Corona-Krise Autoindustrie wagt Neustart
Nach Volkswagen, Audi und Daimler hat nun auch Ford angekündigt, die Produktion in Deutschland wieder hochzufahren. Ein Sportwagenhersteller dagegen muss sich noch gedulden.
Ford will die wegen der Corona-Krise in Deutschland Mitte März unterbrochene Fahrzeugproduktion voraussichtlich am 4. Mai wieder anfahren. Dies gelte für die Werke in Köln und Saarlouis, sagte ein Sprecher. Der Umfang der Produktion hänge aber von den internationalen Lieferketten und der Nachfrage der Kunden ab. Zudem müssten die hygienischen Vorschriften zur Sicherheit der Mitarbeiter in den Werken umgesetzt werden.
Zuvor hatte unter anderem auch Volkswagen angekündigt, die Produktion nach mehrwöchiger Zwangspause wieder schrittweise anzufahren. Den Auftakt sollen in der kommenden Woche die VW-Werke in Zwickau und Bratislava machen, wie die Wolfsburger mitteilten. Eine Woche später folgen die übrigen deutschen Produktionsstätten sowie die Fertigung in Portugal, Spanien, Russland und den USA, im Mai dann sukzessive auch Südafrika, Argentinien, Brasilien und Mexiko.
Achillesferse Lieferkette
Ob der Plan gelingt, hängt auch davon ab, ob die Werke mit genügend Teilen versorgt werden können und es zu keiner neuen Infektionswelle kommt, die die Produktion erneut lahmlegten könnte. VW hatte - wie andere Hersteller auch - die Bänder in der zweiten Märzhälfte angehalten, weil in der Pandemie die Lieferketten rissen und die Ansteckungsgefahr die Konzerne dazu zwang, ihre Fabriken dichtzumachen. Zehntausende Mitarbeiter wurden daraufhin in Kurzarbeit geschickt. "Mit den Beschlüssen der Bundes- und Landesregierungen sowie den Lockerungen von Maßnahmen in weiteren europäischen Staaten sind die Rahmenbedingungen geschaffen, die Produktion wieder schrittweise aufnehmen zu können", erklärte der operative Chef der Marke VW, Ralf Brandstätter.
Darauf habe sich Volkswagen in den letzten drei Wochen intensiv vorbereitet. Neben einem umfangreichen Gesundheitsschutz der Mitarbeiter sei auch am Wiederaufbau der Lieferketten gearbeitet worden. Mit dem Produktionsstart in Zwickau, wo der Elektrowagen ID.3 vom Band rollt, soll die Kurzarbeit schrittweise reduziert werden. In einigen Werken gilt sie noch bis zum 27. April und damit eine Woche länger als ursprünglich vorgesehen. Anfangs hatte VW rund 80.000 Mitarbeiter in Zwangspause geschickt. Ob der Wiederhochlauf klappt, hängt neben dem Gesundheitsschutz davon ab, ob Lieferketten stabil sind.
Erfahrungen aus China nutzen
Beim Wiederanlaufen greift VW auf Erfahrungen in China zurück, wo die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus greifen und 32 der 33 Werke dort wieder produzieren. Betriebsratschef Bernd Osterloh verwies darauf, dass die neuen Abläufe von der Belegschaft erst eingeübt werden müssen. "Unter diesen Umständen haben wir noch nie Fahrzeuge entwickelt, gebaut und vertrieben", sagte er. Die Belegschaft sei aber hochmotiviert, "endlich wieder loszulegen".
Auch Audi legt wieder los
Audi will die Autoproduktion im Stammwerk Ingolstadt voraussichtlich Ende April schrittweise wieder anlaufen lassen. Das sagte eine Sprecherin. Geplant sei, zunächst nur eine Schicht zu fahren. Später könnten weitere Schichten dazukommen, mit großem zeitlichen Abstand zwischen den Schichten, damit sich beim Schichtwechsel nicht zu viele Mitarbeiter an den Werkstoren begegnen. Wann das Werk Neckarsulm anlaufe, sei im Moment noch offen. In den beiden deutschen Werken der VW-Tochter steht die Produktion seit 23. März wegen der Corona-Krise still. Die Hälfte der 61.000 Audi-Beschäftigten in Deutschland sind in Kurzarbeit. Im ungarischen Audi-Werk Györ lief die Motorenproduktion am Dienstag wieder an, mit einer Schicht statt der üblichen drei Schichten.
Produktion des Porsche 911 in Stuttgart-Zuffenhausen
Porsche bremst
Der Sportwagenbauer Porsche wird dagegen seine Werke in der kommenden Woche noch nicht wieder anlaufen lassen. Die Produktion im Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen und in Leipzig bleibe eine weitere Woche ausgesetzt, sagte ein Sprecher der VW-Tochter. Es gebe weiterhin Engpässe bei den globalen Lieferketten, die einen geordneten Wiederanlauf nicht zuließen. Porsche hatte die Produktion vor knapp vier Wochen heruntergefahren. Über die notwendigen Schritte werde wöchentlich neu entschieden, hieß es.
Andere Hersteller hatten zuvor angekündigt, die wegen der Coronavirus-Pandemie heruntergefahrene Produktion in Deutschland langsam wieder anlaufen zu lassen. Neben VW wollen auch Audi und Daimler am Montag zumindest in ersten Werken schrittweise loslegen.