Griechenland, Portugal und Spanien verbessern Handelsbilanz Zarte Hoffnungszeichen aus den Krisenstaaten
Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht erste Zeichen der Entspannung für Spanien, Portugal und Griechenland. Das Minus in der Handelsbilanz der Krisenstaaten habe sich deutlich verringert, ihre Produkte seien "weltmarkttauglicher als oft vermutet" - und der Nutzen weiterer Lohnsenkungen fraglich.
Für die hoch verschuldeten Euro-Krisenstaaten geht es nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wirtschaftlich langsam wieder bergauf. Durch stark gewachsene Exporte hätten Spanien, Portugal und Griechenland ihre Handelsbilanzdefizite deutlich reduzieren können, erklärte das arbeitgebernahe Institut.
Spanien gleicht Handelsbilanz fast aus
So habe Spanien sein Minus im Außenhandel mit Waren und Dienstleistungen zwischen 2008 und 2011 von 5,8 auf 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduziert, Griechenland und Portugal konnten ihre Defizite in der Handelsbilanz demnach immerhin um mehr als die Hälfte abbauen. Zu dieser Entwicklung hat nach Einschätzung der Konjunkturexperten vor allem das dynamische Exportwachstum seit 2009 beigetragen.
Allein im Jahr 2011 seien die Ausfuhren in Portugal, Griechenland und Spanien um schätzungsweise sieben bis neun Prozent gestiegen - und damit in etwa so stark wie in Deutschland. Allerdings waren sie zuvor auch zum Teil deutlich zurückgegangen. In Griechenland zum Beispiel hatten laut IW-Daten im Jahr 2008 die Exporte den Wert von 24,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts. 2011 lag dieser Wert nur noch bei 23,3 Prozent - und das Bruttoinlandsprodukt lag nach mehrjähriger Rezession außerdem auch noch deutlich unter dem von 2008. Zudem sanken 2011 in Portugal die Importe um fünf Prozent, in Griechenland sogar um 14 Prozent. Auch das verbesserte die Außenhandelsbilanz.
"Weltmarkttauglicher als oft vermutet"
"Diese negativen Effekte werden aber auf Dauer umso geringer ausfallen, je stärker die Nachfrage aus dem Ausland für positive Produktions- und Einkommensimpulse sorgt - und genau das versprechen die jüngsten Exportdaten", erklärte das IW. Zudem konnten die Länder, so die Analyse, auf ihren Absatzmärkten Marktanteile hinzugewinnen. Obwohl es nach wie vor großen Reformbedarf gebe, sei das Exportangebot der südeuropäischen Staaten aber offenbar doch weltmarkttauglicher als oft vermutet. Daher sei es auch fraglich, ob - wie von einigen Ökonomen gefordert - tatsächlich weitere drastische Lohnsenkungen von bis zu 30 Prozent nötig seien.
Der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz warnte die Regierungschefs in Europa davor, die Krisenstaaten zu noch größeren Sparbemühungen zu drängen. Der harte Sparkurs in vielen Ländern verstärke den Abschwung, Europa drohe deshalb die zweite Rezession in kurzer Zeit, sagte der frühere Chefökonom der Weltbank der "Süddeutschen Zeitung". Weltweit gebe es kein Beispiel dafür, dass Kürzungen von Löhnen, Renten und Sozialleistungen ein krankes Land genesen ließen.
Widersprüchliche Signale
Nach Einschätzung der Bank Sarasin ist der schlimmste der Teil der Eurokrise vorüber. Die Wirtschaft der Eurozone werde ab dem zweiten Quartal auf den Wachstumspfad zurückkehren, sagte der Chefökonom des Instituts, Jan Amrit Poser. Wichtige Wachstumsimpulse kämen von der internationalen Konjunktur. So schlage sich die sinkende Arbeitslosigkeit in den USA in einer besseren Stimmung der US-Verbraucher nieder, und das könne sich zu einem internationalen Wachstumstreiber entwickeln. Mit einer Entspannung an den Geld- und Kapitalmärkten werde sich der Aufwärtstrend des Euro in den nächsten Quartalen fortsetzen.
Von einer solchen Entspannung war allerdings in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit den Euro-Krisenstaaten wenig zu spüren - im Gegenteil: Nach wochenlanger Entspannung waren die Renditen für spanische und italienische Anleihen wieder deutlich angestiegen, während die Zinsen für deutsche Papiere, die als sicherer Hafen gelten, auf ein historisches Tief fielen.