Minus bei den Bestellungen im Juli Industrie erhält überraschend weniger Aufträge
Das kräftige Wirtschaftswachstum schürt seit Monaten den Optimismus der Firmen und Konjunkturforscher. Doch in die Aufschwungmeldungen mischen sich erste Anzeichen einer Abkühlung der Konjunktur. Die Industrie erhielt im Juli überraschenderweise deutlich weniger Aufträge als im Juni.
Nach dem starken Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal hat die deutsche Industrie im Juli überraschenderweise deutlich weniger Bestellungen erhalten. Bei den Firmen gingen nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 2,2 Prozent weniger Aufträge ein als im Juni. Das war das größte Minus seit Februar 2009. Im Vorjahresvergleich setzte sich der Aufwärtstrend allerdings fort. Der Wert der Bestellungen lag 17,7 Prozent höher als im Juli 2009.
Für den Rückgang der Aufträge gegenüber Juni des laufenden Jahres waren laut Wirtschaftsministerium mehrere Gründe verantwortlich. Die Zahl der Großaufträge ging besonders stark zurück. Bei den Bestellungen aus dem Ausland fiel das Minus mit 3,7 Prozent ebenfalls weit überdurchschnittlich aus. Einen herben Dämpfer erlebten die Hersteller von Maschinen, Anlagen und anderen Investitionsgütern, die 5,5 Prozent weniger Aufträge erhielten.
Exportfirmen bleiben optimistisch
Die deutschen Exportfirmen spüren nach eigenen Angaben allerdings noch nichts von einer Konjunkturabkühlung. "Die Auftragsbücher sind relativ gut gefüllt", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem Umsatzplus von "deutlich über zehn Prozent". Die Unternehmen arbeiteten den schweren Einbruch der Wirtschaftskrise derzeit in "atemberaubendem Tempo" auf, sagte Börner. "In einigen Bereichen können wir bereits im nächsten Jahr wieder die Zahlen des Rekordjahres 2008 erreichen und sogar übertreffen."
Allerdings sei die Unsicherheit über den Konjunkturverlauf nach wie vor groß. "Das vierte Quartal ist entscheidend", betonte der Verbandschef. Eine wichtige Rolle spiele die Entwicklung der USA als weltgrößter Volkswirtschaft, betonte Börner. "Wenn Amerika wirklich abstürzen sollte, dann wird das Wachstum in Deutschland so nicht weitergehen."
HWWI erwartet 3,4 Prozent Wachstum
Angesichts der guten Entwicklung im zweiten Quartal korrigierten unterdessen weitere Konjunkturforscher ihre Wachstumsprognosen nach oben. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) erwartet nun für das laufenden Jahr einen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 3,4 Prozent. Im Juni hatte das HWWI noch ein Plus von lediglich 1,5 Prozent prognostiziert.