Wall Street dreht ins Plus Neue Hoffnung
Es gibt wieder Gespräche zwischen der Ukraine und Russland. Solche Nachrichten nehmen die Aktienmärkte stets dankbar auf. Die Wall Street drehte ins Plus.
Viereinhalb Wochen nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine reden die beiden Kriegsparteien wieder miteinander. Morgen um etwa 9.30 Uhr MESZ sollen die beiden Delegationen in Istanbul zusammentreffen, wie wie das türkische Präsidialbüro mitteilte. Maximalziel sei die Einigung auf eine Waffenruhe, teilte die Ukraine mit.
Das reichte, um die Standardwerte an der Wall Street ins Plus zu hieven. Der Dow Jones schloss 0,27 Prozent höher, während die Technologietitel des Nasdaq-100 sogar um 1,6 Prozent zulegten.
Ein Belastungsfaktor war der Lockdown in Shanghai, mit dem die chinesischen Behörden auf stark steigende Corona-Infektionszahlen reagieren. Das droht über die Lieferketten auf die fragile Konjunkturerholung durchzuschlagen. Laut Analyst Alex Irving von Bernstein Research ist die Millionenstadt mit dem weltweit verkehrsreichsten Container-Hafen der denkbar sensibelste Ort für die globalen Lieferketten.
Nachdem nun auch in Europa die Uhren auf Sommerzeit umgestellt wurden, findet der Handel an der Wall Street wieder zu den gewohnten Zeiten 15.30 bis 22 Uhr Mitteleuropäischer Zeit statt.
Der Fortgang der Gespräche in Istanbul dürfte morgen die Tendenz an den europäischen Märkten wesentlich bestimmen. Zwar bleiben Experten skeptisch bezüglich möglicher Fortschritte, doch die Gesprächsbereitschaft der Ukraine über eine Neutralität sowie über den Status des Donbass scheint den ursprünglichen russischen Forderungen recht weit entgegen zu kommen.
Heute hatten die deutschen Standardtitel bis zum Handelsschluss einen großen Teil ihrer Tagesgewinne wieder abgegeben. Der DAX, der bis auf 14.627 Punkte geklettert war, schloss bei 14.417 Punkten, ein Tagesplus von 0,78 Prozent.
Zuvor hatten die europäischen Aktienmärkte von den einbrechenden Ölnotierungen profitiert. Ausgelöst vom Lockdown in Shanghai fielen die Preise für Brent und WTI deutlich zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 112 Dollar, rund sechs Prozent weniger als am Freitag.
"Damit wächst auch die Sorge, dass Chinas strikte Zero-Covid-Politik zu immer wiederkehrenden Lockdowns wichtiger Wirtschaftsmetropolen führt, was nicht spurlos an der Ölnachfrage in China vorübergehen dürfte", erklärte Commerzbank-Rohstoffexperte Carsten Fritsch.
Eine Zuspitzung im Gaslieferstreit könnte die Lage an den Märkten aber rasch wieder drehen. Die Weigerung der G7-Staaten, russisches Gas mit Rubel zu bezahlen, würde nach den Worten des Abgeordneten Iwan Abramow zu einem Stopp der Lieferungen führen, berichtete die Nachrichtenagentur RIA. Abramow ist Mitglied des Wirtschaftsausschusses im russischen Oberhaus. Die sieben wichtigsten Industriestaaten der Welt lehnten heute einmütig eine Begleichung in Rubel ab und sprachen von Vertragsbruch.
Der Euro konnte sich am Abend wieder etwas stabilisieren. Einerseits stützen die anziehenden Kapitalmarktzinsen in den USA den Dollar, andererseits nützt die Aussicht auf Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland eher der Gemeinschaftswährung, da der Dollar als Fluchtwährung in Krisenzeiten gilt.
Die steigenden Zinsen in den USA lasteten auch auf dem Goldpreis. Gold wird in einem Umfeld steigender Anleiherenditen weniger attraktiv, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Der Preis für die Feinunze Gold fiel um 1,8 Prozent auf 1921 Dollar. Anfang März wurden in der Spitze noch 2070 Dollar für die Feinunze Gold gezahlt.
Eine erneute Geldspritze der Bank von Japan (BoJ) hat die Landeswährung Yen auf Talfahrt geschickt. Im Gegenzug stieg der Dollar um 0,6 Prozent und war mit 134,87 Yen so teuer wie zuletzt vor gut sechs Jahren. Um den Anstieg der Anleiherenditen zu stoppen, hatte die Zentralbank den Ankauf von Bonds in unbeschränktem Umfang angekündigt.
