Fluglinie kollabiert unter Schuldenlast Japan Airlines muss in die Insolvenz
Die einst staatliche Fluggesellschaft Japan Airlines begibt sich notgedrungen wieder unter staatliche Aufsicht: Die hoch verschuldete JAL stellte einen Insolvenzantrag, der komplette Vorstand trat zurück. Eine staatliche Sanierungsgesellschaft schießt nun Milliarden zu und übernimmt die Sanierung.
Die japanische Fluggesellschaft JAL hat Insolvenz angemeldet. Es ist eine der größten Firmenpleiten in der Geschichte Japans. Die staatliche Sanierungsgesellschaft Enterprise Turnaround Initiative Corp (ETIC) teilte mit, JAL habe Gläubigerschutz beantragt. Das Unternehmen solle mit einer Kapitalspritze in Höhe von rund 300 Milliarden Yen (rund 2,3 Milliarden Euro) und einer Kreditlinie in doppelter Höhe vor dem Aus bewahrt werden.
Knapp 16.000 Arbeitsplätze werden gestrichen
Die größte asiatische Fluggesellschaft, die unter Schulden in Höhe von umgerechnet 17,8 Milliarden Euro und sinkenden Passagierzahlen leidet, soll nun saniert werden. Der Schritt war seit Tagen erwartet worden. Vorgesehen ist, dass die Fluglinie mit Hilfe einer staatlichen Sanierungsgesellschaft radikal umstrukturiert wird - ähnlich wie General Motors in den USA. Nur dank milliardenschwerer Notkredite kann die einstige Staats-Airline, die 1987 privatisiert wurde, ihren Betrieb derzeit noch aufrecht erhalten.
Der Staat will während der Sanierung den Flugbetrieb sicherstellen. Unter anderem sollen im Zuge der Insolvenz rund 15.700 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das ist ein Drittel der gesamten Belegschaft. Zudem war bereits vereinbart worden, bei den Pensionszahlungen zu sparen. Der zuständige Transportminister, Seiji Maehara, sagte heute auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: "Eigentlich hätte die Firma das Aus verkünden müssen. Aber wir wollen die Fehler, die gemacht wurden, korrigieren. Dafür müssen alle zusammenarbeiten, wie das die Angestellten und Pensionäre gemacht haben, die auf einen Teil ihrer Rente verzichten. Der heute eingeschlagene Weg der Insolvenz ist gleichzeitig ein neuer Startpunkt für JAL."
Mehrere internationale Konkurrenten hoffen auf eine Zusammenarbeit mit der japanischen Fluggesellschaft, um von deren wertvollen Start- und Landerechten in Asien profitieren zu können. Angebote der US-Gesellschaften Delta und American Airlines, bei JAL einzusteigen, wurden aber bislang abgelehnt.
Probleme bereits seit Jahren
Die Airline steckt schon seit einiger Zeit in Schwierigkeiten. Schon lange, bevor JAL die Folgen der globalen Wirtschaftskrise zu spüren bekam, machten wiederholte Sicherheitsprobleme, innere Machtrangeleien, verschwenderische Ausgaben für Hotels und andere nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche und die teure Kostenstruktur dem Unternehmen zu schaffen. Doch JAL erhielt immer wieder Steuergelder in Milliardenhöhe von den konservativen Vorgängerregierungen der Liberaldemokratischen Partei (LDP). Dafür wurde die Fluglinie gezwungen, viele in der Provinz gebaute Flughäfen trotz weniger Passagiere und hoher Gebühren anzufliegen. Die seit September regierende Demokratische Partei (DPJ) von Ministerpräsident Yukio Hatoyama zog nun die Notbremse und ließ erstmals ein großes, der öffentlichen Hand nahestehendes Traditionsunternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gehen.
Neuer Vorstand, neuer Präsident
Mit dem Insolvenzantrag trat auch das komplette Direktorium des Konzerns zurück, darunter Präsident Haruka Nishimatsu. Nachfolger wird der 77-jährige Gründer des Technologiekonzerns Kyocera, Kazuo Inamori.