Absicherung der Rente Generationenkapital fließt vor allem in Aktien
Um die Rente zukünftig abzusichern, will der Bund Milliarden investieren - und das vor allem in Aktien. Laut der zuständigen Fondschefin wird das Geld breit und sicher angelegt: "Wir zocken nicht."
Das von der Bundesregierung geplante sogenannte Generationenkapital zur Absicherung der gesetzlichen Rente soll nach Angaben der zuständigen Investmentmanagerin überwiegend in Aktien investiert werden. "Aufgrund der Renditeanforderungen dürfte der Aktienanteil in Richtung 80 Prozent gehen", sagte die Vorstandsvorsitzende des Staatsfonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO), Anja Mikus, der "Welt am Sonntag". Das sogenannte Generationenkapital werde voraussichtlich fast keine Anleihen haben. "Auch nicht-börsennotierte Anlagen dürften im weiteren Verlauf eine Rolle spielen."
Mikus betonte: "Wir zocken nicht. Da kann ich alle beruhigen." Es gehe nicht darum, kurzfristig Geld anzulegen und die Wertpapiere schnell wieder zu verkaufen. "Wir legen die uns anvertrauten Mittel langfristig und weltweit diversifiziert an, um die Renditepotenziale bestmöglich zu nutzen." Weiter betonte sie: "Endlich fängt der deutsche Staat an, die Kapitalmärkte stärker für sich und die Altersvorsorge seiner Bürger zu nutzen." Andere Länder machten dies seit Jahrzehnten erfolgreich vor.
Investments nach ESG-Kriterien
Mikus kündigte für das Generationenkapital eine "renditeorientierte Nachhaltigkeitsstrategie" mit dem Blick auf die Bereiche Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung an. "Und zwar nicht, um nach außen gut dazustehen, sondern weil Investments in Unternehmen, die sich in diesen drei Bereichen stetig verbessern, langfristig höhere Renditen bringen." Aktienfonds, die den sogenannten ESG-Kritierien der EU entsprechen, gelten als nachhaltig.
Inwieweit Investitionen in einzelne Branchen ausgeschlossen werden, ließ Mikus offen. Einen zu großen Einfluss der Politik auf die Anlageentscheidungen erwartet die Stiftungsvorsitzende allerdings nicht. "Der breite Wille der verantwortlichen Ministerien und politischen Vertreter ist, dass wir bei der Kapitalanlage nicht durch politische Einflussnahme behindert werden und flexibel investieren können", sagte sie. Für die Verwaltung des Generationenkapitals reicht aus ihrer Sicht das derzeit 50-köpfige Team weitgehend aus, das seit 2017 bereits den Atomfonds KENFO verwaltet. "Mit dem Generationenkapital dürften lediglich fünf bis sieben Beschäftigte hinzukommen"
Mehr Rendite als Zinsen
Kritik daran, dass der Staat dafür auch Kredite aufnehmen soll, wies sie zurück. "Privatanleger müssen das geliehene Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder an die Bank zurückzahlen. Fallen die Kurse kurz davor, kann das die Existenz kosten. Der Staat kann dagegen alte Schulden immer wieder durch neue ablösen."
Zudem profitiere man von der hervorragenden Bonität Deutschlands und damit von viel niedrigeren Zinsen, als sie einem Privatanleger angeboten würden, argumentierte Mikus. "Bei unseren Prognosen für das Generationenkapital rechnen wir konservativ mit einer jährlichen Rendite von im Durchschnitt sechs Prozent und einem Zins von drei Prozent - aktuell müssten wir nur 2,5 Prozent zahlen. Unter dem Strich bleibt eine durchschnittliche Rendite von mindestens drei Prozent übrig."
Volumen von rund 200 Milliarden
Der Entwurf des Rentenpakets II der Bundesregierung sieht unter anderem vor, dass der Bund in den nächsten Jahren jeweils mindestens zwölf Milliarden Euro in den neuen Staatsfonds einzahlt. Mit den Erträgen soll dann ab Mitte der 2030er-Jahre ein noch stärkerer Anstieg der Rentenbeiträge verhindert werden. Nach den Plänen von Arbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Christian Lindner soll bis dahin ein neuer Kapitalstock auf dem Aktienmarkt von 200 Milliarden Euro geschaffen werden.
Das Gesetz wurde allerdings noch nicht von Bundestag und Bundesrat verabschiedet. "Ich hoffe, das gelingt bis zur Sommerpause", sagte Mikus.
Das Generationenkapital soll als dauerhafter Fonds von einer neuen Stiftung verwaltet werden. Für den Aufbau sollen nach Angaben des Bundesfinanzministeriums die Strukturen des bestehenden Staatsfonds KENFO genutzt werden. Dieser ist eigentlich zur Finanzierung der Atommüll-Entsorgung geschaffen worden.