Interview zur Krise bei Opel "Grünen" Autos gehört die Zukunft
Es war eine Überraschung, als der Solarzellenhersteller Solarworld ein Übernahmeangebot für den kriselnden Opel-Konzern vorgelegt hatte. Doch undenkbar ist es nicht, einen Autokonzern "grün einzufärben. Ganz im Gegenteil, den "grünen" Autos gehört die Zukunft, meint Smart-Erfinder Hayek im Interview bei tagesschau.de
tagesschau.de: Opel und Solarworld, ein Autokonzern und ein Solarunternehmen - passt das überhaupt zusammen?
Hayek: Wenn Solarworld von einem richtigen Unternehmer geführt wird - warum nicht? Ein Unternehmer muss ja nicht Fachmann auf einem Gebiet sein, er muss nur sein Unternehmen richtig führen. Dann würde es funktionieren. Ich habe aber Bedenken, denn Solarworld-Chef Frank Asbeck nimmt bei seiner Offerte überhaupt kein Risiko auf sich. Er verlangt Geld von der Bundesregierung, eine Garantie, dass er keine Verluste hat. Unter den Bedingungen würden natürlich eine ganze Menge Unternehmer mitmachen.
tagesschau.de: Ist denn der Umbau eines Autokonzerns zu einem "grünen Unternehmen" überhaupt denkbar?
Hayek: Ja, aber nicht in der Situation, in der Opel jetzt ist. Die amerikanischen Autokonzerne sind sehr, sehr schlecht am Markt. Die US-Industrie ist jahrelang von der Finanzwirtschaft beherrscht worden und nicht von richtigen Unternehmern. Die wollten möglichst schnell Geld verdienen und wenig investieren. Ich wollte ja zunächst mit General Motors und mit Opel ein Auto entwickeln, bevor ich mit Mercedes-Benz zusammengearbeitet habe. Es war aber unmöglich, diese Leute davon zu überzeugen, dass die Autos, die die Kunden kaufen, nicht riesige Wagen sein müssen, die viel Benzin brauchen.
Ein Autokonzern braucht Jahre, bis er ein neues Auto bauen kann. Wenn Opel also ein "grünes" Auto produzieren will, müssen sie erst einmal fünf, sechs Jahre überstehen. In der Zeit müssen sie ihre Arbeiter zahlen, sie müssen die Autos, die sie auf Lager haben, verkaufen. So leicht ist ein "grüner" Umbau also nicht, wir reden hier von Milliarden-Kosten.
tagesschau.de: Würden denn die Verbraucher überhaupt "grüne" Autos kaufen?
Hayek: Die "grünen" Autos der Zukunft dürfen nicht teuer sein, sie dürfen auch nicht weniger Leistung erbringen als die heutigen Modelle. Ein Elektroauto heute kommt mit seiner Batterie nur 100 bis 150 Kilometer weit, und es ist viel zu teuer. Es muss in Zukunft 600 bis 700 Kilometer fahren können und viel billiger werden. Wenn ein Konsument aber ein Auto bekommen könnte, das die gleiche Qualität und Leistung hätte wie sein jetziges, und das zum gleichen Preis und das außerdem noch "grün" ist - dann kauft er das.
tagesschau.de: Bis vor kurzem war ja der Klimawandel das beherrschende Thema, jetzt überlagert die Finanzkrise alles. Kann man beide Probleme gleichzeitig bewältigen?
Hayek: Ja. Die Finanzkrise ist zwar eine riesige Katastrophe, die uns besonders von der angloamerikanischen Finanzwirtschaft aufgebürdet wurde. Jetzt ist die ganze Welt betroffen, alle Industrie- und Schwellenländer, und alle wünschen sich nun plötzlich die Revolution. Wenn die Bevölkerung die Nase voll hat von dieser Art der Finanzwirtschaft, dann bewegt sich auch die Politik. Die Klimakatastrophe können wir gleichzeitig lösen, indem wir den Energieverbrauch senken und saubere Energie nutzen. Das können wir bisher zwar technisch, wir müssen das aber auch industriell in den Griff bekommen. Also, beide Probleme müssen gelöst werden.
tagesschau.de: In den USA wurde ein 25-Milliarden-Dollar-Hilfspaket für die Autoindustrie mit der Auflage verknüpft, nun müssten aber spritsparende Modelle entwickelt werden. Ist das auch ein Weg für Deutschland?
Hayek: Nein, ich glaube nicht. Die Autoindustrie in Deutschland ist keine arme Industrie. Porsche, Volkswagen, BMW, Mercedes - das sind reiche Firmen, auch gute Firmen. Die brauchen keine Hilfe vom Staat. Die arbeiten auch schon seit Jahren an der Entwicklung von sauberen Autos - ich war ja selbst auch eine Zeit lang daran beteiligt, zuerst mit Volkswagen, später mit Mercedes. Die deutsche Autoindustrie kann saubere Autos entwickeln - auch ohne finanzielle Hilfe.
Die Fragen stellte Dieter Westhoff, tagesschau.de