Brände in Russland Wird das Getreide knapp?
Hitzeperioden in Russland treiben den Getreidepreis in die Höhe - vor allem, seit Ministerpräsident Putin eine Exportverbot für Getreide verhängt hat. Aber wie betrifft das Exportverbot deutsche Verbraucher?Maximiliane Hanft
Weshalb gibt es weniger Getreide?
Dürre und Brände in Russland und in der Ukraine, heftiger Regen in Kanada, die die Aussaat zum Teil unmöglich machten, und Heuschrecken in Australien sorgen für eine mager ausfallende Ernte. Vor allem Weizen ist von den Ernteausfällen betroffen.
Warum stoppt Russland den Export für Getreide?
Wegen der andauernden Trockenheit senkte Russland seine Prognose für die Getreideernte weiter. Die Ernte werde nur 60 bis 65 Millionen Tonnen einbringen, sagte Regierungschef Wladimir Putin. Normalerweise erntet Russland rund 90 Millionen Tonnen Getreide. Deshalb hat die russische Regierung ein Exportverbot für Weizen und Weizenprodukte verhängt, dass ab dem 15. August bis zum Jahresende greifen soll.
Welchen Auswirkungen hat das russische Exportverbot?
Russland ist nach den USA und Kanada der drittgrößte Weizenexporteur weltweit. Auch wenn Russland jetzt kein Weizen mehr exportiert, wird es aber nicht zu Versorgungsengpässen kommen. Dieses Jahr liegen die Weizenvorräte weltweit bei 190 Millionen Tonnen - das sind rund 70 Millionen Tonnen mehr als nach der Ernte vor drei Jahren, als die Preise für Weizen nach oben explodierten.
Gibt es auch in Deutschland Ernteausfälle?
In Deutschland müssen die Landwirte in manchen Regionen Ertragseinbußen von bis zu 30 Prozent verkraften. Im Bundesdurchschnitt fiel die Ernte bei allen Getreidesorten durchschnittlich rund zehn Prozent geringer aus als im vergangenen Jahr. Zuerst hatte die Hitze im Juli das Getreide schneller reifen lassen, dann aber verzögerte Regen die Ernte.
Zusammengestellt von Marta Banasch für tagesschau.de
Um wie viel werden die Nahrungsmittelpreise steigen?
Bis jetzt lag der Höchstpreis des Weizens Anfang August bei 224 Euro pro Tonne - rund 50 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Allein in der vergangenen Woche sind die Preise noch einmal um 20 Prozent gestiegen. Auf den Verbraucher umgerechnet, werden Backwaren zum Beispiel aber nicht wesentlich teurer. Laut dem Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands dürfte sich der Brotpreis lediglich um zehn Cent je Kilo erhöhen - selbst wenn sich Weizen um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuern sollte.
Können Spekulanten die Preise weiter in die Höhe treiben?
An den hohen Preisen gerade sind weniger die Spekulanten Schuld - wie es 2007/ 2008 der Fall war, als ein Scheffel Weizen (ungefähr 37 Kilo) kurzfristig 13 Dollar kostete - selbst dieses Jahr lag der Höchstpreis erst bei etwas über 8 Dollar. Viele Bauern halten gerade auch noch ihre Ernte vor dem Markt zurück, da sie auf höhere Preise hoffen - was zu einer größeren Nachfolge führt und das Getreide teurer macht.
Wer wäre von den höheren Preisen betroffen?
Vor allem Entwicklungsländer, die keine eigene Getreideproduktion haben und alles importieren müssen. Allerdings wird Getreide meistens stark verarbeitet, weshalb höhere Rohstoffpreise aus Mehl hergestellte Produkte nur unwesentlich teurer machen.
Ist der Klimawandel an den Ernteausfällen Schuld?
Die höheren Temperaturen hatten rund um das Schwarze Meer mit den Kornkammern Ukraine und Russland große Ernteausfälle zur Folge. Auch gefährden steigende Temperaturen die Reisernte in Asien, die auf kühle Nachttemperaturen angewiesen ist.
Ist nur Getreide von Ernteausfällen betroffen?
Nein. Auch Reis, Mais und Sojabohnen sind dieses Jahr knapp, die Preise für Mais stiegen seit Anfang Juli um fast 25 Prozent.
Zusammengestellt von Maximiliane Hanft für tagesschau.de