Fußball in England Die Premier League und ihre Investoren
In keiner anderen Fußballliga fließen Summen wie in der Premier League. Nun steht Manchester United zum Verkauf - der nächste Milliardendeal. Doch hohe Investitionen bedeuten nicht automatisch sportlichen Erfolg, wie der FC Chelsea zeigt.
Es war ein Pflichtsieg für Chelsea am Wochenende: Gegen Leeds holten die Blues drei Punkte, wirklich geholfen hat der Sieg aber nicht. In der Tabelle steht der FC Chelsea weiterhin auf Platz zehn, obwohl der Verein bei den Ausgaben Spitzenreiter ist. Ganz in der Manier des früheren Eigentümers Roman Abramowitsch hat Chelsea im Winter im großen Maßstab eingekauft.
Die neuen Eigentümer, die Private-Equity-Gesellschaft Clearlake eCapital und der US-Milliardär Todd Boehly, haben unter anderem den Einkauf von Weltmeister Enzo Fernandez möglich gemacht - für eine Rekordsumme von 121 Millionen Euro. Das ist fast doppelt so viel, wie die gesamte Bundesliga im Winter für Transfers bezahlt hat. Insgesamt hat Chelsea für zahlreiche neue Spieler rund 320 Millionen Euro ausgegeben, sportlich zahlt sich das bisher nicht aus.
Glazer-Familie will Manchester United abstoßen
Um gigantische Summen geht es auch an anderer Stelle: Manchester United steht zum Verkauf, und das nicht erst, seit der Verein am Sonntag im Spiel gegen Liverpool eine 0:7-Klatsche einstecken musste.
Manchester United befindet sich derzeit im Besitz der US-amerikanischen Glazer-Familie, die aber erwägt, den Verein abzustoßen. In den nächsten Tagen soll es Gespräche mit zwei Kaufinteressenten geben: mit dem britischen Unternehmer und Milliardär Sir Jim Ratcliffe und mit Scheich Jassim bin Hamad al-Thani, dem Bruder des Emirs von Katar. Die Glazers streben einen Verkaufspreis von knapp sieben Milliarden Euro an, die Gebote liegen bisher bei rund fünf Milliarden.
Sir Jim Ratcliffe: Er ist wie der Bruder des Emirs von Katar an Manchester United interessiert und möchte den Verein von der Familie Glazer kaufen.
Es geht um mehr als reines Investment
Simon Chadwick, der den Zusammenhang von Sport und geopolitischen Wirtschaftsinteressen untersucht, erklärt, warum es beim Kauf eines Fußballvereins um mehr als nur ein reines Investment geht: "Es lässt sich politisches Kapital aus dem Besitz eines Fußballclubs schlagen. Fußball ist eine großartige Möglichkeit, Netzwerke zu bauen und Zugang zu wichtigen Entscheidungsträgern zu bekommen, aber es geht auch um Softpower, Nation Branding und darum, sich strategisch zu positionieren."
Falls der katarische Scheich al-Thani den Zuschlag erhalten sollte, würde der Einfluss der Golf-Staaten in Nordengland weiter wachsen: Denn Newcastle United ist bereits in den Händen der Saudis, und Manchester City gehört Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Kontrolle des Vereinsfußballs soll reformiert werden
Die britische Regierung hat in der vergangenen Woche ein Weißbuch vorgelegt, wie die Kontrolle des Vereinsfußballs reformiert werden soll. Dabei geht es unter anderem auch um den Erwerb und Besitz der Clubs.
Fußballexperte und Ex-Profi Gary Neville kann die Reform kaum erwarten: "Meine Priorität im Augenblick ist, für eine Aufsicht im englischen Fußball zu sorgen, damit es ein bestimmtes Niveau an Kontrolle gibt. […] Um in diesem Land Eigentümer eines Fußballclubs zu werden, sollte es eine Lizenz geben und eindeutige Kriterien, die jeder kennt. Das muss eingeführt werden."
Mit Blick auf Katar haben Manchester-United-Fans gefordert, dass ein neuer Clubbesitzer die Rechte aller respektieren müsse, auch die von Frauen und Angehörigen der LGBTQ-Community.
Bedenken gibt es auch in sportlicher Hinsicht. Denn nach den Regularien der UEFA dürfen Fußballclubs, die den gleichen Besitzer haben, nicht gegeneinander antreten. Da Qatar Sports Investment aber bereits Paris Saint-German besitzt, müsste zunächst sichergestellt werden, dass die Investoren, die gegebenenfalls Manchester United kaufen, nicht dieselben sind. Ein ähnliches Problem gibt es beim potenziellen Käufer Sir Ratcliffe, denn dem gehört bereits der französische Erstligist Nizza.