Neue Methode zur Geschlechtsbestimmung bei Hühnereiern
Hintergrund

BVerwG-Urteil Welche Alternativen gibt es zum Kükentöten?

Stand: 13.06.2019 12:03 Uhr

Das Töten männlicher Küken bleibt erlaubt, weil Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei noch nicht marktreif sind. Welche Techniken gibt es? Und wann sind sie einsatzbereit?

Von Quellen: BMEL, AFP

Rund 45 Millionen männliche Eintagsküken werden jedes Jahr in Deutschland getötet. Sie können keine Eier legen, setzen aber wegen ihrer genetischen Züchtung auch nicht genügend Fleisch an. Eine Lösung wäre es, das Geschlecht eines Tieres noch im Ei zu bestimmen. Die Legehennen sollen dann ausgebrütet werden, wohingegen auf das Ausbrüten der Hähne verzichtet würde. Die aussortierten, männlichen Eier kommen dann beispielsweise als Futtermittel in Frage. Zur Geschlechtsbestimmung gibt es mehrere Verfahren.

Durchleuchten

Beim spektroskopischen Verfahren werden die Eier etwa vier Tage lang gebrütet. Dann wird ein spezieller Lichtstrahl in das Ei-Innere geschickt. Das Geschlecht wird durch eine Analyse des reflektierten Lichts bestimmt. Die Methode macht sich dabei die unterschiedliche Größe der männlichen und weiblichen Geschlechtschromosomen zunutze.

Der ganze Testvorgang dauert weniger als zehn Sekunden. In großen Anlagen könnten bis zu 40.000 Eier pro Stunde überprüft werden. Forscher hoffen, dass diese Methode schon bald in großem Maßstab zum Einsatz kommen wird. Ex-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sprach sich auch dafür aus.

Gewebeprobe

Beim Seleggt-Verfahren handelt es sich um eine endokrinologische - also hormonbasierte - Geschlechtsbestimmung. Dabei werden die Eier etwa neun Tage lang bebrütet. Dann wird durch ein Loche in der Schale etwas Flüssigkeit entnommen, ohne dass das Ei-Innere berührt wird. An diesen Proben wird das Geschlecht mit einem biotechnologischen Nachweisverfahren innerhalb kurzer Zeit bestimmt. Ab 2020 soll die Methode allen Brütereien zur Verfügung stehen. 

Rewe untersucht Eier auf das Geschlecht der Küken

Rewe will das Verfahren bereits 2020 flächendeckend einsetzen.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert dieses Verfahren, das vor allem die REWE-Gruppe vorantreibt, mit mehreren Millionen Euro.

Doch das Verfahren ist umstritten. Dies liegt zum einen daran, dass das Geschlecht erst zwischen dem achten und zehnten Bruttag bestimmt wird. Wissenschaftlich ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Embryos dann schon ein Schmerzempfinden haben. Ausgeschlossen wird dies derzeit nur vor dem siebten Bruttag. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt deshalb jede Methode ab, die nach dem sechsten Bruttag angewendet wird. 

Kernspintomografie

An der TU München setzen Forscher auf die Kernspintomografie (MRT), wobei die Technik sowohl das Geschlecht als auch den Befruchtungsstatus bestimmt. Das Verfahren funktioniert bereits ab dem fünften Bruttag und die Eierschale wird dabei nicht beschädigt. Laut den Forschern könnte ein einfaches MRT pro Jahr etwa 20 Millionen Eier scannen. Die zusätzlichen Kosten lägen bei nur rund einem Cent pro Ei.

Diese Methode befindet sich aber noch in der Erprobungsphase. Wissenschaftler der TU München arbeiten aber bereits an einem Prototypen für Brütereien.

Ausbrüten

Eine ganz andere Alternative ist die Aufzucht männlicher Küken. Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen sogenannter Bruderhahn-Initiativen. Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist das Prinzip dabei immer gleich: "Der Eier-Preis beinhaltet einen Aufschlag, mit dem die teure Mast der Legehennen-Brüder quersubventioniert werden." Entsprechende Initiativen gibt es bundesweit, aber auch regional.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 13. Juni 2019 um 12:00 Uhr.