Kaufverhalten Wie Corona auf den Konsum wirkt
Die Ausgaben der privaten Haushalte sind im Krisenjahr 2020 im Schnitt um drei Prozent gesunken. Doch nicht alle Branchen waren gleichermaßen betroffen.
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schließungen und Lieferengpässe haben sich negativ auf das Kaufverhalten der Deutschen ausgewirkt: Im vergangenen Jahr gingen die Konsumausgaben im Schnitt um drei Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Am stärksten von dem Rückgang betroffen waren das Hotel- und Gaststättengewerbe. Private Haushalte gaben für Essen im Restaurant und Übernachtungen durchschnittlich 102 Euro im Monat aus und damit 35 Prozent weniger als 2019. Die Branche litt besonders unter den Lockdowns, touristische Übernachtungen waren zeitweise ganz verboten. Auch im Bildungsbereich wurde, etwa für Kinderbetreuung und Volkshochschulkurse, deutlich weniger ausgegeben.
Höhere Ausgaben für Inneneinrichtung
Allerdings gaben die Deutschen für bestimmte Produkte und Dienstleistungen mehr aus als im Vorjahr - etwa für Computer, Fahrräder, Nahrungsmittel und Wohnen. Die Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung, wie die befristete Mehrwertsteuersenkung und der Kinderbonus, wirkten sich positiv aus und ließen die Ausgaben hierfür im vergangenen Jahr um neun Prozent gegenüber 2019 steigen.
Die Statistiker verzeichneten bei den Ausgaben für die Ausstattung des Eigenheims den größten Zuwachs mit rund 13 Prozent auf durchschnittlich 160 Euro pro Monat. Angeschafft wurden vor allem größere und kleine Haushaltsgeräte, Heimtextilien und Einrichtungsgegenstände.
Deutsche fürchten teures Weihnachtsgeschäft
Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Allerdings wirkt sich die Corona-Krise noch immer negativ auf die Ausgaben der Privathaushalte aus, etwa aufgrund der Lieferengpässe und der damit verbundenen Preissteigerungen. Besonders die Elektronik-Branche und der Modehandel kämpfen mit Lieferschwierigkeiten. Hintergrund sind große Probleme in den internationalen Logistikketten, die immer mehr auf den deutschen Handel durchschlagen.
Die große Mehrheit der Deutschen fürchtet daher, dass der Kauf der Weihnachtsgeschenke teurer ausfällt als in den vergangenen Jahren, wie eine von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) veröffentlichte repräsentative Umfrage ergab. Außerdem gaben rund 30 Prozent der Befragten an, ihre Weihnachtseinkäufe aufgrund der Lieferprobleme vorziehen zu wollen.
Neue Corona-Maßnahmen zum Black Friday
Ökonomen fürchten, dass neben den Lieferengpässen auch die gestiegenen Infektionszahlen den Konsum in diesem Jahr erneut dämpfen könnten, weil Verbraucher aus Sorge vor Ansteckungen zum Beispiel auf den Besuch von Restaurants verzichten. In den ersten Bundesländern gibt es bereits wieder strengere Regeln zur Bekämpfung der Pandemie. Helaba-Volkswirtin Claudia Windt verwies auf negativen Auswirkungen der neuen Maßnahmen für das anstehende Weihnachtsgeschäft, zumal man frühestens Anfang Dezember sehe, ob die Maßnahmen ausreichten. Profitieren dürfte vor allem der Onlinehandel: Rund 30 Prozent der Befragten der EY-Umfrage gaben an, ihre Weihnachtseinkäufe bevorzugt im Internet zu erledigen.
Für den Einzelhandel kommen die neuen Maßnahmen dagegen zu einer Unzeit: Am kommenden Freitag steht mit dem "Black Friday" ausgerechnet der wichtigste Tag der Shopping-Schnäppchen an, an dem viele Deutsche bereits ihre Weihnachtseinkäufe tätigen. Ursprünglich kommt der Aktionstag aus den USA, wo einen Tag zuvor Thanksgiving gefeiert wird. Schon in den Tagen vor dem Black Friday, die auch als "Black Week" bezeichnet werden, locken Onlineshops und Einzelhändler mit Vergünstigungen.