Händler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

DAX tritt auf der Stelle Anleger fiebern EZB-Entscheid entgegen

Stand: 12.12.2024 12:41 Uhr

In der ersten Handelshälfte des Tages hat es mit dem Rekordhoch nicht geklappt. Die Anleger haben zunächst ein Engagement am Aktienmarkt gescheut, um auf EZB-Präsidentin Christine Lagarde und den Zinsentscheid zu warten.

Nur noch knapp 0,1 Prozent bei 20.408 Punkten hat der deutsche Leitindex vor dem Zinsentscheid der EZB am Mittag im Plus gelegen. Gestern hatte der DAX um 0,3 Prozent auf 20.399 Punkte zugelegt. Weit ist der Weg zu einem erneuten Rekord gleichwohl nicht, aktuell liegt das Allzeithoch bei 20.462 Punkten. Die Ende November eingeleitete Jahresendrally hatte den deutschen Leitindex um bis zu 1.200 Punkte nach oben getrieben.

Experten sind derzeit zwar der Ansicht, dass eine Konsolidierung samt Gewinnmitnahmen im DAX nicht ausgeschlossen seien, gleichwohl halten viele Fachleute die Lage am Aktienmarkt für positiv. "Es ist nun, unterstützt durch die bullische Saisonalität im Dezember und einer möglichen Weihnachtsrally, mit einer Fortsetzung des übergeordneten Aufwärtstrends zu rechnen", meint Christian Zoller, Marktexperte bei ING. Dies gelte insbesondere, wenn sich der DAX oberhalb der Marke von 20.373 Punkten halten könne.

Das Thema des heutigen Tages ist die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Bekanntgabe des Zinsentscheids um 14.15 Uhr. Ökonomen erwarten überwiegend, dass die Leitzinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte reduziert werden. Der Einlagensatz würde dann auf 3,0 Prozent sinken. Es wäre die vierte Zinssenkung in diesem Jahr.

"Eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte scheint so sicher zu sein wie Schmuddelwetter zu Weihnachten", heißt es von der Dekabank. "Doch darüber hinaus wird es wohl erneut keine konkreten Hinweise auf Ausmaß und Tempo für den weiteren Zinspfad geben."

Die Anleger werden wie üblich besonders aufmerksam die anschließende Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde verfolgen. Sie erhoffen sich weitere Hinweise über die künftige Geldpolitik. Auf der Pressekonferenz dürfte vor allem über die konjunkturellen Abwärtsrisiken diskutiert werden, so die Ökonomen der Dekabank. Allerdings sei das Ausmaß der Zollbedrohungen aus den USA noch nicht absehbar.

Aus konjunktureller Sicht sollten die Anleger auch im nächsten Jahr nicht auf Unterstützung hoffen: Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) traut der Wirtschaft 2025 nur eine Stagnation zu, das Berliner DIW nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Das Münchner ifo-Institut teilte heute mit, ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent sei möglich, wenn die neue Regierung die richtigen wirtschaftspolitischen Weichen stelle. Sollte es der Wirtschaft nicht gelingen, ihre strukturellen Herausforderungen zu bewältigen, reiche es nur zu 0,4 Prozent BIP-Wachstum.

"Im Moment ist noch nicht klar, ob es sich bei der derzeitigen Stagnationsphase um eine vorübergehende Schwäche oder um eine dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft handelt", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Update Wirtschaft vom 12.12.2024

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24, 12.12.2024 09:00 Uhr

Auch in den USA ist die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve längst im Fokus der Investoren. Dort hatte sich der Preisauftrieb im November wie erwartet etwas verstärkt. Die gestern publizierten Verbraucherpreise legten um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu nach 2,6 Prozent im Oktober.

Auch aus den USA dürfen die Anleger auf geldpolitische Unterstützung hoffen: "Eine Zinssenkung der Fed nächste Woche ist von den Marktteilnehmern voll eingepreist", heißt es von der Commerzbank. "Auch wir gehen davon aus, sehen aber ein steigendes Risiko, dass die Fed Anfang 2025 eine Pause einlegen könnte und mal bei einer Fed-Sitzung eine Zinssenkung auslässt." 

Aktuell sollten die Anleger nicht mit Unterstützung der Wall Street rechnen. Die US-Futures deuten auf einen schwachen Handelsstart an der US-Börse hin.

Die Ölpreise haben ihre Vortagesgewinne etwas ausgebaut. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete zuletzt 73,70 Dollar und damit 0,18 Dollar mehr. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Januar stieg um 0,09 Dollar auf 70,38 Dollar. Damit bleiben die Preise weiterhin in der recht engen Handelsspanne der vergangenen rund zwei Monate.

Positive und negative Einflussfaktoren hielten sich zuletzt in etwa die Waage. So halten die Spannungen in Nahost an. Dem stehen Konjunktursorgen gegenüber mit Blick auf China, wenngleich die Regierung des Landes bemüht ist, der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.

Die Aktien des Elektroauto-Herstellers Tesla legen heute weiter zu. Gestern war der Kurs um fast sechs Prozent auf 424,77 Dollar gestiegen und schloss damit nur knapp unter dem kurz davor erreichten Rekordhoch von 424,88 Dollar. Tesla setzte damit die Rally seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten fort.

Als Großaktionär profitiert Musk auch direkt von der jüngsten Rally. Sein Vermögen wird von der Nachrichtenagentur Bloomberg inzwischen auf fast 450 Milliarden Dollar geschätzt. Er ist damit der Aufstellung zufolge der mit Abstand vermögendste Mensch der Welt. Amazon-Gründer Jeff Bezos liegt fast 200 Milliarden Dollar dahinter. Auf Rang drei liegt Meta-Lenker Mark Zuckerberg mit 223 Milliarden Dollar.

Der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt rechnet angesichts der Kriege und der politischen Spannungen in Teilen der Welt mit einer anhaltenden Auftragsflut. Mittelfristig dürften die Bestellungen deutlich schneller wachsen als der Umsatz, teilte das Unternehmen mit. Für 2024 rechnet Vorstandschef Oliver Dörre weiterhin mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. 2025 soll der Erlös um einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz steigen und mittelfristig pro Jahr um durchschnittlich zehn Prozent zulegen. Der Gewinn im Tagesgeschäft soll noch stärker steigen.

Die Entscheidung des Autobauers General Motors (GM), seine Pläne für Robotaxis zu begraben, belastet auch Microsoft. Microsoft hält einen Minderheitsanteil an der GM-Tochter Cruise. Das Unternehmen kündigte eine Wertberichtigung von rund 800 Millionen Dollar für das zweite Quartal (per Ende Dezember) an. Das werde das Ergebnis je Aktie um etwa 9 Cents belasten, hieß es.

Adobe hat für das Gesamtjahr einen geringeren Umsatz prognostiziert als von Experten erwartet. Die gestern nach US-Börsenschluss veröffentlichte Vorhersage deutet darauf hin, dass sich die Investitionen des Softwarekonzerns in Künstliche Intelligenz (KI) erst später auszahlen könnten. Die Adobe-Aktie fiel im nachbörslichen Handel zunächst mehr als acht Prozent.