Vollständige Verstaatlichung steht bevor HRE braucht die nächsten Staatsmilliarden
Auf einer Hauptversammlung der Hypo Real Estate (HRE) soll heute die vollständige Verstaatlichung der maroden Immobilienbank beschlossen werden. Laut HRE-Chef Wieandt braucht die Bank weitere sieben Milliarden Euro Staatshilfe. Die bisherigen Hilfen könnten nicht vor 2015 zurückgezahlt werden.
Die bereits mit Milliardenhilfe des Staates gestützte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) verlangt weitere finanzielle Unterstützung des Bundes. Auf Grundlage der bisherigen sowie künftigen Verluste "gehen wir bei unserer Planung von einem Kapitalbedarf von insgesamt zehn Milliarden Euro aus", sagte HRE-Chef Axel Wieandt auf der Hauptversammlung. Davon seien drei Milliarden Euro bereits geflossen. Die zusätzlichen sieben Milliarden Euro nannte er "nicht nur angemessen, sondern notwendig."
HRE nur mit Staatshilfe überlebensfähig
Wieandt stellte zugleich klar, dass die Bank die Staatshilfen laut derzeitiger Planung nicht vor 2015 zurückzahlen könne. Nach seinen Angaben nahm die HRE zum Stichtag 30. September insgesamt rund 78 Milliarden der zur Verfügung stehenden 98 Milliarden Euro Liquiditätshilfen in Anspruch. Die Fortführung des Konzerns sei auf absehbare Zeit nur mit Hilfe von außen möglich.
HRE-Chef Wieandt sieht keine Alternative zur Verstaatlichung.
Bis 2011 seien weitere Milliardenverluste absehbar. Allein Abschreibungen auf Forderungen und Wertpapiere vor allem aus der Immobilienfinanzierung verursachten von 2009 bis 2011 einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro. Dazu kämen Kosten von 1,5 Milliarden Euro für die Hilfen des Bundes. "Wir gehen weiterhin nicht davon aus, dass wir vor 2012 wieder in die Gewinnzone zurückkehren können", sagte Wieandt.
Bund will Aktionäre aus dem Unternehmen drängen
Er nannte vor diesem Hintergrund die Verstaatlichung der HRE unausweichlich. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung will der Bund, der über den Bankenrettungsfonds SoFFin bereits 90 Prozent der HRE-Anteile übernommen hatte, die verbliebenen Aktionäre aus dem Unternehmen drängen und damit die Verstaatlichung abschließen.
Der SoFFin kann aufgrund seiner Mehrheit die anderen Aktionäre ausschließen und sieht dafür eine Abfindung von 1,30 Euro je Aktie vor. Anschließend will der SoFFin die HRE von der Börse nehmen und sanieren. Aktionärsschützer und Kleinanleger protestierten gegen die Verstaatlichung und reichten zwei Dutzend Gegenanträge ein. Sie halten die Abfindung für zu niedrig und fordern ein Vorkaufsrecht, wenn die Bank in einigen Jahren an die Börse zurückkehren sollte.
HRE-Aktionäre protestieren gegen den Zwangsausschluss und die Verstaatlichung.
Die meisten HRE-Aktionäre hatten schon im Frühjahr das freiwillige Übernahmeangebot des SoFFin angenommen und 1,39 Euro je Aktie erhalten. Zu den verbliebenen Aktionären gehört der US-Investor Christopher Flowers. Er hatte im Sommer 2008 für eine Milliarde Euro ein Viertel der HRE-Anteile gekauft und würde jetzt noch rund 40 Millionen Euro bekommen.