Trotz Protesten von Umweltschützern Nordsee-Fischer dürfen mehr Kabeljau fangen
Ungeachtet der Bedenken von Umweltschützern dürfen Nordsee-Fischer im kommenden Jahr mehr Kabeljau fangen. Die EU-Agrarminister einigten sich, die Fangquote um 30 Prozent zu erhöhen. Dabei sind die Kabeljau-Bestände in der Nordsee bereits stark dezimiert.
Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr fast ein Drittel mehr Kabeljau fangen. Vor Norwegen sind es rund 13 Prozent mehr. Das geht aus den EU-Fischquoten für 2009 hervor, auf die sich die EU-Staaten in Brüssel nach Angaben von Diplomaten abschließend einigten. Die Agrarminister besiegelten eine entsprechende Einigung zwischen der EU und Norwegen. Zugleich verpflichtet sich die EU erstmals, gegen die sogenannten Beifänge vorzugehen.
"Erhöhung der Quote ist ein riskantes Spiel"
Die Erhöhung der Quote sei ein riskantes Spiel, kritisierte die Fischereiexpertin Karoline Schacht vom WWF Deutschland. Der beliebte Speisefisch, der auch Dorsch genannt wird, habe sich in der Nordsee zwar leicht erholt. Allerdings bleiben die Bestände nach ihren Angaben nahe dem "historischen Tiefstand". Nach jahrzehntelanger Überfischung ist der Kabeljau in seinem Bestand und in einigen Gebieten sogar vom Aussterben bedroht.
Für jeden verwerteten Fisch wird einer weggeworfen
Scharfe Kritik übte Schacht auch an der Praxis, wertvolle Speisefische wieder über Bord zu werfen, weil Fischer dafür keine EU-Fangerlaubnis haben. Beim Kabeljau komme derzeit auf jeden verwerteten Fisch einer, der weggeworfen wird. "Wir haben eine skandalöse Verschwendung von Millionen von Tonnen Fisch pro Jahr in der Nordsee. Das muss aufhören", so Schacht.
Die EU-Staaten wollen nun unter anderem verbesserte Netze mit sogenannten Fluchtfenstern für bestimmte Arten einsetzen. Auch akustische Warnsysteme werden geprüft. Ein entsprechender Pilotversuch läuft in Cuxhaven. Auf 15 Prozent höhere Kabeljau-Fänge in der Ostsee hatte sich die EU bereits Ende Oktober geeinigt.