Japans Wirtschaft in der Rezession Gerät "Abenomics" außer Kontrolle?
Mit revolutionären Methoden wollte Premier Abe die japanische Wirtschaft wiederbeleben. Nun aber droht "Abenomics" außer Kontrolle zu geraten: Nach dem Megaeinbruch im zweiten Quartal ist das BIP von Juli bis September erneut gesunken. Was nun?
Ökonomen hatten ein sattes Plus vorhergesagt - stattdessen ist Japans Wirtschaft im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 1,6 Prozent geschrumpft. Nach dem Megaeinbruch im Frühjahr (hochgerechnet minus 6,8 Prozent) war es das zweite Minusquartal in Folge. Das Land steckt damit mitten in der Rezession.
Der erneute Rückgang nährt Zweifel an der revolutionären Wirtschaftspolitik ("Abenomics"), die Premier Shinzo Abe propagiert. Japan leidet seit den 90er-Jahren unter schwachem Wachstum und fehlender Teuerung. Um die Wirtschaft aus ihrer Lethargie zu reißen, legte Abe nach seinem Amtsantritt 2012 umfangreiche staatliche Konjunkturpakete auf - obwohl Japan mit einer Verschuldung von rund 250 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt als die am höchsten verschuldete Industrienation der Welt gilt.
Zudem warf die Bank of Japan in ungekanntem Ausmaß die Notenpresse an, um den Yen im Vergleich zu Euro, US-Dollar oder dem chinesischen Renminbi zu verbilligen. Dahinter stand das Ziel, Japans Exportwirtschaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger zu machen. Trotz der Maßnahmen wuchs Japans Inlandsprodukt 2013 nur mäßig um 1,2 Prozent - und nun schrumpft es sogar.
"Abenomics" und Steuererhöhung - das vertrug sich nicht
Als Hauptgrund für den Sturz in die Rezession gilt die Mehrwertsteuererhöhung von fünf auf acht Prozent im April. Seitdem lahmt der private Konsum, vor allem bei größeren Anschaffungen halten sich die Japaner zurück. Das Parlament hatte die Erhöhung bereits beschlossen, bevor Abe im September 2012 ins Amt kam. Auf eine Revision der Entscheidung drängte der Premier allerdings nicht - vielleicht auch, weil er die Einnahmen aus der Steuer braucht, um die Staatsverschuldung nicht noch weiter explodieren zu lassen.
Trotzdem gilt nun als wahrscheinlich, dass Abe die für 2015 geplante nochmalige Erhöhung der Mehrwertsteuer auf dann zehn Prozent absagt. "Das ist absolut nicht die Situation, in der wir über eine weitere Anhebung debattieren sollten", meinte der Ökonom Etsuro Honda von der Universität von Shizuoka. Auch in Abes Partei LDP wird laut über eine Verschiebung nachgedacht. "Ich denke, der Ministerpräsident wird die für geplante Erhöhung abblasen", sagte ein LDP-Abgeordneter.
Zudem wird in japanischen Medien darüber spekuliert, dass Abe Neuwahlen ausrufen könnte, um mehr Rückhalt für "Abenomics" zu bekommen. Die Entscheidung darüber soll noch in dieser Woche fallen.