Kryptowährungen legten bei ihrer Kurserholung an Geschwindigkeit zu. Der Bitcoin stieg um über sieben Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch von 48.166 Dollar. "Die 200-Tage-Linie wurde überwunden, sodass die 50.000-Dollar-Marke jetzt in den Blickpunkt rückt", so Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Die Tesla-Aktie ist heute aus zwei Gründen gefragt. Zum einen plant das Unternehmen einen weiteren Aktiensplit, was meist mit zusätzlicher Nachfrage einhergeht. Zudem hat der Elektroautobauer bei der US-Verkehrssicherheitsbehörde einen Sieg errungen, der andere Autobauer Hunderte Millionen Dollar kosten könnte. Die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA, deren Entscheidung von Reuters eingesehen wurde, hat wieder höhere Strafen für Autohersteller eingeführt, die in den vergangenen Jahren die Anforderungen an die Kraftstoffeffizienz nicht erfüllt haben.
Besser als der DAX schnitt die Aktie von BASF ab. "Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel heute auf einem Investorentag. Das Auftragsbuch sei gut gefüllt. BASF befinde sich aber aufgrund einer starken Nachfrage in einer guten Position und könne den überwiegenden Teil der gestiegenen Energiekosten an die Kunden weiterreichen, so Engel. Die Aktie profitierte zusätzlich von einem positiven Analystenkommentar. Analyst Martin Evans von der britischen Bank HSBC hat der BASF-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau ein attraktives Verhältnis zwischen Chancen und Risiken attestiert und sie von "Hold" auf "Buy" hochgestuft.
Auch Aktien aus dem Logistiksektor waren bei Anlegern begehrt. Am Markt wurden Kursgewinne bei Deutsche Post und Hapag-Lloyd mit den Auswirkungen des neuen Corona-Lockdowns in China begründet. Einschränkungen der Lieferketten in der Pandemie und knappe Fracht-Kapazitäten gelten seit zwei Jahren schon als bedeutender Preistreiber für Luft- und Seefracht.
Der Betreiber RWE Power hat im Streit um ein Grundstück in Lützerath am Tagebau Garzweiler II einen Teilerfolg errungen. Das Unternehmen darf auf dem Grundstück eines Landwirts Vorbereitungen zum Abbaggern des Geländes treffen, wie das Oberverwaltungsgericht (OVG) heute in Münster entschieden hat.
Die Deutsche Bank hat Finanzchef James von Moltke zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden befördert. Von Moltke werde die neue Position mit sofortiger Wirkung neben seiner Aufgabe als Finanzchef übernehmen, teilte der DAX-Konzern mit. Von Moltke ist seit Juli 2017 Finanzchef. Er kam von der US-Großbank Citigroup.
Angesichts steigender Rohstoffkosten rechnet Daimler Truck damit, dass elektrische Lastwagen dauerhaft teurer sind als jene mit Verbrennungsmotor. Daimler-Truck-Chef Martin Daum verlangte in der "Financial Times" staatliche Unterstützung zum Ausgleich der Zusatzkosten von batteriebetriebenen Fahrzeugen. Anderenfalls werde der Preis eines solchen Lastwagens auf Dauer über dem Preis eines Lkw mit herkömmlichem Antrieb liegen.
Das Scheitern der Pkw-Maut könnte für den deutschen Staat ein teures Nachspiel haben. Ein Schiedsgericht sprach den als Betreiber des Mautsystems ausgewählten Unternehmen CTS Eventim und Kapsch TrafficCom grundsätzlich einen Schadenersatzanspruch zu, wie sie übereinstimmend mitteilten. In einer zweiten Phase des Schiedsverfahrens wird nun über die Höhe des Anspruchs entschieden. Die Aktie von CTS Eventim war der größte Gewinner im MDAX.
Heineken wird sich vollständig aus Russland zurückziehen. Unter heutigen Umständen sei es nicht länger möglich, in dem Land aktiv zu sein, teilte der niederländische Bierbrauer in Amsterdam mit. Das Unternehmen schätzt, dass der Schritt etwa 400 Millionen Euro kosten wird. Die Gehälter der etwa 1800 Arbeitnehmer sollen bis zum Jahresende bezahlt werden.
Apple TV+ hat bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles Geschichte geschrieben. Erstmals wurde einem Streamingdienst die höchste Ehre zuteil. Der US-Technologiekonzern erhielt für den Film "CODA" über eine gehörlose Familie den Titel "Bester Film des Jahres".
In der Filmbranche gilt die prestigeträchtige Top-Auszeichnung als Hinweis darauf, dass sich die Streamingdienste inzwischen auch in Hollywood etabliert haben. Kino-Analyst Daniel Ives von Wedbush Securities sagt voraus, dass dieser Oscar weitere Talente zu Apple ziehen dürfte.
Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich vermeidet vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine das Firmenlogo "Z". "Wir entfernen vorübergehend die Verwendung des Buchstabens "Z" aus sozialen Kanälen, wo er isoliert erscheint und missverstanden werden könnte", bestätigte das Unternehmen. Der Buchstabe ist in Russland zum Symbol für die Invasion geworden.