Menschen demonstrieren gegen Sparmaßnahmen Generalstreik und Randale in Griechenland
Der Streik geht weiter: Auch heute früh ruht der Nahverkehr in Athen. Die Griechen protestieren gegen die Sparmaßnahmen ihrer Regierung. Am Mittwoch lieferten sich Polizei und Demonstranten regelrechte Straßenschlachten. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt.
Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Mehrere zehntausend Griechen haben gegen die einschneidenden Sparmaßnahmen ihrer Regierung protestiert. Sie waren einem Appell der beiden großen Gewerkschaften ihres Landes gefolgt, die einen Generalstreik ausgerufen hatten.
Bei den Protesten kam es zwischenzeitlich zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten. Vermummte Randalierer warfen Brandsätze auf Sicherheitskräfte. Diese antworteten mit einem massiven Einsatz von Tränengas und Blendgranaten.
Menschen fliehen vor Chaos
Vor dem Parlament in der griechischen Hauptstadt herrschte Chaos, als Vermummte versuchten den Eingang des Finanzministeriums zu stürmen. Zahlreiche Menschen flüchteten aus dem Zentrum der Hauptstadt. Immer wieder waren Explosionen zu hören sowie verbale Attacken auf die politische Klasse des Landes. "Nehmt diejenigen fest, die das Geld aufgefressen haben, und hängt sie hier auf dem historischen Syntagma Platz auf!", riefen die Demonstranten.
Bei den Zusammenstößen wurden auch mehrere Schaufensterscheiben von Geschäften zerstört. Zudem verletzten unbekannte Randalierer mit Faustschlägen einen bekannten Abgeordneten der konservativen Partei, den sie auf der Straße vor dem Parlament antrafen.
Fluglotsen, Ärzte und Journalisten streiken
Seit Mitternacht hatten die Fluglotsen für 24 Stunden ihre Arbeit niedergelegt, so dass die meisten Flüge im Land ausgefallen sind. Auch die Fähren, Busse und Bahnen wurden bestreikt. Viele Schulen blieben geschlossen. Ärzte in den öffentlichen Krankenhäusern behandelten bis in den Abend hinein nur Notfälle. In den elektronischen Medien werden wegen einer Arbeitsniederlegung der Journalisten keine Nachrichten und politischen Magazine gesendet. Stattdessen lief lediglich ein Jingle: "Sie hören Flash 96. Flash 96 sendet bis 06.00 Uhr morgen früh keine Nachrichten und Informationssendungen wegen des 24-stündigen Streiks der Verbände der griechischen Journalisten."
Zuvor hatte das Parlament noch weitere einschneidende Änderungen in der Arbeitsmarktpolitik gebilligt. Sie sehen unter anderem eine Halbierungen der Entschädigungen bei Entlassungen vor sowie Lohnkürzungen bei Angestellten in öffentlich- rechtlichen Unternehmen zwischen 10 und 25 Prozent.
Arbeitslosenquote steigt
In Folge der bisherigen harten Sparmaßnahmen ist im November die Arbeitslosenquote auf 12,6 Prozent geklettert. Sie liegt damit um 3,3 Punkte höher als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig sank das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 4,6 Prozent. Durch die stagnierende Konjunktur in Griechenland werden auch drastische Einbrüche bei den Weihnachtsumsätzen erwartet. Wie es heißt, sollen sie dieses Jahr voraussichtlich um 3,3 Milliarden Euro zurückgehen.