Keine Einigung mit britischen Eigentümern Aus für Hertie beschlossen
Die Rettung der Warenhauskette Hertie ist gescheitert. Die Gläubiger stimmten für die Schließung der 54 Filialen und der Konzernzentrale. Der Insolvenzverwalter gab dem Eigentümer und Vermieter Dawnay Day die Schuld am Scheitern. 2600 Mitarbeitern droht die Arbeitslosigkeit.
Das Ende der traditionsreichen Warenhauskette Hertie ist besiegelt. Die Gläubigerversammlung beschloss in Essen das Aus für die Kette mit 2600 Mitarbeitern. Hertie teilte mit, die 54 Warenhäuser würden voraussichtlich in zwei Monaten geschlossen. Insolvenzverwalter Biner Bähr hatte den Antrag auf Schließung der 54 Warenhäuser und der Essener Unternehmenszentrale gestellt. Mehr als 84 Prozent der Gläubiger stimmten dem Antrag zu.
Bähr gab in einer Mitteilung dem Vermieter der meisten Hertie-Filialen die Schuld am Scheitern. Der britische Immobilieninvestor Dawnay Day, gleichzeitig Hertie-Besitzer und wichtigster Vermieter, habe sich mit einer Gruppe von Investoren nicht auf "marktübliche, vernünftige Mieten" einigen können. Teils lägen die Mieten bei bis zu 25 Prozent des Umsatzes. Die Investoren sähen deshalb derzeit keine Chance, zum Ziel zu gelangen, stünden aber "Gewehr bei Fuß".
Vorwürfe gegen Besitzer und Vermieter Dawnay Day
Bähr hatte Mitte April eine Gruppe von Handelsexperten aus dem Ausland als potenzielle Investoren aufgetan, die versprochen hatten, fast alle Arbeitsplätze bei Hertie zu erhalten. Dawnay Day war aber selbst in finanzielle Schieflage geraten und will die Häuser verkaufen. "Mit der abschließenden Weigerung von Dawnay Day, die Immobilien weiterhin für Hertie zur Verfügung zu stellen, ist nunmehr der Punkt erreicht, an dem ein Insolvenzverwalter im Interesse der Gläubiger Konsequenzen ziehen muss", sagte Bähr. Der Anwalt will nun mit dem Gesamtbetriebsrat über einen Sozialplan verhandeln. In den Hertie-Filialen sollen nach den Vorstellungen Bährs in den nächsten zwei Monaten Schlussverkäufe stattfinden, dann schließen sie endgültig ihre Pforten.
"Gier des Investors ist Schuld"
Auch der Vorsitzende des Hertie-Gesamtbetriebsrats, Bernd Horn, griff Dawnay Day an. Soviel "Unwillen zu einer konstruktiven Lösung" hätten die Hertie-Beschäftigten noch nie erlebt. Dawnay Day habe Hertie "ausbluten" lassen, kritisierte Horn. Die Sprecherin des ver.di-Bundesvorstandes, Cornelia Haß, ging ebenfalls hart ins Gericht mit Dawnay Day. Schuld an der bevorstehenden Schließung der 54 Hertie-Filialen sei die Gier des britischen Finanzinvestors, sagte sie der "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung".
Dagegen sagte Dawnay-Day-Anwalt Detlev Stoecker, ohne finanzkräftige Investoren habe es keinen Sinn, die "Agonie" bei Hertie um einige Monate zu verlängern. Hertie habe mehr als hundert Millionen Euro von Dawnay Day "verbrannt". "Mehr Geld reinzustecken, ohne Chance auf einen Turnaround, kann keiner von einem Gesellschafter verlangen", sagte Stoecker.
Hertie hatte im Juli vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet, nachdem Gespräche über eine finanzielle Neustrukturierung des Unternehmens gescheitert waren. Hertie begründete die Probleme damals mit der angespannten Lage beim Investor Dawnay Day und mit überhöhten Mieten für die Warenhäuser. Dawnay Day hatte die Kaufhäuser 2005 übernommen, als der damalige KarstadtQuelle-Konzern 73 kleinere Filialen abgestoßen hatte. Die Investoren hatten den Traditionsnamen Hertie wiederbelebt. Die gleichnamige Kaufhauskette war im Jahr 1994 in Karstadt aufgegangen.
Verwalter Bähr hatte im Januar bereits 19 Warenhäuser mit rund 600 Beschäftigten geschlossen. Die ebenfalls von KarstadtQuelle verkauften Textilketten Wehmeyer und SinnLeffers waren ebenfalls im vergangenen Sommer in die Insolvenz gegangen, musste aber nicht geschlossen werden und haben das Verfahren inzwischen überstanden.