Fluglinien wegen Online-Tickets in der Kritik 226 Verstöße gegen den Verbraucherschutz
Irreführende Angaben zu Preisen, nicht verfügbare Flüge, ungewollte Versicherungen: Die Liste der Vorwürfe der EU-Kommission gegen die Fluglinien beim Online-Verkauf ihrer Tickets ist lang. Auf 226 von 447 Websites werden nach Angaben der Behörde Verbraucherschutzvorschriften missachtet.
Die EU wirft jeder zweiten Fluggesellschaft in Europa vor, die Kunden beim Ticketverkauf im Internet in die Irre zu führen. Auf 226 der 447 überprüften Websites seien Verstöße gegen Verbraucherschutzvorschriften festgestellt worden, teilte die EU-Kommission mit. Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva gab den Website-Betreibern vier Monate Zeit, ihre Verkaufspraktiken zu ändern. Andernfalls will sie die Namen der betroffenen Unternehmen veröffentlichen.
Die Internetseiten wurden von Verbraucherschutzbehörden in 15 EU-Staaten sowie in Norwegen überprüft, Deutschland war an der Untersuchung nicht beteiligt. Als unzulässig wertete die EU-Kommission unter anderem, dass der Ticketpreis bei Beginn der Buchung häufig ohne Steuern und sonstige Gebühren angegeben werde. Zudem würden auf der Eingangsseite der Verkaufsportale häufig Niedrigpreise angegeben, die nur in begrenzter Menge oder für einen bestimmten Zeitraum erhältlich seien, ohne dass diese Einschränkungen deutlich gemacht würden.
Die EU-Kommission warf den Fluggesellschaften außerdem vor, Verbrauchern Reiseversicherungen und andere Zusatzleistungen aufzudrängen. Grundsätzlich können Verbraucher durch Ankreuzen von Kästchen auf den Websites entscheiden, ob sie diese Angebote wahrnehmen wollen. Die Untersuchung habe jedoch ergeben, dass die Kreuze oft schon automatisch gesetzt seien und von den Ticket-Käufern extra entfernt werden müssten. Zudem würden die Kunden über die Bedingungen für eine Stornierung oder Verschiebung ihres Flugs oft nicht informiert.
Ryanair: "Unfaire" Zuschläge der Konkurrenz
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ist unter den kritisierten Fluggesellschaften unter anderem Europas größter Billigflieger Ryanair. Ryanair erklärte, bislang noch nicht von der EU-Kommission angesprochen worden zu sein. Die Billigfluglinie forderte die EU aber dazu auf, ihre Untersuchung auf die "unfairen" Benzinpreiszuschläge von Konkurrenten wie der Lufthansa, British Airways und Air France KLM auszuweiten. Diese Fluggesellschaften hätten allesamt bestätigt, dass sie sich rechtzeitig gegen einen Ölpreisanstieg abgesichert hätten und deshalb oft deutlich weniger als die derzeitigen Preise für Kerosin bezahlten.