Wachstumsprognose für Deutschland Lindner optimistischer als der IWF
Finanzminister Lindner hält die aktuelle IWF-Konjunkturprognose für Deutschland für zu pessimistisch. Zwar sei die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer Schwächephase, er gehe aber trotzdem von einem leichten Wachstum aus.
Gestern hatte der Internationalen Währungsfonds (IWF) verkündet, dass er für Deutschland in diesem Jahr mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent rechnet - und löste heute damit den Widerspruch von Finanzminister Christian Lindner aus.
Zwar sei die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer Schwächephase, sagte Lindner am Rande der IWF-Tagung in Washington. Deutschland wachse nicht so stark und entwickele sich nicht so gut wie andere. "Unsere Partner, unsere Freunde, unsere Wettbewerber entwickeln sich teils dynamischer als Deutschland".
Dennoch sei die Rezessionsprognose des IWF zu pessimistisch. "Das deckt sich nicht mit den Erwartungen, die wir hinsichtlich der Wachstumsperspektive der deutschen Wirtschaft haben", sagte er. Auch die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute seien optimistischer. Die deutschen Institute hatten Anfang April ein Mini-Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent vorhergesagt.
Lindner deutete an, dass die Ampel-Koalition bei der nächsten Aktualisierung ihrer Wirtschaftsprognosen noch zuversichtlicher werden dürfte. Die neue Prognose werde womöglich näher bei den jüngsten Schätzungen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute liegen.
Lindner fühlt sich von IWF im Kurs bestätigt
Bestätigt fühlt sich Lindner durch die Empfehlung des IWF, die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren und die Inflation auch dadurch zu bekämpfen, dass Staatsausgaben zurückgenommen werden. "Diesen Rat sollte man sehr ernst nehmen. Die Bundesregierung nimmt diesen Hinweis, wie Sie wissen, außerordentlich ernst", betonte er.
Die Zeit der reinen Verteilungspolitik in Deutschland sei vorbei. "Wir müssen jetzt wieder investieren, erneuern, strukturelle Reformen auf den Weg bringen", sagte Lindner. "Denn mit dem Wohlstand der Vergangenheit können wir die soziale Sicherheit von heute und morgen eben nicht mehr darstellen."
Erneut warb Lindner für ein steuerliches Wachstumspaket, das die Wettbewerbsfähigkeit und die Produktivität der deutschen Wirtschaft stärken solle. Zuletzt hatte er unter anderem Investitionsprämien, steuerliche Forschungsförderung und neue Abschreibungsmöglichkeiten angeregt.