Urteil zur Bankenkrise 2008 Islands Ex-Premier muss nicht ins Gefängnis
Im Herbst 2008 kollabierte das isländische Finanzsystem, drei Großbanken gingen bankrott: Der damalige Premier Haarde musste sich deswegen vor Gericht verantworten. In den zentralen Punkten ist er nun freigesprochen worden - anders als von der Staatsanwaltschaft gefordert.
Der frühere isländische Regierungschef Geir Haarde muss wegen der Bankenpleite seines Landes im Jahr 2008 nicht ins Gefängnis. Ein Sondergericht in Reykjavik sprach ihn nur in einem von vier Anklagepunkten schuldig.
Demnach hatte es Haarde damals versäumt, die Regierung ausreichend über den Zusammenbruch des heimischen Bankensystems im Zuge der weltweiten Finanzkrise zu informieren. Beispielsweise habe er keine Kabinettssitzung darüber einberufen. Dieses Vergehen sei aber nicht ausreichend gewesen, um ihn zu einer Gefängnisstrafe zu verurteilen.
In drei weiteren Anklagepunkten - darunter Amtspflichtverletzung und Versäumnissen bei der Entschlackung des Bankensystems - wurde der frühere Regierungschef freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte hingegen die Höchststrafe von zwei Jahren Haft für Haarde gefordert. Sie warf ihm Fahrlässigkeit vor, weil er beim Kollaps der drei größten isländischen Banken - Kaupthing, Landsbanki und Glitnir - nicht eingegriffen habe. Haarde wies stets eine Mitverantwortung für die Krise zurück.
Anstieg der Arbeitslosigkeit nach Bankencrash
Der isländische Finanzsektor war im Herbst 2008 mit der Pleite der Großbanken zusammengebrochen. In der Folge büßte die isländische Krone massiv an Wert ein, wodurch viele Isländer ihre Ersparnisse verloren. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit drastisch an. Ein Staatsbankrott wurde nur durch einen Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der skandinavischen Länder verhindert.
Haardes Regierung trat Anfang 2009 unter dem Druck wochenlanger Proteste zurück. Haarde ist der einzige Politiker, der sich wegen des isländischen Bankencrashs verantworten muss.