Tücken der Statistik zur Jugendarbeitslosigkeit Wie aus 55 Prozent 16 werden
Die EU-Politik hat die Jugendarbeitslosigkeit als drängendes Problem entdeckt. Oft zitiert wird eine Statistik, die Horror-Werte von bis zu 55 Prozent enthält. Doch diese Statistik hat Tücken. Eurostat selbst sah sich jetzt veranlasst, darauf hinzuweisen.
Die Lage der Jugendlichen in Europa ist schlimm, aber nicht so schlimm, wie es die auch von vielen Politikern oft zitierten Arbeitslosenzahlen vermuten lassen. Denn die beziehen sich fast immer auf die Jugendarbeitslosenquote. Gerade bei Jugendlichen ist es aber aussagekräftiger, den Arbeitslosenanteil zu betrachten.
Phonetisch fast kein Unterschied ...
Arbeitslosenquote - Arbeitslosenanteil: Phonetisch macht das fast keinen Unterschied, im Ergebnis aber schon. So lag die Jugendarbeitslosenquote in Griechenland Ende 2012 bei 55 Prozent, der Arbeitslosenanteil aber nur bei 16 Prozent. Auch die spanischen Werte gehen von 53 auf 20 Prozent herunter.
... im Ergebnis aber eine enorme Differenz
Diese enorme Differenz erklärt sich aus der Tatsache, dass ein Großteil der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren - diese Altersgruppe wird von der Statistik erfasst - sich in der Ausbildung befindet oder aus anderen Gründen keinen Job sucht. Die werden deshalb nicht zur sogenannten Erwerbsbevölkerung gezählt. Eine Arbeitslosenquote stellt aber das Verhältnis der Jobsuchenden zur Erwerbsbevölkerung dar. Das Verhältnis der Jobsuchenden zur Gesamtbevölkerung wird als Arbeitslosenanteil bezeichnet.
In Zahlen: In den 28 EU-Staaten gibt es rund 57 Millionen Jugendliche. Davon sind 5,5 Millionen arbeitslos. Das macht einen Anteil von knapp zehn Prozent. Setzt man die 5,5 Millionen allerdings ins Verhältnis zu den erwerbstätigen Jugendlichen - das sind knapp 19 Millionen - kommt man auf die erschreckende Zahl von 23 Prozent.
Deutschland steht gut da - egal bei welchem Wert
Aber in der Realität ist alles noch verwirrender. Denn es gibt ja viele Jugendliche, die studieren oder eine Lehre absolvieren und gleichzeitig einem Nebenjob nachgehen. Dann werden sie zu den Erwerbstätigen gerechnet. Und es gibt Studenten und Lehrlinge, die aktiv einen Nebenjob suchen. Dann werden sie den Arbeitslosen hinzugerechnet. Immerhin 1,3 Millionen Jugendliche sind so europaweit zwar als arbeitslos registriert, aber sie befinden sich zugleich in Ausbildung.
Die Bundesrepublik steht übrigens in der EU am besten da, egal welchen Wert man betrachtet: Die Jugendarbeitslosenquote beträgt hierzulande acht Prozent, der Jugendarbeitslosenanteil vier Prozent.