Konsumklima Die Stimmung bleibt gedämpft
Corona, Krieg, Inflation, Bankenbeben: Insgesamt hält sich die Wirtschaft trotz mehrfacher Krisen recht gut, wenngleich sie Spuren hinterlassen. Wie stark beeindruckt das die Konsumenten?
Durchwachsen: So könnte man die Ergebnisse des aktuellen GfK-Konsumklima-Index zusammenfassen. Ja, die Konsumlaune steigt, zum sechsten Mal in Folge. Aber längst nicht so deutlich wie in den Vormonaten. Und die Stimmung der Konsumenten sei nach wie vor auf einem historischen Tief, sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung, GfK: "Wir sehen im Moment ein Niveau, das wir, wenn wir bis 1980 zurückgehen, noch nicht gesehen haben. Es ist ein Novum, dass die Stimmung trotz stabiler Beschäftigungslage und relativ niedriger Arbeitslosigkeit doch so gedrückt ist."
Die vielen Krisen der vergangenen Monate und Jahre verderben die Stimmung: die Corona-Pandemie mit Lockdowns, die nach wie vor ungewöhnlich hohe Inflation, der Krieg in der Ukraine. "Das erzeugt eine Krisenstimmung. Es ist für jeden Manager und jeden privaten Haushalt eine Situation, in der man neu nachdenken muss", konstatiert Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank. Erkennbar ist die schlechte Stimmung auch daran, dass die Anschaffungsneigung laut GfK auf niedrigem Niveau stagniert. Es herrsche trotz guter Beschäftigungslage große Unsicherheit. Gerade auf größere Anschaffungen verzichteten viele.
Hoffnung auf gute Tarifabschlüsse
Aber auch beim täglichen Einkauf sitzt das Geld alles andere als locker. Das mag verwundern, denn gleichzeitig rechnen die Konsumenten laut GfK aktuell damit, dass ihr Einkommen eher steigen wird. "Hier sind doch auch gewisse Hoffnungen, dass trotz der hohen Inflation die Kaufkraftverluste nicht so hoch sein werden, weil zum Beispiel die Tariferhöhungen etwas stärker ausfallen werden als in den Jahren zuvor", erklärt GfK-Experte Bürkl den scheinbaren Widerspruch.
Dass das die Einbußen bei den Reallöhnen der vergangenen Jahre ausgleichen kann, darf jedoch bezweifelt werden. Vielleicht auch deshalb lautet das Fazit der GfK: Der Konsum wird als wichtige Konjunkturstütze zumindest in der ersten Jahreshälfte ausfallen.
Technische Rezession nicht ausgeschlossen
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht - wie andere Ökonomen - davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im zu Ende gehenden ersten Quartal des Jahres leicht geschrumpft ist. Das wäre das zweite Quartal in Folge ein Minus. Damit befände sich Deutschland dann zumindest technisch in einer Rezession.
Ob es dazu kommt oder ob Deutschland am Ende doch knapp an einer Rezession vorbeischrammt, darüber streiten die Ökonomen noch. Aber eines sehen fast alle so: Die deutsche Wirtschaft hat diesen Winter trotz Energiekrise und Inflation besser überstanden als befürchtet. Und spätestens in der zweiten Jahreshälfte hat sie gute Chancen auf neuerliches - wenn auch schwaches - Wachstum.