Auswirkungen der Griechenlandkrise "Keine unmittelbare Bedrohung"
Bedroht die Krise in Griechenland auch die deutsche Konjunktur? Bislang kaum, meint der Wirtschaftsweise Franz in der ARD. Auch für die deutschen Geldinstitute sieht der Hauptgeschäftsführer des Banken-Bundesverbands, Kemmer, eher geringe Risiken. Doch beides gilt nur für den Fall, dass die Krise nicht weiter eskaliert.
Wie sehen die wirtschaftlichen Folgen der griechischen Krise für Deutschland aus? "Der Anteil der Exporte nach Griechenland ist sehr, sehr gering", sagte der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz im ARD-Morgenmagazin. Negative Rückwirkungen auf Deutschland seien in diesem Bereich also kaum zu befürchten. Eine unmittelbare Gefahr für die deutsche Wirtschaft sehe er nicht.
Allerdings würden durch die Krise ausgelöste Turbulenzen auf den Finanzmärkten und beim Eurokurs "die deutsche Wirtschaft treffen" und den kräftigen Aufschwung der deutschen Konjunktur "etwas beeinträchtigen", sagte Franz. Insgesamt stehe Deutschland mit einem Wirtschaftswachstum von voraussichtlich drei Prozent aber sehr gut da.
"Kompliziert, aber nicht unlösbar"
Auch für deutsche Kreditinstitute scheint von der Situation in Griechenland zunächst keine Bedrohung auszugehen. Das Engagement deutscher Banken sei überschaubar, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer im ARD-Morgenmagazin. Die Krise werde die Banken nicht in Bedrängnis bringen. Er rief private Gläubiger und die Politik zu gemeinsamem Handeln auf. "Ich glaube, jeder ist sich der Verantwortung für das Große und Ganze bewusst", sagte Kemmer. Es sei ein kompliziertes Problem, "aber es ist kein unlösbares Problem".
Eine Eskalation der Schuldenkrise in Griechenland hätte aus seiner Sicht gravierende Folgen. Griechenland selbst sei "ein kleines Land". Es bestehe aber die Gefahr, dass die Investoren "verunsichert werden und fragen: Wer kommt als nächstes dran?" Das könnte die Kurse für Staatsanleihen anderer Länder nach seiner Einschätzung ebenfalls nach unten treiben. "Das könnte möglicherweise den Kapitalmarkt austrocknen lassen. Das ist eine Gefahr von Kettenreaktionen, die keiner provozieren möchte", betonte Kemmer.
Die deutschen Banken halten nach seinen Angaben griechische Schuldenpapiere in einem Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro, wie er dem Deutschlandfunk sagte. Eine Beteiligung an einer Griechenland-Rettung schloss Kemmer nicht aus. Die Institute seien sich ihrer Verantwortung bewusst und zu einem Beitrag bereit, sagte er. Zu verschenken hätten die Kreditinstitute allerdings auch nichts. Sie seien ihren Anlegern verpflichtet, stellte Kemmer klar.
Name des Instituts | Summe in Euro |
---|---|
FMS (Bad Bank der HRE) | 7,4 Mrd. |
Commerzbank | 2,9 Mrd. |
Deutsche Bank (inkl. Postbank) | 1,6 Mrd. |
LBBW | 1,4 Mrd. |
Allianz | 1,3 Mrd.* |
Munich Re | 1,1 Mrd. |
EAA (Bad Bank der WestLB) | 1,1 Mrd. |
DZ Bank | 1,0 Mrd. |
NordLB | 273 Mio. |
LBB | 266 Mio.** |
HSH Nordbank | 200 Mio. |
BayernLB | 120 Mio. |
HELABA | 78 Mio.* |
Talanx | 9 Mio.* |
Quelle: Reuters |
*Stand Ende 2010 **umfasst auch Kredite an Private |