Preisdaten verunsichern Erste Alarmzeichen an der Wall Street
Überraschend hohe Erzeuger-Preisdaten haben bei den Wall-Street-Anlegern für Nervosität gesorgt. Die großen Indizes gaben nach. Zuvor hatte auch der DAX sein neues Rekordniveau nicht halten können.
Die US-Börsen haben sich nach neuen Konjunkturdaten abgeschwächt und leichter geschlossen. Vor allem überraschend hohe Erzeugerpreise machten die Anleger nervös. Der Leitindex Dow Jones verlor am Ende 0,35 Prozent auf 38.905 Zähler. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,29 Prozent auf 5.150 Punkte bergab. Auch der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sowie der Composite-Index sanken um 0,3 Prozent.
"In gewisser Weise war der heutige Tag eine Miniaturversion des ganzen vergangenen Monats mit hartnäckiger Inflation und Anzeichen einer schwachen Konjunktur", sagte Chris Larkin, Manager beim E-Broker E*TRADE der US-Großbank Morgan Stanley.
Da heute kaum marktbewegende Daten aus dem Unternehmensbereich vorhanden waren, standen neue Wirtschaftsdaten im Blick der Street. Die Einzelhandelsumsätze forcieren dabei laut den Expertinnen und Experten der Helaba nicht gerade die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed, "zumal die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiterhin auf sehr niedrigem Niveau liegen und auf einen soliden Arbeitsmarkt verweisen." Konkret sank die Zahl der wöchentlichen Hilfsanträge um 1.000 auf 209.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 218.000 Anträgen gerechnet.
Am meisten belasteten die Erzeugerpreise den Markt, denn sie dämpften die Zinshoffnungen der Anlegerinnen und Anleger. Diese stiegen im Februar mit 1,6 Prozent sogar deutlich stärker als erwartet. Prognostiziert war ein Anstieg von nur 1,1 Prozent. Dies schürte unter den Anlegern Sorgen, dass die US-Notenbank Fed die in ihrem Kampf gegen die Inflation erhöhten Zinsen doch später als erwartet wieder senkt. Die Erzeugerpreise gelten ab Werkstor - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit frühe Signale für die Entwicklung der Verbraucherpreise geben.
"Nach den Verbraucherpreisen sind auch die Erzeugerpreise in den USA im Februar stärker gestiegen als erwartet", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. Dies habe unter Anlegern Sorgen geschürt, dass die US-Notenbank Fed die in ihrem Kampf gegen die Inflation erhöhten Zinsen doch später als erwartet wieder senke.
Die überraschend schwachen US-Einzelhandelsumsätze grenzten allerdings die Verluste an den Börsen ein. Diese stiegen gegen den Vormonat um 0,6 Prozent, Experten hatten einen Zuwachs von 0,8 Prozent erwartet nach einem Minus von revidiert 1,1 Prozent im Januar. "Man kann sagen, die schwachen Einzelhandelsumsätze gleichen die hohen Erzeugerpreise zum Teil aus", kommentierte Andre Bakhos, Geschäftsführer beim Analysehaus Ingenium.
Am heimischen Aktienmarkt sind die Anlegerinnen und Anleger am Nachmittag einer schwächeren Wall Street gefolgt und haben Gewinne mitgenommen. Dies, nachdem der DAX zunächst bei 18.039 Punkten ein weiteres Rekordhoch markiert hatte. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 17.942 Punkten um 0,11 Prozent moderat schwächer.
Erst gestern hatte der DAX erstmals die Marke von 18.000 Punkten übersprungen. Vor allem überraschend höher als erwartet ausgefallenen US-Erzeugerpreise haben die Zinseuphorie heute gebremst.
Von einem Trendwechsel kann trotz der etwas schwächeren Nachmittagstendenz aber nicht gesprochen werden. Die Höchststände und auch die Tatsache, dass jeder kleine Rücksetzer gekauft werde, seien jeweils Zeichen der Stärke, heißt es von den Chartanalysten von HSBC. Ein ähnliches Bild bot der MDAX der mittelgroßen Werte, der 0,34 Prozent abgab auf 26.261 Punkte.
Nicht nur die stetige Zinsfantasie, auch solide Unternehmensbilanzen und eine zusätzlich vom KI-Boom getriebene, robuste Wall Street stützen derzeit den DAX, aber auch andere Weltmärkte. Dabei kommt zum Tragen, dass die meisten Unternehmen aus dem Leitindex international aufgestellt sind, die derzeitige heimische Wirtschaftsschwäche somit nur eingeschränkt zum Tragen kommt. Auch einige Branchen, wie zuletzt die Versicherungen, legten ausgezeichnete Geschäftszahlen vor. Im export- und industrielastigen MDAX sieht die Lage allerdings anders aus, neue Rekordhochs stehen hier nicht auf der Agenda.
Expertinnen und Experten warnen denn auch vor zuviel Sorglosigkeit. Derzeit genügt schon der kleinste Hinweis auf sinkende Zinsen, um fast schon Euphorie auszulösen. "Der Markt ist gerade sehr, sehr kurzsichtig. Er denkt eigentlich nur noch an die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen Juni", sagte Kit Juckes, Stratege bei der Pariser Großbank Société Générale.
