Nach Fed-Sitzung Rekordlauf der Tech-Titel geht weiter
Dieser Handelstag brachte den Märkten deutlich mehr Klarheit über den weiteren Zinskurs der US-Notenbank Fed. Während der DAX deutlich zulegte, präsentierten sich die New Yorker Börsen uneinheitlich.
An diesem Mittwoch hatten die Marktteilnehmer gleich zwei für die Geldpolitik in den USA hochrelevante Termine zu verarbeiten. Zunächst standen die Inflationsdaten für den Mai an, die ganz nach dem Geschmack der Börse ausfielen. Die Inflationsrate sank auf 3,3 Prozent nach 3,4 Prozent im April. Die Märkte hatten dagegen eher mit einer Stagnation gerechnet. "Der wichtigste Konjunkturbericht der modernen Finanzwelt für die größte Volkswirtschaft der Welt bringt heute gute Nachrichten, und die Händler können das gut gebrauchen", kommentierte Naeem Aslam, Chefanleger bei Zaye Capital Markets.
Die New Yorker Börsen starteten daraufhin deutlich höher in den Tag. Am Abend aber fand mit der Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) der zweite wichtige Termin statt. Die Geldpolitiker beließen ihren Leitzins wie erwartet das siebte Mal in Folge bei 5,25 bis 5,50 Prozent. Gleichzeitig ließen sie ihre Wachstumsprognose unverändert, erhöhten aber ihre Inflationsprognose für dieses Jahr leicht auf 2,6 Prozent. Im März waren sie noch von 2,4 Prozent ausgegangen. Die so genannte Kernrate ohne Lebensmittel- und Energiepreise sehen sie nun bei 2,8 Prozent, nach 2,6 Prozent im März. Dementsprechend stellten die Währungshüter nur noch eine Zinssenkung in diesem Jahr in Aussicht. Im März waren hatten sie noch drei avisiert.
In der Summe wirkte dies leicht dämpfend auf die Aktienmärkte, wenn auch die Erwartung des ersten Zinsschrittes bei der Sitzung am 18. September erhalten blieb. Der Leitindex Dow Jones ging mit einem leichten Abschlag von 0,09 Prozent auf 38.712 Punkte aus dem Handel.
Deutlich besser präsentierte sich der Technologieindex Nasdaq 100, der seine Rekordfahrt fortsetzte und gleich zu Handelsbeginn neue Höchststände erreichte. Der Index schloss 1,33 Prozent höher bei 19.465 Punkten.
Schon vor den gespannt erwarteten Inflationsdaten aus den USA hatten sich die Aktienkurse in Frankfurt erholt. Danach baute der DAX seinen Tagesgewinn aus und ging 1,4 Prozent höher bei 18.630 Punkten aus dem Handel. Damit konnte der deutsche Leitindex seine Verluste der drei vergangenen Handelstage wieder wettmachen.
Gestern hatte die Unsicherheit nach der Europawahl den deutschen Leitindex zwischenzeitlich noch auf ein Fünf-Wochen-Tief gedrückt.
Der Euro profitierte deutlich von den US-Inflationsdaten. Nach zuletzt spürbaren Verlusten kostete die Gemeinschaftswährung am Abend 1,0816 Dollar, 0,7 Prozent mehr als gestern. Zuletzt hatten politische Turbulenzen in Frankreich nach der Europawahl die Notierung belastet.
Neue Lagerbestandsdaten aus den Vereinigten Staaten bremsten den jüngsten Ölpreisanstieg. Nach weiteren Zugewinnen fielen die Notierungen wieder zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 82,44 Dollar und damit noch 0,4 Prozent mehr als gestern. Die US-Bestände an Rohöl erhöhten sich zur Vorwoche um 3,7 Millionen auf 459,7 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang gerechnet. Die tägliche Ölproduktion erhöhte sich um 0,1 Millionen auf 13,2 Millionen Barrel.
Der aktuelle Ölmarktausblick der Internationalen Energieagentur (IEA) stützte den Markt auch nicht. Die Organisation erwartet, dass die weltweite Ölnachfrage wegen der Energiewende langsamer wächst und 2030 ein Plateau erreicht. Gleichzeitig werde die weltweite Ölproduktion steigen, wodurch sich die Spannungen auf dem Markt verringern und die Reserven auf ein Niveau steigen, das es seit der Covid-Krise nicht mehr gegeben hat, so die IEA. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte das zu sinkenden Ölpreisen führen.
Im US-Handel erreichte Apple erneut ein Rekordhoch - und löste den Softwareriesen Microsoft zunächst als weltweit wertvollstes Börsenunternehmen ab. Auf Platz drei steht weiterhin der Chiphersteller Nvidia. Die Apple-Aktie gewann im frühen Handel 4,1 Prozent, was den Börsenwert auf 3,33 Billionen Dollar steigerte. Beim bisherigen Primus Microsoft stand zur Wochenmitte ein Börsenwert von 3,26 Billionen Dollar zu Buche. Auch Nvidia verbuchte einen neuen Kursrekord, womit das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 3,09 Billionen Dollar erreichte. Nvidia hatte jüngst als dritter Konzern die Drei-Billionen-Marke überschritten und einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 durchgeführt, um die Papiere auch für Kleinanleger wieder attraktiver zu machen.
