Investor Warren Buffett im Gespräch

Investor wird 93 Warren Buffetts Anleger-Weisheiten

Stand: 30.08.2023 08:38 Uhr

Mit griffigen Bemerkungen über seine Erfolgsrezepte hat der bekannte US-Investor Warren Buffett immer wieder für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Was können Privatanleger daraus lernen?

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Auf der Bloomberg-Milliardärsliste rangiert er mit 120 Milliarden Dollar Vermögen aktuell auf Platz sechs, in seiner Freizeit spielt er gerne Ukulele und Bridge, sein Lieblingsgetränk ist Cherry Coke - und im Vergleich zu seinem 99-jährigen Kompagnon Charlie Munger ist er fast ein Jungspund: Die Rede ist von Warren Buffett, der heute seinen 93. Geburtstag feiert.

Berkshire Hathaway - die teuerste Aktie der Welt

Warren Buffett gilt als Börsen-Legende, hat er seinen Reichtum doch durch geschicktes Investieren geschaffen. Seit 1970 leitet er die Geschicke der Investmentholding Berkshire Hathaway. Von den Chefs der Firmen im US-Aktienindex S&P 500 hat keiner so lange das selbe Unternehmen geführt wie er. Unter seiner Ägide avancierte Berkshire zur nominal teuersten Aktie der Welt - aktuell ist sie für knapp 540.000 Dollar zu haben.

Buffett ist aber nicht nur ein besonders erfolgreicher Investor, sondern auch als Ideengeber sehr gefragt. Seine Sprüche über die Börse haben viele Privatanleger und auch professionelle Investoren inspiriert.

Buffett lässt sich gerne Zeit

Auch Robert Rethfeld, Marktexperte von Wellenreiter-Invest, hat selbstverständlich ein Lieblings-Buffett-Zitat: "Weil jemand vor langer Zeit einen Baum gepflanzt hat, sitzt heute jemand im Schatten." Doch was verbindet Rethfeld damit? "Apple, Tesla und Nvidia sind Beispiele für Firmen, die Produkte herstellen, die heute mit einer hohen Nachfrage verbunden sind. Damals, als sie den Baum pflanzten, wollte kaum jemand mit dabei sein", erklärt Rethfeld gegenüber tagesschau.de.

Buffett selbst nehme sich Zeit, habe Wachstumswerte erst spät in sein Portfolio aufgenommen. "Tesla und Nvidia finden sich nicht in seiner Portfolio-Liste, wohl aber der taiwanesische Halbleiter-Riese TSMC", so der Wellenreiter-Experte. "Apple kam erst 2016 hinzu."

Apple als bestes Geschäft

Auch einen Spruch über Apple hat Buffett geprägt: "Es ist einfach ein besseres Geschäft als jedes andere, das wir besitzen." Tatsächlich hat sich die Apple-Aktie seit Buffetts Einstieg 2016 mehr als versiebenfacht. Der iPhone-Konzern ist das teuerste börsennotierte Unternehmen der Welt - mit einem Marktwert von aktuell 2,8 Billionen Dollar.

Mit dem wachsenden Börsenwert von Apple wuchs auch der Anteil, den die Apple-Aktien im Portfolio von Buffetts Holding Berkshire Hathaway einnahmen. Ende 2022 machten sie rund 40 Prozent des Börsenwerts der dort befindlichen Aktien aus.

Sollen Anleger ihre Aktien breit streuen?

"Buffett fährt ein konzentriertes Portfolio", erklärt Wellenreiter-Experte Rethfeld. "Eine Mischung aus großen Marken und erfolgreichen Wachstumswerten ist etwas, dass auch Privatanleger gut nachvollziehen und für sich selbst umsetzen können."

Tatsächlich hat Buffett zum Thema Diversifikation eine ganz eigene Meinung: "Eine breite Diversifikation ist nur dann nötig, wenn ein Investor nicht weiß, was er tut." Dazu passt ein Ratschlag, der wohl zu den bekanntesten Buffett-Zitaten gehört:

"Investiere nur in ein Unternehmen, dessen Geschäft du auch verstehst."

Warum ein ETF manchmal die bessere Wahl ist

Wenn Privatanleger also das Geschäftsmodell eines Unternehmens nicht verstehen oder generell nicht über das Rüstzeug eines Investors verfügen, sollten sie nach Meinung von Buffett ihre Anlagen besser breit streuen - etwa indem sie in einen kostengünstigen ETF investieren. Das ist ein Ratschlag, den Buffett nicht müde wird zu wiederholen.

Sogar in seinem Testament empfiehlt das "Orakel aus Omaha" seiner Familie, das meiste Geld in einen kostengünstigen ETF auf den S&P 500 zu stecken. Er selbst investiert über Berkshire Hathaway ebenfalls in zwei ETFs, die beide versuchen, diesen marktbreiten US-Index so gut wie möglich abzubilden.

Größter Ertrag nach Jahren oder Jahrzehnten

Und wie lange sollten Anleger ihre Aktien oder ETFs nach Meinung des Börsen-Altmeisters halten? "Meine Lieblingshaltedauer ist für immer." Tatsächlich bringen Aktien statistisch gesehen den größten Ertrag, wenn sie über mehrere Jahre, besser Jahrzehnte im Depot gehalten werden.

Auch Bert Flossbach von Deutschlands größtem unabhängigen Vermögensverwalter Flossbach von Storch schätzt Buffett für seine langfristige Herangehensweise. Nicht umsonst hängt ein längeres Buffett-Zitat im amerikanischen Original an der Wand in seinem Büro, das - übersetzt - so beginnt: "Die amerikanischen Unternehmen werden sich im Laufe der Zeit gut entwickeln. Und Aktien werden sich ebenso sicher gut entwickeln."

Gegenüber tagesschau.de erklärt Flossbach: "Warren Buffett und Charlie Munger laufen keinen Trends hinterher - wohl wissend, dass sie in bestimmten Börsenphasen schlechter abschneiden als der Markt." Die beiden zeichneten sich durch ein besonderes Verständnis von Chancen und Risiken aus.

Krisen und Crashs als Chance

Dabei sind sogar Börsencrashs - also Situationen, die eigentlich jeder Anleger fürchtet - für Buffett eine Chance: "Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind."

"Gierig" war Buffett etwa während der Finanzkrise. Damals war er wohlkalkuliert zahlreichen bedrängten Firmen eine Rettungsleine zu. Allein fünf Milliarden Dollar investierte er in Vorzugsaktien der seinerzeit schwer angeschlagenen Bank of America. 2017 tauschte er diese per Option in Stammaktien um - und strich damit auf einen Schlag einen Buchgewinn von 11,5 Milliarden Dollar ein. Überhaupt ist Buffett mit seinem antizyklischen Handelsansatz über die Jahre gut gefahren, kaufte immer wieder dann günstig Aktien eines Unternehmens, wenn der Markt sie panisch abstieß.

Was Anleger immer wieder falsch machen

Auch in unruhigen Börsenzeiten die Ruhe bewahren und sich auf das langfristige Ziel zu konzentrieren - Finanz-Forschung hat gezeigt, dass sich der typische Anleger genau so nicht verhält. Stattdessen folgen Anlegerinnen und Anleger oft blind der Herde, kaufen und verkaufen zu den ungünstigsten Zeitpunkten.

Aus solchen Fehlern gilt es zu lernen - oder um es mit Warren Buffett zu sagen: "Der einzige Mensch, der dafür verantwortlich ist, wenn du schlechte Ergebnisse an der Börse bekommst, bist du selbst. Das weißt du schon, oder?"