Bruttoinlandsprodukt legt leicht zu Deutsche Wirtschaft wächst wieder
Zum ersten Mal seit einem Jahr haben die Statistiker wieder ein Wirtschaftswachstum in Deutschland registriert. Nach dem rasanten Absturz seit Anfang 2008 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Kauflust und die Staatsausgaben beförderten den positiven Trend.
Der rasante Absturz der deutschen Wirtschaft ist gestoppt. Im Frühjahr hat sich die Wirtschaft überraschend schnell erholt und ist erstmals seit Anfang 2008 wieder gewachsen. Zum Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben des Statistischen Bundesamts real um 0,3 Prozent zu. Zugleich fiel der Absturz im ersten Quartal mit minus 3,5 Prozent deutlich schwächer aus als zunächst berechnet (minus 3,8 Prozent).
Privater Konsum und Staatsausgaben sorgen für positiven Trend
Gründe für das leichte Wachstum sind nach den Angaben der Statistiker der private Verbrauch, die staatlichen Konsumausgaben sowie die Bauinvestitionen. Auch der Außenhandel stärkte das Wachstum, obwohl wegen der Flaute in der Weltwirtschaft die Nachfrage nach deutschen Exportgütern sank. Da die Importe aber stärker zurückgingen als die Exporte, gab es einen positiven Beitrag des Außenhandels. Viele Unternehmen bremsten jedoch das Wachstum, weil sie ihre Lager abbauten.
"Die Industrie hat das Schlimmste überstanden, auch weil die Weltwirtschaft sich erholt - allerdings nur langsam. Das Risiko für Deutschland bleibt ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit. Sollte im Herbst Kurzarbeit verstärkt in Entlassungen umgewandelt werden, dämpft das die Löhne und den Konsum."
"Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass die Rezession zu Ende ist. (...) Wir haben viele Probleme nicht gelöst, insbesondere ist der Bankensektor nach wie vor auf den staatlichen Schutzschirm angewiesen. Solange nicht geklärt ist, dass die Kapitalbasis der Banken robust ist, können wir nicht davon ausgehen, dass die Krise vorbei ist. Japan ist hier ein mahnendes Beispiel."
"Auf dem Niveau von 2005"
Die Wirtschaft kommt überraschend schnell aus dem Tal: Viele Volkswirte hatten für das Frühjahr einen weiteren Rückgang des BIP prognostiziert. Rein statistisch gesehen ist die Rezession mit dem leichten Plus beim BIP beendet.
Rezession bezeichnet eine Phase stagnierenden oder negativen Wirtschaftswachstums, meist einhergehend mit anhaltenden Kursverlusten an der Börse. Eine Rezession ist gegeben, wenn die Wirtschaft zwei Quartale hintereinander nicht wächst oder schrumpft. Eine ausgeprägte Form dieser Konjunktur-Abkühlung ist die Depression. Sie beschreibt den nachhaltigen konjunkturellen Niedergang, der sich in einer erheblichen Schrumpfung des Sozialprodukts, Deflation und hoher Arbeitslosigkeit äußert.
Für eine endgültige Entwarnung ist es aber noch zu früh: Wegen des dramatischen Einbruchs vom Jahresanfang - dem schwersten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1970 - steht die deutsche Wirtschaft viel schlechter da als vor einem Jahr. Im Vorjahresvergleich sank das BIP um 7,1 Prozent. Kalenderbereinigt waren es minus 5,9 Prozent, weil drei Arbeitstage weniger zur Verfügung standen. "Die Wirtschaftsleistung befindet sich gerade erst wieder auf dem Niveau von 2005", sagte ein Volkswirt des Statistischen Bundesamtes.
Als klassischer Präsenzindikator gilt das monatlich gemessene Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es gibt die Gesamtleistung einer Volkswirtschaft an und misst dafür den Wert aller im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen. Im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt (BSP) spielt es bei der Berechnung des BIP keine Rolle, ob eine Leistung von Inländern oder Ausländern erbracht wurde. Schwankungen und Trends des Bruttoinlandsproduktes geben gute Hinweise auf den Verlauf der Konjunktur.
Guttenberg: Talsohle durchschritten
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hält die Talsohle der Konjunkturkrise für durchschritten. "Die Stabilisierung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal ist noch etwas günstiger ausgefallen, als wir erwartet haben", sagte Guttenberg. Die Zahlen seien ermutigend: "Sie belegen, dass der stärkste Einbruch der Wirtschaftsleistung hinter uns liegen dürfte." Die Konjunkturprogramme der Bundesregierung zeigten Wirkung, so dass nun eine nachhaltige konjunkturelle Erholung möglich sei. "Allerdings gibt es keinen Anlass zur Euphorie, denn es ist noch ein weiter Weg bis unsere Wirtschaft das Vorjahresniveau erreicht", sagte Guttenberg.