Kredite für Griechenland Reichen 45 Milliarden Euro nicht aus?
Bei der IWF-Frühjahrstagung in Washington drückt die dramatische Bitte der Griechen um Milliarden-Kredite auf die Stimmung. Und einige Teilnehmer befürchten bereits, das 45-Milliarden-Euro-Paket könnte noch nicht einmal ausreichen.
Von Anna Engelke, NDR-Hörfunkstudio Washington
Die Bitte der Griechen um einen Milliardenkredit ist das bestimmende Thema bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Auf der Pressekonferenz von IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn ging es gleich in den ersten Fragen ausschließlich um Griechenland.
Der griechische Finanzminister war extra nach Washington gekommen, um sich mit Strauss-Kahn zu treffen. Denn nicht nur die Euroländer sollen den Griechen Geld leihen - insgesamt 30 Milliarden Euro, sondern auch der IWF - 15 Milliarden Euro. Strauss-Kahn gab sich bei diesem Thema aber extrem schmallippig. Er habe mit dem griechischen Minister gesprochen, sagte er lediglich. Und alle Ergebnisse würden am Ende der Verhandlungen bekannt gegeben. Das war`s. Mehr wollte der IWF-Direktor trotz mehrfacher Nachfrage nicht verraten. Kein Wort zu den Auflagen des IWF oder zur voraussichtlichen Dauer der Verhandlungen.
Ein griechischer Fernsehjournalist versuchte es dann noch einmal anders. Ob Strauss-Kahn eine Botschaft für die Griechen habe, denn die Mehrheit der Griechen denke sehr schlecht vom IWF? Strauss-Kahn antwortete, "unglücklicherweise sind die Griechen nicht die einzigen, die den IWF dämonisieren". Griechenland und auch andere Staaten sollten den Internationalen Währungsfonds aber so sehen, wie er heute sei - als eine Organisation, die auf Zusammenarbeit setze. "Die Griechen sollten deshalb keine Angst vor dem IWF haben, wir versuchen ihnen zu helfen", versicherte der IWF-Direktor.
Beunruhigende Nachricht
Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty überraschte mit einer beunruhigenden Nachricht. Er erzählte, einige Vertreter der EU seien der Ansicht, dass das 45-Milliarden-Euro-Paket für die Griechen möglicherweise nicht ausreiche. Konkreter wurde der Kanadier allerdings nicht.
Es ist eindeutig: Die dramatische Bitte der Griechen um den Milliarden-Kredit drückt auf die Stimmung in Washington. Denn eigentlich sollte von hier ein anderes Signal ausgehen. Und zwar, dass die Länder aus der tiefsten Finanzmarktkrise seit der großen Depression gelernt haben und nun dabei vorankommen, damit solche drastischen Einbrüche künftig nicht wieder passieren. Da passt das taumelnde Griechenland nur schlecht ins Bild.
Der IWF hat 186 Mitgliedsländer, deren Kapitaleinlagen (Quoten) sich nach der Stärke ihrer Volkswirtschaft und ihrer Währungsreserven richten. Jedes Land muss entsprechend seinem Anteil an der Weltwirtschaft eine Einlage leisten und verfügt über entsprechende Stimmrechte. Die reichsten Länder haben damit den größten Einfluss. Die USA sind größter Anteilseigner mit rund 17 Prozent, Deutschland hat etwa sechs Prozent.
Noch mehr Sorgen
Aber nicht nur Athen ist für Sorgenfalten verantwortlich, auch die Pläne für eine umfassende und zwischen den G20-Staaten abgestimmte Regulierung des Finanzsektors kommen nur schleppend voran. Ein Problem ist der Streit über eine Banken-Abgabe, um die Finanzinstitutionen stärker als bisher zur Kasse zu bitten, wenn sie kurz vor der Pleite stehen. IWF-Chef Strauss-Kahn sagt, "einige Länder wollen eine Banken-Abgabe, andere nicht. Aber alle sind sich einig, dass wir koordiniert vorgehen müssen."
Wie dieses koordinierte Vorgehen in der Praxis aussehen kann, das ist allerdings die große Frage. Denn Staaten wie Deutschland und die USA wollen eine Bankenabgabe, andere wie Kanada und Indien jedoch nicht.