." Ein Großteil der Lieferanten verhalte sich aber vernünftig, sagte der Rewe-Chef weiter. "Wir haben aber ein Problem mit den ganz großen Herstellern, die die Kraft haben, Forderungen durchzusetzen", fügte er hinzu.
Auch Konkurrent Edeka hat seine Lieferanten vor überhöhten Preisforderungen gewarnt. "Lebensmittel dürfen nicht zum Luxusgut werden", hatte Edeka-Chef Markus Mosa gesagt. Rewe hatte seinerseits schon angekündigt, nicht alle Steigerungen an die Kunden weitergeben und damit auch Auswirkungen auf den Gewinn in Kauf nehmen zu wollen.
Mehr Interesse an Eigenmarken der Lebensmittelhändler
Die anziehende Inflation und die hohen Energiepreise haben auch Folgen für das Einkaufsverhalten der Verbraucher. Die Kunden wechselten von Marken-Produkten zu Eigenmarken der Lebensmittelhändler, sie achteten verstärkt auf Aktionspreise und es gebe eine klare Tendenz hin zum Discounter, sagte der Rewe-Chef. Die Rewe-Tochter Penny laufe etwa aktuell beim Umsatz besser als im von Corona geprägten Vorjahr.
Die Inflation im Euro-Raum war im August getrieben durch hochschießende Energie- und Lebensmittelpreise binnen Jahresfrist um 9,1 Prozent gestiegen, wie das Statistikamt Eurostat mitgeteilt hatte. In Deutschland hatte die Rate 7,9 Prozent erreicht.
Statistiker: Einzelhandel erholt sich leicht im Juli
Laut Statistischem Bundesamt hat sich der Einzelhandel mit Lebensmitteln von den Umsatzeinbrüchen der vergangenen Monate derzeit allerdings wieder etwas erholt: Der Umsatz wuchs demnach im Juli verglichen mit dem Vormonat um 2,1 Prozent, nachdem es in den drei Monaten zuvor einen Einbruch gegeben hatte. Verglichen mit März dieses Jahres wurden aber 6,5 Prozent weniger Lebensmittel verkauft, im Vorjahresvergleich betrug das Minus 4,4 Prozent. Der Einzelhandel insgesamt schloss den Juli mit einem Umsatzplus von 1,9 Prozent verglichen mit Juni ab. Im Vergleich zum Vorjahresmonat machten die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland im Juli aber 2,6 Prozent weniger Umsatz.
"Die Freude über das überraschend gute Ergebnis dürfte nicht lange anhalten", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Das ändert nichts daran, dass der Konsum auf dem absteigenden Ast ist. Mit dem starken Inflationsanstieg und der Gasumlage wird es Konsumenten weiter an den Kragen gehen."