Warum Karstadt in der Krise steckt Die fünf Probleme des René Benko
Wer geht noch zu Karstadt? Wo H&M doch viel hipper ist, Amazon und Ebay viel bequemer sind - und die Einkaufszentren eine viel größere Auswahl bieten. Die übermächtige Konkurrenz ist aber nur eines der Probleme, die auf den neuen Karstadt-Eigner warten. Ein Überblick.
Übermächtige Konkurrenz
Die Warenhäuser in Deutschland haben massiv an Marktanteilen verloren. Stattdessen zieht es Käufer beispielsweise zu Modeketten wie H&M, Zara oder Primark, die mit preiswerten, schnell wechselnden Kollektionen aufwarten. Auch der Erfolg großer Einkaufszentren geht zulasten der Vollsortimenter wie Karstadt. "Alles unter einem Dach" gibt es dort auch - aber in größerer Auswahl als in den Warenhäusern.
Schwaches Onlinegeschäft
Der Onlinehandel wächst rasant. Ausgerechnet hier hinkt Karstadt aussichtslos hinterher. Während die meisten Internetanbieter im vergangenen Weihnachtsgeschäft zweistellige Zuwachsraten verzeichneten, schrumpften die Onlineumsätze des Essener Traditionskonzerns.
Unklare Markenposition
Der bis Ende 2013 amtierende Karstadt-Chef Andrew Jennings versuchte, dem Warenhaus ein jugendliches Image zu verpassen. Er wollte den Konzern stärker auf Mode ausrichten, setzte auf neue trendige Marken und gab Bereiche wie die Elektronik auf. Dieser Kurs verschreckte die Stammkundschaft - ohne neue Zielgruppen in gleichem Maße zu erreichen.
Frustrierte Mitarbeiter
Die Karstadt-Mitarbeiter leben in stetiger Unsicherheit - keiner weiß, wie sicher sein Job ist oder ob seine Filiale in einigen Monaten überhaupt noch existiert. Das zehrt. Die Beschäftigten seien vom vermeintlichen Retter Nicolas Berggruen "bitter getäuscht worden", sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Vermutlich wird Berggruen-Nachfolger René Benko auf einen noch härteren Sanierungskurs drängte. Wie will da Aufbruchstimmung aufkommen?
Großer Investitionsstau
Die meisten Branchenkenner sind sich einig, dass bei Karstadt in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde. Nach Ansicht von Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein wären mindestens 1,5 Milliarden Euro nötig, um das Unternehmen wieder attraktiver für die Kundschaft zu machen.