Wohnungsnot Immer weniger Baugenehmigungen
Bis August wurden in Deutschland nur 244.605 neue Wohnungen genehmigt, zudem werden zunehmend Aufträge storniert. Ein weiterer Rückschlag für den Plan der Ampel, pro Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen.
Der Rückgang der Baugenehmigungen für neue Wohnungen in Deutschland hat sich weiter beschleunigt. Im August wurden 28.180 neue Wohnungen genehmigt, ein Rückgang von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Von Januar bis August gaben die Behörden damit grünes Licht für den Bau von insgesamt 244.605 Wohnungen, was einem Rückgang von 3,0 Prozent entspricht. Die Entwicklung im August ist nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich der kräftigste seit November 2021.
Besonders stark sank in den ersten acht Monaten die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser, die um 15,8 Prozent auf 55.260 abnahm. "Hier ist allerdings der Basiseffekt infolge des Auslaufens des Baukindergeldes im Vorjahr zu berücksichtigen", so das Statistische Bundesamt. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl genehmigter Wohnungen dagegen um 5,2 Prozent auf 130.746 Wohnungen.
Indikator für künftige Lage am Wohnungsmarkt
Die Zahl der Baugenehmigungen ist angesichts der Wohnungsnot in vielen Städten ein wichtiger Indikator für die künftige Lage am Wohnungsmarkt. Die Entwicklung ist ein erneuter Rückschlag im Bemühen der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen.
Nach Einschätzung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie bremsen hohe Kosten und Unsicherheit den Wohnungsneubau aus. Die Politik müsse mit angemessenen Investitionsanreizen gegensteuern, die den hohen Wohnungsbauzielen auch gerecht würden, forderte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes, Tim-Oliver Müller.
Kostenexplosion und steigende Zinsen
Derzeit deutet nichts auf ein Ende des Abwärtstrends hin. Jüngst hatten die Wirtschaftsforscher des ifo-Instituts von einer sich aufbauenden Stornierungswelle in der Branche berichtet. Im September waren demnach 16,7 Prozent der befragten Unternehmen von Projektabsagen betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat. "Aufgrund der explodierenden Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit dahin", sagte ifo-Forscher Felix Leiss. "Die Baukosten steigen immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine." Zudem werden genehmigte Wohnungen häufig zunächst nicht gebaut, weil die Kapazitäten der Handwerker und Baufirmen nicht ausreichen.
Die Bundesregierung will trotz aller Probleme am Bau durch Kapazitäts- und Materialengpässe, hohe Energiepreise und steigende Zinsen ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich nicht aufgeben. "Wir halten an dem Ziel fest, das muss ausdrücklich gesagt werden", hatte Bundeskanzler Olaf Scholz vorige Woche bei der Vorstellung eines Maßnahmenpakets des sogenannten Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum erklärt.