Wirtschaftliche Probleme Chinas Pläne gegen die Konjunkturschwäche
Mit einigen Konjunkturmaßnahmen und personellen Veränderungen an Schlüsselstellen will China die wirtschaftliche Krise überwinden. Ob so eine Kehrtwende gelingen kann, wird sich noch zeigen müssen.
Wie bereits seit längerem an den Kapitalmärkten vermutet, hat China einen neuen Chef der Zentralbank berufen. Vize-Präsident Pan Gongsheng löst Yi Gang an der Spitze der Notenbank ab, berichten chinesische Medien. Pan war seit 2012 Vize der Notenbank. Er hatte auch in Cambridge und Harvard geforscht.
Zu seinen wichtigsten Aufgaben wird es gehören, die Lage am Immobilienmarkt zu deeskalieren, die Währung Yuan zu stabilisieren und mit geeigneten Maßnahmen ein Abgleiten Chinas in die Deflation zu verhindern sowie die Konjunktur nach dem Ende der Covid-Lockdowns zu beleben.
Mehr private Investitionen
Gerade am Montag hatte das Politbüro auf seiner jüngsten Sitzung einige Konjunkturmaßnahmen versprochen. Dazu gehöre eine "umsichtige" Geldpolitik und eine stabile Währung. Beschlossen wurde, die Binnennachfrage zu steigern, das Vertrauen in den Markt zu stärken und finanzielle Risiken zu entschärfen.
So soll der private Sektor eine eigene Investitionspolitik erhalten und sein Geschäftsumfeld soll verbessert werden. Private Investitionen sollen vor allem in Bereiche wie Energie, Wasser, Infrastruktur, Verkehr und Landwirtschaft fließen.
Steuern und Abgaben senken
Außerdem sollen Steuern und Abgaben gesenkt und geldpolitische Maßnahmen voll ausgeschöpft werden. Der Yuan solle auf "angemessenem Niveau" stabil gehalten werden. Der Konsum müsse angekurbelt werden. Besonders soll die Nachfrage nach Automobilen, elektronischen Geräten und Haushaltsgeräten unterstützt werden.
Zugleich will die Regierung Maßnahmen beschließen, um den Verkauf von Elektrofahrzeugen auf dem Land zu fördern. Dazu gehört auch, günstigere Steuern für den Kauf von Elektroautos zu verlängern.
Die Pläne seien noch wenig konkret im Umfang der Unterstützung, urteilt Tommy Wu, Senior Economist der Commerzbank. "Wir werden wahrscheinlich darauf warten müssen, dass verschiedene Ministerien und lokale Regierungen in den kommenden Wochen konkretere Pläne bekannt geben."
Neue Maßnahmen wahrscheinlich auf dem Weg
Zwar würden wahrscheinlich neue Maßnahmen zur Unterstützung des Konsums, des Immobiliensektors, der Infrastrukturinvestitionen und der Kreditkonditionen kommen. Doch diese dürften gerade ausreichen, damit die Wirtschaft das offizielle Ziel von rund fünf Prozent Wachstum erreiche.
Auch Shou-Pin Choo, Portfolio Manager, Asia & EM Equity, UBS Asset Management, erwartet weiteres wirtschaftliches Wachstum in China: "Wir gehen davon aus, dass sich der konsumgetriebene Aufschwung in China in gemäßigtem Tempo fortsetzen wird und erwarten, dass Verbraucher mit höherem Einkommen bereit sind, mehr für qualitativ bessere Produkte und Dienstleistungen zu zahlen."
Die chinesische Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 6,3 Prozent gewachsen, wie China am Montag mitgeteilt hatte. Das war deutlich weniger als die Markterwartung von 7,3 Prozent. Indessen hat der Internationale Währungsfonds IWF seine Wachstumsprognose für China von 5,2 Prozent bekräftigt. Für das kommende Jahr erwartet er für China nach wie vor ein Plus von 4,5 Prozent.