Inflationsdaten lassen Anleger kalt Positive Mai-Bilanz für den DAX
Der DAX schließt den Mai mit einer positiven Bilanz ab. Die Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone brachten den Anlegern keine neuen Erkenntnisse, deshalb reagieren sie abwartend und schwunglos.
Der DAX schloss am Freitag nach einem ruhigen Handel mit nur geringen Kursbewegungen unverändert bei 18.497 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich für den DAX ein Minus von knapp 1,1 Prozent. Der Monat Mai war mit einem Plus von 3,2 Prozent aber ein guter Monat. Trotz des jüngsten Rückschlags des Leitindex von seinem Rekordhoch bei 18.892 Punkten hat sich die alte Börsenregel "Sell in may and go away" damit nicht bewährt.
Aber wie könnte es weitergehen? Die Situation bleibt aus Sicht der charttechnisch argumentierenden Marktbeobachter von HSBC unsicher, da bei der Marke von 18.500 Punkten eine charttechnische Unterstützung liegt. Sollte diese Marke nachhaltig durchbrochen werden, läge das weitere Abschlagspotenzial bei rund 350 Punkten, lautet ihre Einschätzung.
Aktuelle US-Inflationsdaten brachten dem Aktienmarkt heute keinen frischen Schwung, da sie im Rahmen der Erwartungen blieben und kaum neue Erkenntnisse brachten: Der sogenannte PCE-Index der Konsumausgaben, der ein für die US-Notenbank Federal Reserve wichtiges Inflationsmaß bildet, legte im April um 2,7 Prozent zu. Eine negative Überraschung blieb damit aber immerhin aus. "Nach einigen Monaten des Anstiegs ist die Inflation endlich stagniert, und hoffentlich werden wir bald wieder einen Abwärtstrend sehen", sagte Marc Ostwald, Chefökonom und Stratege beim Broker ADM Investor Services International.
Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der Fed im September, November und Dezember wird derzeit an den Terminmärkten auf gut 50, 65 und 85 Prozent geschätzt. Die Veränderung ist gering, vor der Veröffentlichung waren es knapp 50, 60 und 80 Prozent.
Zuvor waren bereits die Inflationsdaten der Eurozone publiziert worden. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai im Jahresvergleich um 2,6 Prozent, teilte das EU-Statistikamt Eurostat mit. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Rate bei 2,4 Prozent gelegen. Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Preise für Energie- und Lebensmittel sowie für Alkohol und Tabak ausgeklammert werden, erhöhte sich im Mai auf 2,9 Prozent nach 2,7 Prozent im April.
In der kommenden Woche wird sich die Aufmerksamkeit der Anlegerinnen und Anleger auf die Europäische Zentralbank (EZB) richten. Die meisten Ökonomen rechnen mit einer Zinssenkung: Auf der EZB-Sitzung am Donnerstag "wird Geschichte geschrieben", betonte Edgar Walk, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Metzler Asset Management. Denn erstmals mache die EZB den ersten Schritt und werde noch vor der US-Notenbank die Zinsen senken.
Mirko Hajek, Geschäftsführender Gesellschafter der Rheinischen Portfolio Management GmbH, meint, die avisierte Zinssenkung der EZB sollte sich, obwohl bereits größtenteils von den Markteilnehmern erwartet, positiv auf den Leitindex auswirken. Noch wichtiger für die mittelfristige Entwicklung seien jedoch der Ausblick und die Prognosen, die die EZB bezüglich eines möglichen weiteren Zinssenkungspfads veröffentlichen wird. "Hier besteht durchaus Enttäuschungspotenzial", mahnte der Experte.
Auch an der Wall Street blieben die Investoren zurückhaltend. Der Dow Jones legte rund 0,1 Prozent auf uf 38.16 Punkte zu. Damit würde er ein Wochenminus von 2,3 Prozent verbuchen, für den zu Ende gehenden Monat aber ein Plus von 0,9 Prozent. Der marktbreite S&P 500 verlor etwa 0,5 Prozent auf 5.211 Punkte. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 1,4 Prozent auf 18.273 Punkte bergab. Auf Wochensicht würde er damit um mehr als zwei Prozent nachgeben, jedoch für den gesamten Mai ein Plus von knapp fünf Prozent verbuchen.
Chinesische Konjunkturdaten drückten auf die Stimmung: Chinas Industrie ist einem offiziellen Konjunkturbarometer zufolge zuletzt geschrumpft. Dies nährt Zweifel an einer durchgreifenden Erholung des Sektors. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel im Mai mit 49,5 Zählern unerwartet unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im Vormonat hatte er mit 50,4 Zählern noch knapp darüber gelegen. Das nicht-verarbeitende Gewerbe ist zwar mit 51,1 Zählern weiterhin in dieser Zone, wuchs im Mai jedoch etwas langsamer als im April.
"Die PMIs zeigen weiterhin ein gemischtes Wachstumsbild", so Commerzbank-Experte Tommy Wu. Er verweist zugleich darauf, dass die Regierung neue und aggressive Maßnahmen zur Rettung des Immobilienmarktes eingeleitet habe: "Dies erhöht die Chance, dass sich die Wirtschaft im Laufe dieses Jahres belebt."
Der Laborbetreiber Synlab soll drei Jahre nach seiner Erstnotiz wieder von der Börse verschwinden. Der Finanzinvestor Cinven, der die Mehrheit an Synlab kontrolliert, kündigte ein Übernahmeangebot für die noch ausstehenden Aktien an. Anschließend solle Synlab vom Kurszettel genommen werden. Über die Holding Ephios hält Cinven derzeit ungefähr 86 Prozent der Anteile an Synlab. Cinven hatte Synlab im Frühjahr 2021 an den Aktienmarkt gebracht, zu einer Bewertung von 5,9 Milliarden Euro einschließlich Schulden. Das Münchner Unternehmen hatte sich an der Börse jedoch nach dem Ende des Corona-Test-Booms als Flop erwiesen, weshalb sich Cinven zum Rückkauf entschlossen hatte. Derzeit liegt die Bewertung von Synlab bei knapp 2,4 Milliarden Euro.
Die Deutsche Bank rechnet im laufenden Quartal überraschend mit einem schwächeren Ergebnis im Handel mit Anleihen und Währungen. Bei Anleihen und Währungen erwarte das Unternehmen im zweiten Quartal ein etwas niedrigeres Resultat als im Vorjahresquartal, sagte Finanzchef James von Moltke laut einem Audiomitschnitt von einer Konferenz des Instituts. Von der Agentur Bloomberg befragte Analysten rechneten bislang im Schnitt mit einem Anstieg der Erträge in dem Bereich.
Der britische Sport- und Modehändler Frasers hat seinen Anteil am Modekonzern Hugo Boss aufgestockt. Frasers halte 2,47 Prozent der Anteile, teilte das Unternehmen mit. Laut einer Mitteilung am 6. Mai waren es zuletzt noch 2,15 Prozent der Boss-Aktien gewesen. Zudem gebe es über Optionen Möglichkeiten für einen Zugriff auf 13,92 Prozent der Anteilsscheine, hieß es nun weiter. Größter Einzelaktionär bei Boss ist die italienische Unternehmerfamilie Marzotto, die über zwei Gesellschaften rund 15 Prozent der Anteile kontrolliert.