Diskussion um Huawei In chinesischer Abhängigkeit gefangen
Am 19. März soll eigentlich die Versteigerung der 5G-Frequenzen an die Mobilfunkanbieter beginnen. Diese wissen jedoch nicht, ob die Technik des chinesischen Marktführers Huawei sicher ist.
Von Jens Eberl, WDR
Die Meinung des US-Präsidenten Donald Trump ist klar und deutlich: Wer Produkte des chinesischen Anbieters Huawei verbaut, öffnet der Spionage Tür und Tor. Die USA haben Huawei-Netzwerktechnik bereits verbannt. Die Regierung drängt auch andere Staaten dazu, beim Ausbau ihrer Netzwerke auf Technik der Chinesen zu verzichten. Nun setzen die Amerikaner Deutschland unter Druck.
Die Bundesregierung ist damit in einem Dilemma. Ihre Entscheidung wird weitreichende Folgen haben, sagt der Technologieredakteur des "Economist", Ludwig Stiegele, der auch den Planungsstab des Auswärtigen Amtes berät: "Deutschlands Haltung in der Huawei-Frage wird die Beziehungen zu China auf Jahre beeinflussen. Sie wird bestimmen, wie zügig die Netze der nächsten Mobilfunk-Generation hierzulande ausgebaut werden können."
Bei 5G geht es um mehr als schnellere Datenverbindungen, es ist das Netz der Zukunft, vor allem für die Industrie. Sensoren in Industrieanlagen, selbstfahrende Autos, medizinische Geräte, sie alle werden über 5G laufen. Die Vielseitigkeit macht 5G aber auch anfälliger für Angriffe. Wer Zugriff auf den Datenfluss eines Landes erhält, kann damit eine ganze Volkswirtschaft sabotieren.
Huawei ist Marktführer
Huawei gilt als der innovativste Anbieter bei der 5G-Technologie. Rund um die Erde hat Huawei mehr als 1500 Mobilfunknetze gebaut. Sie erreichen ein Drittel der Weltbevölkerung. Das Unternehmen hat etwa 180.000 Mitarbeiter. Der deutsche Marktführer Telekom setzt bei dem Ausbau seiner Netze intensiv auf den Anbieter aus China. Insgesamt ist Huawei nach eigenen Angaben in mehr als 170 Ländern aktiv und stattet 45 der 50 führenden Telefonanbieter aus.
"Huwaei ist führend in 5G, die haben zehn oder elf Milliarden Euro investiert, die sind weiter als die anderen Unternehmen", sagt Stiegele. "Wenn man möglichst schnell den 5G Ausbau möchte, dann geht das nicht ohne Huawei. Nur damit kommen eben auch die Risiken. Dann muss man sich eben entscheiden."
Fortschrittlich und preiswert
Die deutschen Provider wollen nicht auf Huawei verzichten, weil die Geräte der Chinesen technisch fortschrittlich und vergleichsweise preiswert sind. Ein Bann von Huawei dürfte den Ausbau der Netze hierzulande teurer machen. Die Telefonkosten könnten steigen. Das wollen die Anbieter vermeiden. Aufgrund der starken Subventionen durch den chinesischen Staat kann Huawei deutlich günstigere Preise anbieten.
Alternativen sind rar. In Europa gibt es Ericsson oder Nokia, beide produzieren moderne Sendeanlagen, allerdings auch teilweise in China. Experten gehen allerdings davon aus, dass bei einem großen Huawei-Boykott in mehreren Ländern die beiden Unternehmen voraussichtlich nicht in der Lage wären, den Ersatzbedarf in kurzer Zeit zu decken.
Samsung aus Südkorea stellt zwar Netzinfrastruktur her, ist aber in diesem Bereich insgesamt eher ein kleiner Mitspieler. Aus den USA ist Cisco in der Branche aktiv. Das Unternehmen legt aber seinen Fokus weniger auf Mobilfunk, sondern mehr auf die Ausrüstung von Firmennetzwerken.
Bundesregierung nimmt Netzbetreiber in die Verantwortung
Die deutsche Regierung schreckt bisher vor einem Huawei-Bann zurück und will zunächst die Sicherheitsanforderungen für die deutschen Netzbetreiber erhöhen. Es wird darüber nachgedacht, das Telekommunikationsgesetz zu verschärfen: Netzbetreiber sollen in Zukunft nachweisen müssen, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen ausreichend sind.
Vodafone-Chef Nick Read sagte jüngst auf der weltgrößten Mobilfunkkonferenz MWC in Barcelona, dass Huawei ein wichtiger Partner für seinen Konzern bleibe. Ein Verzicht auf Huawei könnte die Einführung von 5G in Europa um zwei Jahre verzögern, befürchtet Read.
Vodafone setzt bei dem 5G-Ausbau international auf Huawei-Technik.
Netzexperte Stiegele kritisiert die Bundesregierung, dass sie zu spät reagiert habe. Während Amerika schon seit Jahren darüber diskutiere, sei das Problem um Huawei hierzulande erst vor ein paar Monaten erkannt worden. Der strategische Ansatz, dass Technik immer politischer werde, müsse auch in Deutschland beachtet werden.
Diese Fragen müssten in Zukunft strategisch früher angegangen werden. Nun laufe kurz vor der Versteigerung der Mobilfunklizenzen die Zeit davon. Und der politische Druck ist enorm hoch.