Mehrere BMW i3 Elektroautos stehen nebeneinander.

Elektromobilität Warum gebrauchte E-Autos so teuer sind

Stand: 11.02.2022 10:29 Uhr

Gebrauchte Elektroautos sind begehrt: Käufer zahlen für ein bis zwei Jahre alte E-Autos mittlerweile oft mehr als für die geförderten Neuwagen. Trotzdem finden sich Abnehmer - vor allem im EU-Ausland.

Von Claudius Maintz, NDR

Wer sich jetzt ein neues Elektroauto kauft, erhält bei einem Netto-Listenpreis bis 40.000 Euro einen staatlichen Zuschuss von 6000 Euro. Vom Hersteller müssen mindestens 3000 Euro Rabatt dazukommen, sodass sich der Kaufpreis meistens um etwa 9000 Euro verbilligt. Allerdings ist der Wertverlust der Fahrzeuge im ersten Jahr meistens niedriger als der Zuschuss. Die Folge: Die Gebrauchtwagenpreise liegen über dem Betrag, den der Neuwagenkäufer einmal bezahlt hat.

Beispiel: Ein E-Auto kostet neu 39.000 Euro. Durch die Kaufprämie von insgesamt 9000 Euro sinkt der Anschaffungspreis auf 30.000 Euro. Verliert das Auto im ersten Jahr aber nur 6000 Euro an Wert, lässt es sich immer noch für 33.000 Euro verkaufen. Unterm Strich bleibt damit sogar ein Gewinn von 3000 Euro.

Viele Dänen kaufen E-Auto in Deutschland

Vorausgesetzt, es findet sich ein Käufer, der bereit ist, diesen vergleichsweise hohen Preis zu bezahlen. Die gibt es im Inland durchaus. Wegen des Chipmangels warten Besteller eines Neuwagens zurzeit manchmal ein halbes Jahr oder länger auf ihr Auto. Bei Elektroautos ist das nicht anders als bei Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben. Viele Interessenten greifen deshalb zu jungen Gebrauchten. 51.067 Elektrofahrzeuge wechselten im vergangenen Jahr den Besitzer. 355.961 wurden neu zugelassen - ein Zuwachs gegenüber 2020 um 103 Prozent. Einige aber verschwinden ganz aus der deutschen Zulassungsstatistik und werden zum Beispiel nach Dänemark exportiert. 

Dort gibt es keinen Rabatt auf den Listenpreis, sondern auf die in Deutschland als "Luxussteuer" bekannte hohe Abgabe bei der Zulassung. Diese entfällt bei den meisten Elektroautos, der dänische Staat will damit die E-Mobilität fördern. Es lohnt sich daher für viele Dänen, sich in Deutschland ein kaum gefahrenes E-Fahrzeug aus erster Hand zu kaufen. Sie profitieren damit sowohl von der Förderung im Heimatland als auch von der in Deutschland. Die Folge: Durch die anhaltende Nachfrage aus dem Nachbarland bleiben die Preise für junge gebrauchte E-Autos in Deutschland hoch.

Förderung auch für Gebrauchtwagen

Ein etwas niedrigerer Elektro-Bonus kann auch für junge Gebrauchtwagen mit Stromantrieb beantragt werden. Wichtigste Voraussetzungen: Die Erstzulassung muss nach dem 4. November 2019, die Zweitzulassung zwischen dem 3. Juni 2020 und dem 31. Dezember 2022 erfolgt und beantragt sein. Aber: Der Förderbonus fließt nicht, wenn das Auto bereits als Neuwagen gefördert wurde. Das aber ist bei den meisten jungen, gebrauchten Elektroautos der Fall, was diese für viele Interessenten unattraktiv macht. 

Wer ein günstiges Elektroauto für die Stadt sucht, kann allerdings auch ohne Förderung ein günstiges Auto finden. Elektroautos der ersten Generation (etwa acht bis zehn Jahre alt) sind teilweise für deutlich weniger als 10.000 Euro zu haben. Allerdings liegt die Reichweite der heute technologisch veralteten Antriebsbatterien dann nur bei 100 bis 150 Kilometern. Das eignet sich nur für den Stadtbetrieb. 

Neue Batterietechnik als "Gamechanger"?

Die Zeit der großen Technologiesprünge ist bei modernen Elektroautos vorbei. Wer sich jetzt einen neuen "Stromer" kauft, hat auch in drei oder vier Jahren noch keine Technik von gestern an Bord.

Allerdings könnte bis Ende dieses Jahrzehnts die Feststoffbatterie noch zum "Gamechanger" werden, an der viele Hersteller forschen. Anders als bei den heute weit verbreiteten Lithium-Ionen-Akkus ist das Speichermedium nicht flüssig. Experten versprechen sich von der neuen Technologie wesentlich mehr Reichweite, zusätzliche Sicherheit und eine noch höhere Zuverlässigkeit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die ARD-Sendung Plusminus am 9.2.2022.