Vorbote der Inflation Preisrutsch im Großhandel
Der Preisdruck lässt weiter nach. Im September sanken die Großhandelspreise um 4,1 Prozent und damit so stark wie seit Mai 2020 nicht mehr. Experten erwarten auch bei der Inflation eine Entlastung.
Sinkende Energiepreise sorgen für schwindenden Preisdruck im Großhandel. Die Großhandelspreise sind im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent gefallen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, handelt es sich um den stärksten Rückgang seit dreieinhalb Jahren. Dabei sanken die Großhandelspreise für Mineralölerzeugnisse um fast 20 Prozent.
Einen deutlichen Preisrutsch verzeichneten die Statistiker auch bei Getreide, chemischen Erzeugnissen und Metallen. Lebensmittel waren dagegen zum Teil deutlich teurer als vor einem Jahr. So stiegen etwa die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln um fast 20 Prozent.
Das Statistische Bundesamt begründet diese Entwicklung mit sogenannten Basiseffekten, das heißt: Waren und Güter, die vor einem Jahr besonders teuer waren, sind jetzt günstiger, wogegen der Preisauftrieb bei den Lebensmitteln im vergangenen Jahr erst später eingesetzt hatte.
Ölpreis steigt wieder
"Wie schon bei Einfuhr- und Erzeugerpreisen kommen nun auch bei den Großhandelspreisen die entlastenden Effekte aus den vergangenen Monaten an", erklärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Diese Effekte halten an, obwohl bereits vor der Nahostkrise der Ölpreis wieder angezogen hat." Die Ölexporteure Saudi-Arabien und Russland hatten sich darauf geeinigt, die Fördermengen zu begrenzen. Gleichzeitig war die weltweite Nachfrage gewachsen.
Die Großhandelspreise gelten als Vorboten der Verbraucherpreisentwicklung, also der Inflation. Für September hatte das Statistische Bundesamt eine Rate von 4,5 Prozent errechnet. In den Monaten zuvor hatte die Teuerung noch bei über sechs Prozent gelegen. "Die Entlastung sollte noch bis in den November hinein weitergehen und auch die Verbraucherpreise günstig beeinflussen", so Ulrich Kater.
Für diese Einschätzung spricht, dass sich mit den Erzeugerpreisen ein weiterer Vorbote der Inflation auf dem Rückzug befindet. Laut Statistischem Bundesamt sanken die Preise der Produzenten landwirtschaftlicher Güter gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,6 Prozent, wobei auch steigende Kosten für Obst und Gemüse das Bild trübten, während sich Milch und Fleisch verbilligten.
"Vier Prozent ist das neue Normal"
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich zum Ziel gesetzt, die Inflationsrate wieder auf etwa zwei Prozent zu drücken. Hendrik Leber, Geschäftsführer der Vermögensverwaltuing Acatis, hält das für unrealistisch. "Vier Prozent ist das neue Normal", sagte Leber in "Update Wirtschaft" auf tagesschau24. "Das kann die Wirtschaft auch relativ gut einplanen."
Die Inflation sei nicht mehr nur von der Menge des umlaufenden Geldes bestimmt, wie es die Lehrbücher vorgäben, sagte Leber. Maßgeblich seien Faktoren wie der teure Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit und die Kosten der aktuellen Krisen.