Erstes Quartal 2022 Chinas Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Corona sorgt in China für weniger Konsum und mehr Arbeitslose: Die Wirtschaft ist im ersten Quartal zwar um 4,8 Prozent gewachsen. Es dürfte aber schwierig werden, das Regierungsziel von 5,5 Prozent Wachstum für 2022 zu erreichen.
Trotz der Einschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie hat China im ersten Quartal noch ein unerwartet starkes Wachstum von 4,8 Prozent erreicht. Der konjunkturelle Schwung der zweitgrößten Volkswirtschaft schwächt sich aber nach Angaben des Pekinger Statistikamtes seit März ab.
"Der wirtschaftliche Abwärtsdruck hat zugenommen", sagte der Sprecher Fu Linghui vor der Presse in Peking. Der heimische Konsum habe abgenommen. "Seit März hat sich die Lage in der Welt kompliziert entwickelt. Die Auswirkungen der Epidemie im Land dauern an", sagte er weiter.
Viele Bereiche beeinträchtigt
Die Probleme in der Produktion und dem Betrieb von chinesischen Unternehmen hätten zugenommen. Auch Transport und Logistik seien beeinträchtigt. Chinas Regierung hatte 5,5 Prozent als Wachstumsziel für das ganze Jahr vorgegeben. Dabei konnten aber das ganze Ausmaß des Corona-Ausbruchs und der Ausgangssperren sowie die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Das Wachstum im ersten Quartal liegt über den Vorhersagen von Experten, die nur mit etwas mehr als vier Prozent gerechnet hatten. Der Anstieg war auch stärker als im schwachen vierten Quartal des Vorjahres, als nur 4,0 Prozent erreicht worden waren.
Umsätze im Einzelhandel eingebrochen
Erwartet wird, dass die Corona-Beschränkungen die Konjunktur aber im zweiten Quartal weiter abschwächen dürften. Ein Hinweis darauf ist der überraschend starke Rückgang der Einzelhandelsumsätze im März um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Die Industrieproduktion entwickelte sich aber mit einem Plus von 5,0 Prozent noch etwas besser als erwartet. Die Anlageinvestitionen stiegen im ersten Quartal insgesamt mit 9,3 Prozent auch stärker als vorhergesagt. Im März waren sie aber spürbar schwächer und legten nur um 0,61 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
China erlebt gerade die größte Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Da das bevölkerungsreichste Land eine strenge Null-Covid-Politik verfolgt, herrschen in Shanghai und anderen Metropolen weitgehende Ausgangssperren. Zig Millionen Menschen können ihre Wohnungen nicht verlassen. Viele Firmen müssen den Betrieb einstellen. Auch der Frachtverkehr ist eingeschränkt.
Zentralbank will Wirtschaft ankurbeln
Die Beeinträchtigungen dürften noch Wochen andauern. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die Zentralbank am Freitag angekündigt, die Mindestreserven der Banken leicht zu senken. Damit sollen der Wirtschaft langfristig rund 530 Milliarden Yuan (76 Milliarden Euro) an Liquidität zugeführt werden.
Chinas Wirtschaft hatte im vergangenen Jahr ein starkes Wachstum von 8,1 Prozent erreicht, auch wenn der Schwung im vierten Quartal deutlich nachgelassen hatte. Der starke Zuwachs 2021 erklärte sich allerdings auch durch die niedrige Vergleichsbasis 2020, als die Pandemie die Wirtschaft gelähmt hatte.