Galeria Karstadt Kaufhof Gläubiger stimmen für Sanierungsplan
Die Zerschlagung von Galeria Karstadt Kaufhof ist vorerst vom Tisch: Die Gläubigerversammlung hat den Rettungsplan mehrheitlich gebilligt. Sie verzichten damit auf Milliarden - und Tausende Mitarbeitende verlieren ihre Jobs.
Sechs Stunden lang hatten sie in der Essener Messe mit der Geschäftsleitung, dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz und Sacherwalter Frank Kebekus gerungen - dann stand fest: Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat dem Insolvenzplan zur Rettung der letzten großen deutschen Warenhauskette zugestimmt. In einem Mitarbeiterbrief sagte GKK-Chef Miguel Müllenbach: "Der heutige Tag ist der Startschuss für einen Neuanfang, denn unser Unternehmen hat jetzt wieder eine gesunde Basis und die Aussicht auf eine sichere Zukunft."
Vor der Gläubigerversammlung demonstrierten Mitarbeiter für den Erhalt ihrer Atbeitsplätze.
47 Filialen stehen vor dem Aus
Tausende Mitarbeitende werden jedoch ihre Jobs verlieren. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di werden mehr als 5000 Stellen gestrichen, Kebekus zufolge geht es um mehr als 4000 Stellen. 47 Filialen stehen vor dem endgültigen Aus. Bisher gab es 172 Karstadt- und Kaufhof-Filialen in Deutschland.
Vor der Halle demonstrierten einzelne Betriebsräte und ver.di-Tarifkommissionsmitglieder gegen die geplanten Streichungen. "Das ist ein Plan, und Pläne können angepasst und verändert werden", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Es gelte dranzubleiben und weiter für die von Kürzungen bedrohten Filialen und die betroffenen Arbeitsplätze zu kämpfen. Insolvenzverwalter, Management und der Eigentümer Signa müssten in die Verantwortung genommen werden. Gleichzeitig müsse weiter mit den Kommunen über die Zukunft der Filialen gesprochen werden.
Gläubiger verzichten auf Milliarden
Das Insolvenzfahren soll nach den Plänen der Unternehmensführung noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Der Warenhausriese könne sich dann voraussichtlich schon im Oktober wieder ohne insolvenzrechtliche Einschränkungen und schuldenfrei dem Wettbewerb um die Kunden stellen, betonte Müllenbach.
Für die Gläubiger bedeutet der Schritt den Verzicht auf einen Großteil des Geldes, das ihnen der Warenhauskonzern noch schuldet. Insgesamt müssen die Lieferanten, Vermieter und sonstigen Gläubiger nach Medienberichten mehr als zwei Milliarden Euro aufgeben.
Galeria Karstadt Kaufhof gehört ebenso wie zahlreiche Warenhaus-Immobilien der Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Nach der ersten Karstadt-Insolvenz im Jahr 2009 hatte Benko im Jahr 2013 die Mehrheit gekauft und die Warenhauskette 2015 komplett übernommen. 2018 fusionierten dann Karstadt und Galeria Kaufhof, im Sommer übernahm Signa sämtliche Anteile.
Karstadt und Kaufhof waren bereits in der Vergangenheit durch den erbitterten Wettbewerb mit Online-Händlern in die Krise geraten. Aufgrund der Einnahmeausfälle in der Corona-Krise hatte der Konzern Insolvenz angemeldet.