In der kommenden Woche wird die Fed ihre Leitzinsentscheidung verkünden, Anlegerinnen und Anleger rechnen überwiegend mit einem unveränderten Zinssatz. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine geldpolitische Lockerung bei den Fed-Sitzungen im Juni und Juli derzeit auf 65 und gut 80 Prozent geschätzt. Fallende Zinsen bei weiteren Zinsentscheiden gelten als mehr oder weniger ausgemacht.
Am Devisenmarkt baute der Euro nach den US-Daten im späten europäischen Handel seine Verluste aus und bleib auch im Us-handel unter Druck. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0886 Dollar gehandelt, rund 0,5 Prozent schwächer als gestern. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0925 (Mittwoch: 1,0939) Dollar fest
Gegenwind für den Euro kam am Vormittag von Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras. Dieser sprach sich für zwei Zinssenkungen der EZB vor der Sommerpause aus. Er gilt jedoch als Befürworter einer sehr lockeren geldpolitischen Linie. Seine Äußerungen waren daher nicht besonders überraschend.
Angesichts fallender Inflationsraten steuert die EZB auf eine Lockerung ihrer Geldpolitik zu. Derzeit wird an den Finanzmärkten eine erste Zinsreduzierung für Juni erwartet. Als besonders wichtig gelten die laufenden Lohnverhandlungen, da von ihnen zusätzliche Inflationsrisiken ausgehen können. Viele ranghohe EZB-Vertreterinnen und Vertreter wie Präsidentin Christine Lagarde hatten zuletzt darauf verwiesen.
Der Bitcoin hat einen neuen Rekordwert markiert, danach aber spürbar nachgegeben. Auf der Handelsplattform Bitstamp wurden im Hoch zunächst 73.794 Dollar gezahlt. Das war der höchste jemals erreichte Kurs. Am Nachmittag ging es mit der ältesten und nach Marktwert größten Kryptowährung aber nach unten.
In den vergangenen Tagen ist der Bitcoin-Kurs von einem Rekord zum nächsten geeilt. Als wesentlicher Grund gilt die hohe Nachfrage mehrerer ETF-Anbieter, die ihre neuartigen Bitcoin-Fonds seit Januar in den USA anbieten dürfen. Anlegern ist es damit möglich, in die Digitalwährung zu investieren, ohne diese selbst unmittelbar kaufen zu müssen. Hinzu kommt die Aussicht auf ein langsameres Bitcoin-Wachstum, weil im April die Belohnung für die Verifizierung von Bitcoin-Transaktionen halbiert wird.
Die Bitcoin-Rally sucht ihresgleichen, wurde zuletzt aber immer häufiger auch von Rückschlägen begleitet. Dies ist aber eher typisch für Kryptowährungen, die aufgrund ihrer teils hohen Kursschwankungen als besonders riskante Finanzanlagen gelten. Ungeachtet dessen hat der Bitcoin seit Jahresbeginn um etwa 70 Prozent zugelegt. Auf Sicht von einem Jahr sind es sogar fast 200 Prozent, was in etwa einer Verdreifachung entspricht.
Die Krise auf dem Immobilien-Markt hat den Branchenprimus Vonovia tief in die roten Zahlen gerissen. Der Bochumer DAX-Konzern verbuchte nach Abwertungen seiner Immobilien im vergangenen Jahr einen Verlust von 6,7 Milliarden Euro, wie er nach XETRA-Schluss mitteilte. Trotzdem sollen die Anteilseigner eine Dividende von 0,90 Euro erhalten. Der Konzern will in Zukunft aber seine Dividendenpolitik umstellen.
Im operativen Geschäft konnte Vonovia den Ertrag in der Vermietung steigern, die Leerstandsquote lag bei rund zwei Prozent. Der Ertrag aus dem operativen Geschäft (Group FFO) ging aber aufgrund der Zinsentwicklung auf 1,8 Milliarden Euro zurück.
Von 2024 an will Vonovia zudem auf das Ergebnis vor Steuern (Adjusted Earnings Before Taxes, Adjusted Ebt) als zentrale Kennzahl setzen, das den Group FFO ablösen soll. Für das Geschäftsjahr erwartet Vonovia das bereinigte EBitda in einer Spanne von 2,55 bis 2,65 Milliarden Euro, das bereinigte Ebt werde voraussichtlich in der Spanne von 1,70 bis 1,80 Milliarden Euro liegen.
Gewinnrückgang und Postbank-Chaos haben die Vergütung des Deutsche-Bank-Vorstandes für das Geschäftsjahr 2023 geschmälert. Inklusive Boni kamen die über das Jahr tätigen elf Managerinnen und Manager mit Konzernchef Christian Sewing an der Spitze auf gut 64,6 Millionen Euro nach rund 64,9 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Der Münchner Autobauer BMW hat von einem höheren Fahrzeugabsatz profitiert und seinen Umsatz im vergangenen Jahr gesteigert. Die Erlöse legten um neun Prozent zu auf knapp 155,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Nachmittag mitteilte. Sie übertrafen damit die Erwartungen der von dem DAX-Unternehmen befragten Analysten.
