E-Mobilität Wenn der Stromer ohne Strom dasteht
Die Bundesregierung will den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos beschleunigen - und setzt dabei auf die Mithilfe von Autobauern und Stromlieferanten. In Berlin fand dazu ein Spitzengespräch statt.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU offenbart seinen inneren Konflikt nach dem Spitzengespräch mit Wirtschaftsvertretern zur Ladeinfrastruktur: "Sie sehen mich Fifty-Fifty. Nämlich auf der einen Seite rastlos und ruhelos. Und auf der anderen Seite doch zufrieden, was in den letzten Monaten doch gelaufen ist."
Zufrieden kann Scheuer in einer Hinsicht sein: E-Autos sind beliebter denn je. Die Autobauer kommen kaum hinterher mit der Produktion. Klar, dank des Corona-Konjunkturpakets werden derzeit bis zu 9000 Euro oben drauf gelegt. Für den Kunden lohnt sich der Neukauf also.
Es krankt bei der Ladeinfrastruktur
Doch kommt die Mobilitätswende dadurch schneller als gedacht? Nicht unbedingt - und hier kann Scheuer nicht zufrieden sein. Eine Million öffentliche Ladepunkte will die Bundesregierung bis 2030 in Deutschland sehen. Doch bisher sind es gerade einmal etwas mehr als 30.000. Viel zu wenige E-Tankstellen also. Was nutzt da ein E-Auto?
Scheuers Verkehrsministerium will nun in den kommenden Jahren Milliarden Euro zusätzlich investieren. "Es stehen mehr als vier Milliarden Euro zur Verfügung für die Ladeinfrastruktur", sagt der Minister. Bald soll es überall Ladestationen geben: an den Autobahnen, beim Arbeitgeber, beim Einkaufen, zu Hause in der eigenen Garage. "Kurz laden, für alle immer und überall und laden einfach!", fasst Scheuer zusammen.
Das ambitionierte Zwischenziel: Bis Ende 2024 soll jede zweite Tanke auch Strom anbieten. Gerade das Schnellladen ist für die Langstreckentauglichkeit eines batterieelektrischen Autos entscheidend. Doch nicht nur der Ausbau läuft schleppend.
Bezahlchaos an den Stromsäulen
Das Bezahlsystem an den Strom-Tankstellen gleiche einem Chaos, berichten ADAC und E-Autofahrer. Der Status Quo: Wer Strom tanken wolle, könne nicht einfach sofort an jeder Ladesäule sein Auto anstecken, sondern müsse sich erst langwierig registrieren bei vielen unterschiedlichen Anbietern.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU will das Bezahlchaos in den Griff bekommen: "Die Notwendigkeit ein einheitliches Bezahlsystem zu etablieren, das modern und fortschrittlich ist, das leicht zu handhaben ist, grenzüberschreitend anwesend ist." Doch wie genau das aussehen kann, lässt Altmaier offen: "Es gibt eine ganze Reihe an Lösungen, die sich anbieten. Von der Kreditkarte über webbasierte Lade- und Bezahlvorgänge, PayPal und andere." Derzeit sei die Regierung dabei, "alles zu sortieren", so der Wirtschaftsminister.
Das ist also die aktuelle Situation auf dem deutschen Elektroauto-Markt: Die Bundesregierung fördert ihren Kauf, mit dem Ergebnis, dass die Zahl der E-Autos das Wachstum bei den Ladesäulen abhängt. Kommt die Bundesregierung da nicht schneller voran, drohen lange Schlangen an den wenigen Stromtankstellen.