Die anhaltende Fantasie rund um das Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) katapultierte auch die Aktie des Software-Unternehmens Oracle auf ein Rekordhoch. Der SAP-Rivale hatte am späten Dienstagabend zur Vorlage seiner Geschäftszahlen für 2023/24 einen Ausbau der Kooperation mit dem Microsoft sowie dem ChatGPT-Erfinder OpenAI bekannt gegeben. So soll die Cloud-KI-Plattform von Microsoft auch auf Oracle-Datenzentren laufen. Zudem will der Suchmaschinenriese Google Oracle-Datenbanktechnik in seiner Cloud-Plattform anbieten.
Im deutschen Handel standen heute vor allem die Aktien deutscher Autohersteller unter Druck. Die Titel von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz gehörten zu den größten DAX-Verlierern.
Zum einen belasteten Nachrichten aus Brüssel: Die Europäische Kommission hat heute trotz aller Warnungen aus der Wirtschaft dem Handelspartner China mit Strafzöllen auf bestimmte Elektroautos gedroht. Für BYD soll demnach ein Importzoll von 17,4 Prozent, für Geely von 20 Prozent und für den staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC von 38,1 Prozent gelten - sollte China nicht noch einlenken.
Bereits im Vorfeld gab es aus der europäischen Autoindustrie wenig Unterstützung für Strafzölle. Insbesondere die deutschen Autobauer sind stark vom Absatz in China abhängig und fürchten daher Vergeltungsmaßnahmen aus Peking. Die chinesische Regierung hatte die EU mehrfach vor einem derartigen Schritt gewarnt.
Hinzu kommen außerdem Klagen britischer Besitzer gegen Hersteller von Dieselfahrzeugen: Britische Kunden hatten bereits gestern vor dem High Court in London Klage gegen einige der weltgrößten Autobauer, darunter auch Mercedes-Benz, eingereicht. Sie werfen den Unternehmen vor, bei Emissionstests betrogen zu haben. Insgesamt wurden 1,5 Millionen Klagen eingereicht, die die Autobauer mindestens sechs Milliarden Pfund (7,1 Milliarden Euro) kosten könnten, wie die Anwälte der Kläger erklärten.
Zu Jahresbeginn mussten die deutschen Autohersteller laut einer Analyse im internationalen Vergleich einen Dämpfer hinnehmen. "Mit einem Umsatzminus von 1,7 Prozent und einem Gewinneinbruch um ein Viertel entwickelten sich die drei deutschen Autokonzerne insgesamt deutlich schlechter als die Mehrheit ihrer Wettbewerber", teilte die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY mit. Zusammengenommen machten Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz einen Umsatz von rund 148 Milliarden Euro. Das war demnach immer noch der zweithöchste Wert in einem ersten Quartal seit die Studie erstellt wird.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall will seinen Schützenpanzer Lynx jetzt auch in der Ukraine bauen. Eine entsprechende Absichtserklärung mit dem Land sei am Rande der Wiederaufbaukonferenz in Berlin unterzeichnet worden, teilte der DAX-Konzern mit. Der Panzer wird bislang in Deutschland und Ungarn produziert. Am Abend meldete zudem die Nachrichtenagentur Reuters, dass Rheinmetall nach der geplatzten Panzer-Allianz zwischen Leonardo und der deutsch-französischen KNDS neuer Partner des italienischen Rüstungskonzerns bei dem Projekt werden könnte.
Die Lufthansa will mit der Ende Juni startenden Fluggesellschaft City Airlines ihr Netz an Zubringerflügen zu Langstrecken-Verbindungen ausbauen und kostengünstiger aufstellen. Die Kernmarke des Konzerns schöpfe ihr Potenzial am wachsenden Markt in Europa derzeit nicht aus, erklärte Geschäftsführer Jens Fehlinger. Besonders an den deutschen Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München wolle die Airline wieder wachsen.
Der Industriedienstleister Bilfinger erhöht wegen des jüngsten Zukaufs sein Umsatzziel für das laufende Jahr. Inklusive der Übernahme von Teilen des Industriedienstleisters Stork werde nun 2024 ein Erlös von 4,8 Milliarden bis 5,2 Milliarden Euro angepeilt, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Zuvor hatte das Management 4,5 Milliarden bis 4,8 Milliarden Euro im Visier. Vom Erlös sollen nun 4,8 bis 5,2 Prozent als operatives Ergebnis (Ebita-Marge) hängen bleiben. Zuvor war der Vorstand von mindestens 4,9 Prozent ausgegangen.
Tesla lässt nach eigenen Angaben zwei seiner humanoiden "Optimus"-Roboter autonom Aufgaben in der Fabrik erledigen. Um welche Aufgaben genau es dabei geht, ließ der Elektroautohersteller in seinem Beitrag auf der Online-Plattform X allerdings offen.