Der Gewinn brach dagegen um gut ein Drittel auf knapp 12,2 Milliarden Euro ein. Dabei spielte die vollständige Übernahme der chinesischen Tochter BBA eine Rolle: Vor Jahresfrist hatte die Neubewertung der Anteile den Gewinn nach oben getrieben. Bleibe der erwähnte Einmaleffekt aus der Neubewertung unberücksichtigt, liege der Konzernüberschuss "moderat über dem Vorjahreswert", hieß es.
Die für das Unternehmen wichtigste operative Gewinnmarge verbesserte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 9,8 Prozent. Hier hatten sich Analysten etwas mehr erwartet. Die Aktie schwankte nach der Mitteilung deutlich, am Ende fiel sie um fast drei Prozent. Was auch daran gelegen haben dürfte, dass BMW die Dividende kürzen will. Die Ausschüttung soll mit sechs Euro je Stammaktie um 2,50 Euro geringer ausfallen als vor Jahresfrist.
Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall will seinen Wachstumskurs in diesem Jahr deutlich beschleunigen. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf rund 7,1 Milliarden Euro, der Nettogewinn um neun Prozent auf 0,6 Milliarden Euro. 2024 peilt Rheinmetall nun ein Umsatzvolumen "in der Größenordnung von 10 Milliarden Euro" an.
Der Energiekonzern RWE erwartet nach deutlich gestiegenen Gewinnen 2023 im neuen Jahr schrumpfende Ergebnisse. Das bereinigte Nettoergebnis werde 2024 am unteren Ende der Spanne von 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro liegen. Ursache hierfür seien insbesondere die gefallenen Strom-Großhandelspreise. Die Aktionäre, darunter viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen, sollen für 2023 eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie erhalten und für 2024 von 1,10 Euro.
Das RWE-Papier schloss knapp drei Prozent im Minus, auch weil Vorstandsvorsitzender Markus Krebber in einem Analysten-Call zu den Jahresergebnissen einem Aktienrückkaufprogramm eine Absage erteilte. Einem Händler zufolge habe es wahrscheinlich Hoffnungen auf eine eindeutige Ankündigung eines Rückkaufs gegeben. Auch die zurückhaltenden Aussagen zu den Entwicklungen in der europäischen Wirtschaft hätten die Investoren abgeschreckt.
Der US-Elektroautobauer Tesla plant einem Medienbericht zufolge die Produktion des Semi Trucks im Werk Grünheide bei Berlin. "Ich denke es macht Sinn, den Semi-Lastwagen auch in Europa in der Giga Berlin zu produzieren", zitierte das "Handelsblatt" Tesla-Chef Elon Musk: Zudem bekräftigte Musk der Zeitung zufolge, dass die Produktion eines Massenmodells, auch als Model 2 geläufig, "definitiv langfristig nach Berlin kommt". Den Tesla Semi stellte Musk 2017 vor. Der elektrische Sattelschlepper wird derzeit in Nevada entwickelt und in kleiner Stückzahl gebaut. Ende 2024 soll die Produktion hochgefahren werden.
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler kommt der Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco einen weiteren Schritt näher. Beide Konzerne hätten mit Zustimmung ihrer Aufsichtsräte einen Verschmelzungsvertrag geschlossen, teilten sie mit. Die Vitesco-Aktionäre sollen wie angekündigt für jedes ihrer Papiere 11,4 Schaeffler-Aktien erhalten. Damit der Deal zustande kommt, müssen die Anteilseigner beider Unternehmen noch zustimmen. Die Aktionäre von Vitesco stimmen auf ihrer Hauptversammlung am 24. April ab, die von Schaeffler am 25. April.
Die Einverleibung der Credit Suisse in die UBS bereitet einer weiteren internationalen Organisation Sorgen. Die vor rund einem Jahr angekündigte Not-Übernahme habe zwar die Finanzstabilität gesichert, aber auch "neue Risiken und Herausforderungen" für die Schweizer Wirtschaft geschaffen, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erklärte. "Die UBS, die bereits vor der Fusion eine global systemrelevante Bank war, ist dadurch noch größer geworden und muss gemäß den "Too big to fail"-Regelungen noch strengere regulatorische Anforderungen erfüllen", so die OECD.
Eine starke Nachfrage zum Jahresabschluss hat Foxconn einen überraschend deutlichen Gewinnsprung beschert. Der Reingewinn des abgelaufenen Quartals sei um 33 Prozent auf umgerechnet 1,54 Milliarden Euro gestiegen, teilte der weltgrößte Elektronik-Auftragsfertiger mit. Analysten hatten mit 1,26 Milliarden Euro gerechnet. Für das angelaufene Jahr stellte der Apple-Zulieferer einen "deutlichen" Umsatzanstieg in Aussicht.