US-Hilfsprogramm für Finanzbranche Milliardenspritze gegen das Misstrauen
Gemeinsam mit privaten Investoren will die US-Regierung faule Wertpapiere für bis zu eine Billion Dollar aufkaufen. Die derzeit unverkäuflichen Papiere zwingen die Banken seit Monaten zu Milliardenabschreibungen. Die Befreiung von diesen Lasten soll neues Vertrauen schaffen.
Die US-Regierung startet ein Hilfsprogramm, um Banken und Finanzkonzernen faule Wertpapiere im Umfang von bis zu einer Billion Dollar abzukaufen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei laut US-Finanzministerium privaten Geldgebern zu. Das Risiko für den Kauf der Papiere sollen sich Staat und Privatsektor teilen. "In der Finanzkrise wollen die Leute immer, dass die Regierung das meiste Risiko schultert", sagte Finanzminister Timothy Geithner in Washington. "Wir versuchen hingegen, eine Balance zu finden, die besser für den Steuerzahler ist."
US-Präsident Barack Obama wertete das Programm als entscheidendes Instrument für eine Erholung der Wirtschaft. Allerdings werde das Vorhaben die Kreditmärkte nicht über Nacht wieder in Gang bringen können, sagte er. Das Finanzsystem sei noch sehr zerbrechlich.
Hoffnung auf Normalisierung der Kreditvergabe
Für die sogenannten toxischen Wertpapiere gibt es seit Beginn der Hypotheken- und Finanzkrise praktisch keine Käufer mehr. Der damit verbundene Wertverlust führte in den Bilanzen der Banken zu Milliardenabschreibungen und schürte großes Misstrauen zwischen den Instituten. In der Folge hielten sich viele Banken mit der Vergabe von Krediten zurück. Das neue Programm soll die Finanzkonzerne von ihren Risikopapieren befreien. Die Entlastung der Banken werde helfen, eine noch längere und noch tiefere Rezession zu verhindern, sagte Geithner. Die US-Regierung hofft, dass auch die stockende Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen wieder in Schwung kommt.
Anschubfinanzierung durch Regierung
Im Zentrum des neuen Hilfspakets steht nach Angaben des Finanzministeriums ein öffentlich-privates Investitionsprogramm, das die Regierung zunächst mit 75 bis 100 Milliarden Dollar anschieben will. Das Geld stammt aus dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket für die Finanzbranche, das der Kongress im Oktober verabschiedet hatte.
Laut dem Plan können Banken faule Kredite versteigern. Diese werden in einem Paket gebündelt und an einen Investor verkauft. Ein Großteil der Summe muss aber nicht gleich bezahlt werden. Die Einlagensicherungsbehörde FDIC stellt zum Aufkauf fauler Kredite zinsgünstige Darlehen bereit: Für jeden Dollar Eigenkapital können sechs Dollar aufgenommen werden. Die Finanzierung des Kaufs fauler Wertpapiere ist laut den Plänen zudem künftig auch über das Kreditprogramm Talf der US-Notenbank Fed möglich.
Risiko und Gewinn werden geteilt
Das Programm sieht vor, dass sich der Staat den Kaufpreis ebenso wie das Risiko und mögliche spätere Gewinne mit den privaten Investoren teilt. Diese sind etwa für den Fall zu erwarten, dass US-Bürger ihre Hypothekenkredite, auf denen viele der problematischen Finanzprodukte basieren, nach Ende der Krise zurückzahlen können.
Blackrock und die Allianz-Tochter Pimco zeigten als erste Großinvestoren bereits Interesse an dem Programm. "Damit liegt wohl das erste Konzept mit einer Gewinnmöglichkeit für alle Beteiligten auf dem Tisch", sagte Pimco-Fondsmanager Bill Gross der Nachrichtenagentur Reuters. Die Börsen reagierten mit Kursgewinnen auf die Ankündigungen des US-Finanzministeriums.
Gemeinsam mit Kreditprogrammen der FDIC und der US-Notenbank soll das Investitionsprogramm zunächst den Kauf von toxischen Wertpapieren und faulen Krediten im Umfang von 500 Milliarden Dollar möglich machen. Das Programm könne später auf bis zu eine Billion Dollar ausgeweitet werden, teilte das Finanzministerium mit. Ob der Kongress weitere Mittel zur Finanzierung bewilligen muss, hängt vom Umfang der Beteiligung privater Investoren ab. Die Regierung will zahlreiche private Geldgeber für ihre Vorhaben gewinnen, darunter etwa Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften.
Der US-Kongress muss über weitere Mittel für das Programm entscheiden.