Wirtschaft in der Krise 470.000 Betriebe zeigen Kurzarbeit an
In der Corona-Pandemie haben fast eine halbe Million Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Die Krise dürfte massive Auswirkungen haben - die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit bis zu 200.000 zusätzlichen Arbeitslosen im April.
Angesichts der massiven Beschränkungen wegen der Coronakrise haben inzwischen 470.000 Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit angezeigt. Darunter seien neben dem produzierenden Gewerbe auch viele Unternehmen aus dem Gastgewerbe und dem Handel, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Berlin. Wie viele Beschäftigte davon insgesamt betroffen seien, lasse sich noch nicht seriös sagen. Es sei aber davon auszugehen, dass es deutlich mehr werden als zu den Spitzenzeiten bei der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Damals waren etwa 1,4 Millionen Menschen betroffen.
BA: Kurzarbeitergeld ohne Limit
Heil betonte, dass betroffene Beschäftigte mit dem Kurzarbeitergeld ihren Job behalten könnten und die Chance hätten, die deutsche Wirtschaft nach der Krise wieder hochzufahren. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erklärte, man werde zur Bewältigung der Corona-Krise und zur Rettung von Arbeitsplätzen so viel Kurzarbeit wie nötig finanzieren. Ein finanzielles Limit gebe es nicht, sagte der Vorstandsvorsitzende Detlef Scheele. 100.000 Kurzarbeiter kosteten pro Monat bei einem Ausfall von 50 Prozent rund 79 Millionen Euro.
Insgesamt sei angesichts der Krise damit zu rechnen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland erstmals seit längerem wieder steigen werde. Scheele rechnet mit einem kurzfristigen Anstieg der Arbeitslosenzahl im April um 150.000 bis 200.000. Besonders betroffen seien die Gastronomie- und Tourismusbranche. Minister Heil erklärte, es gebe derzeit keine Überlegungen, die höheren Ausgaben mit Hilfe einer Beitragserhöhung bei der Arbeitslosenversicherung gegenzufinanzieren. Die Bundesagentur habe in guten Zeiten solide gewirtschaftet und eine Rücklage angehäuft.
Heil rechnet mit steigenden Arbeitslosenzahlen - will aber dagegen kämpfen.
Arbeitsmarktdaten ohne Aussagekraft
Am Morgen hatte die Bundesagentur für Arbeit ihre Daten für den aktuellen Monat vorgestellt - die jedoch angesichts der drastischen Maßnahmen der vergangenen drei Wochen wenig aussagekräftig sind. Demnach waren im März bundesweit 2,335 Millionen Menschen ohne Job. Das waren 60.000 weniger als im Februar, aber 34.000 mehr als im März des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote sank im März um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent. Im März ist ein Rückgang der Arbeitslosenzahl üblich, weil in den Außenberufen mit der einsetzenden Frühjahrsbelebung in der Regel die Beschäftigung steigt.
Die Arbeitsmarktdaten wurden bis zum Stichtag 12. März erfasst und damit vor den weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens als Folge der Coronavirus-Krise.