Interview zum Öl- und Benzinpreis "Rekordpreise gibt es nur im Euro-Raum"
Ein wichtiger Grund für die Rekordpreise an den Tankstellen ist der hohe Ölpreis. Dieser werde nicht mehr dauerhaft sinken, sagt der Energieforscher Steffen Bukold im Interview mit tagesschau.de. Das liege neben dem schwachen Euro an Förderproblemen in der Nordsee und Krisen wie in Syrien.
tagesschau.de: Öl ist bekanntermaßen ein knappes Gut. Mit Angebot und Nachfrage lassen sich die stark schwankenden Rohölpreise aber kaum noch erklären. Woran liegt es dieses Mal?
Steffen Bukold: Wir sind in der Tat bei einem Allzeithoch - nicht nur bei Rohöl, sondern auch bei Benzin, Diesel und Heizöl. Allerdings gilt das nur für den Euro-Raum. Der Euro ist in den vergangenen Jahren deutlich gefallen, sodass wir hier jetzt Höchstpreise haben. Außerhalb des Euro-Raumes sind die Preise aber noch 20 bis 30 Prozent von den Höchstständen entfernt.
tagesschau.de: Inwieweit spielt die politische Lage ein Rolle - besonders mit Blick auf den Iran und den Konflikt mit Israel?
Bukold: Sie ist im Moment nicht entscheidend. Aber sie bildet eine Art Hintergrundrauschen, das dafür sorgt, dass die Preise nicht fallen können, weil ständig Risiken im Markt sind. Dabei steht der Konflikt zwischen Iran und Israel gar nicht im Zentrum, sondern mittlerweile eher die Lage in Syrien. Dieser Konflikt könnte sehr leicht auf den Irak übergreifen. Und dann haben wir nicht nur die Export-Ausfälle vom Iran, sondern eben auch Störungen im Irak.
tagesschau.de: Vor allem Nordsee-Öl ist derzeit teuer. Warum ist das so?
Bukold: In der Nordsee gibt es - wie im vergangenen Jahr - eine Reihe von technischen Problemen in Förderfeldern. Die Anlagen sind relativ alt und störungsanfällig. Das wäre an sich nicht so schlimm. Aber in der Nordsee wird der Weltölpreis festgestellt, nach dem sich fast alle anderen Ölpreise richten. Eine Störung dort schlägt sich folglich völlig unverhältnismäßig auch in unseren Ölpreisen nieder.
tagesschau.de: Ist es denn absehbar, dass der Ölpreis wieder dauerhaft sinkt?
Bukold: Leider nein. Es gibt natürlich Schwankungen, wie in jedem Jahr. Aber die Reihe von geopolitischen Risiken und Versorgungsausfällen wird dafür sorgen, dass die Preise hoch bleiben. Der Rest hängt dann vom Kurs des Euro ab.
tagesschau.de: Mit neuen Technologien werden zurzeit neue Wege erschlossen, um Öl zu fördern. Wie weit kann damit das immer knapper werdende Angebot ausgeglichen werden?
Bukold: Die Mengen, um die es bei der Gewinnung aus Schieferöl oder bei der Erzeugung von Biokraftstoffen geht, sind viel zu gering. Allein die Gesamtmenge von Schiefer-Öl ist nur halb so hoch wie der jährliche Zuwachs der Ölnachfrage. Da kann man also keine Entwarnung geben.
tagesschau.de: Was raten Sie dem Verbraucher?
Bukold: Er soll in erster Linie weniger verbrauchen. Mittelfristig soll er sich überlegen, ob er nicht vom Öl - also Benzin oder Diesel - umsteigt auf andere Treibstoffe oder andere Antriebsmodelle. Also Erdgas oder eben Elektrofahrzeuge, wenn sie denn mal serientauglich sind. Ansonsten bleiben natürlich noch ganz andere Verkehrsmittel wie der Öffentliche Nahverkehr und die Bahn.
Das Gespräch führte Kirsten Gerhard.