Gamescom 2020 Virtual Reality trifft auf Realität
Corona sorgte für Rekord-Zugriffe auf den Gamingplattformen. Und wo ist Social-Distancing einfacher als in der virtuellen Welt? Für die weltgrößte Computerspielemesse gamescom ist die Pandemie trotzdem eine Herausforderung.
Es ist die größte Computerspielemesse der Welt - die gamescom. Im vergangenen Jahr tummelten sich während der vier Tage im August Hunderttausende Menschen auf dem Kölner Messegelände. In diesem Jahr nicht machbar wegen der Corona-Pandemie. Die Messe wurde komplett ins Internet verlegt - eine Herausforderung für die Veranstalter. Die digitale Ausrichtung sei aber auch ein "wichtiges Signal, dass wir ein solches Event auf die Beine stellen können", sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands "game". "Die Games-Branche ist dafür mutig und innovativ genug."
Beim offiziellen Start der "gamescom 2020" war viel Politprominenz anwesend - selbstverständlich nur virtuell. Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU), kündigte in seiner Eröffnungsrede an, er wolle Deutschland als Standort für die Spiele-Entwicklung international konkurrenzfähig machen. Dafür sollen bis zum Jahr 2023 jedes Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. "Heute startet die zweite Phase des Förderprogramms - mit einem schnelleren Verfahren", versprach Scheuer.
Ein Versprechen, dass die Branche gerne umgesetzt sehen möchte, denn seit dem Start der Pilotphase im vergangenen Jahr hatte es viel Kritik gegeben. Der Ansturm war groß, aber die Gelder flossen nicht. Vor allem Start-Ups mussten wegen der schleppenden Bearbeitung ihrer Anträge um ihre Existenz bangen.
Vor den Hallen der gamescom in Köln bildeten sich immer lange Schlangen von Besuchern. In diesem Jahr findet die Messe nur virtuell statt.
Corona sorgt für Rekordzugriffe
Dabei ist das Bangen nicht unbedingt notwendig. Gerade durch Corona verzeichnen die Spieleplattformen Rekordzugriffe. Vielen Gamern half das Zocken sogar durch die erste Pandemie-Zeit. Laut Verband "game" gaben das 28 Prozent der Spieler in einer Umfrage des Instituts YouGov an. 27 Prozent haben demnach häufiger mit Familien und Freunden zusammengespielt und fast die Hälfte der Befragten glaubt, dass Games helfen können, solche Krisen besser durchzustehen.
"Wir bringen die Welt zusammen" heißt es in einem Video der diesjährigen gamescom. Statt Hunderttausender Menschen, könnten durch die Online-Version der Messe Millionen von Zuschauern auf der ganzen Welt daran teilnehmen, sagte Falk. Allerdings fehlt auch etwas, denn das gemeinsame Zocken in den Kölner Messehallen, das ausprobieren neuer Konsolen und Technik fällt weg - genauso wie die bunten Kostüme der Cosplayer. Soziale Distanz ist auch für Gamer kein Dauerzustand, gerade wenn die realen Ereignisse in Teilen einer Computerspiele-Story gleichen.
Die Branche und auch die Politik schauen aber nicht nur auf das was ist, sondern beschwören die Zukunftschancen von Computer- und Videospielen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach sogar davon, sie für die politische Bildung zu nutzen. Sein Haus habe in letzter Zeit sogar zwei Diplomaten zum Gamen abgestellt, damit sie in der Szene über Außenpolitik sprechen - ohne die Leute "zu überfordern oder zu nerven oder zu langweilen".
Bildung und Digitalisierung sind grundsätzlich ein großes Thema, auch auf der gamescom. Einer der diesjährigen Trends: "Games machen Schule". In einer Pressemitteilungen der Messe heißt es dazu, Spiele machten Spaß, motivierten und steigerten den Lernerfolg. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) kündigte in ihrer Grußbotschaft zum Start der gamescom an, dass sie sich stärker für den Einsatz von Games in der Schule einsetzen möchte.