Händlerin an der New York Stock Exchange
marktbericht

Vor neuer Datenflut Wall Street-Anleger bleiben in Deckung

Stand: 29.07.2024 22:15 Uhr

Die US-Anleger haben sich vor neuen Daten im weiteren Wochenverlauf zurückgehalten. Die großen Wall-Street-Indizes tendierten lustlos. Zuvor war auch der DAX schon ins Minus gedreht.

An der Wall Street bot sich heute ein ähnliches Bild wie zuvor in Europa. Die großen Aktienindizes fanden vor neuen Daten im weiteren Wochenverlauf lange keine klare Richtung, ehe sie letztlich kaum verändert schlossen. Anleger mieden vor dem Zinsentscheid der Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch und vor neuen Zahlen aus dem Tech-Sektor damit größere Risiken.

Lediglich im frühen Geschäft griffen sie bei den Technologieaktien stärker zu. Insgesamt aber blieben die Bewegungen überschaubar. Die Gewinne an der Nasdaq schmolzen von der Spitze mehr und mehr zusammen, am Ende lag der Composite-Index dann bei 17.370 Zählern um 0,1 Prozent nur leicht höher. Der Auswahlindex Nasdaq 100 endete bei 19.059 Punkten, ein ebenfalls kleiner Tagesgewinn von 0,2 Prozent.

Der Leitindex Dow Jones tat sich am schwersten, er schloss kaum verändert und gab dabei gab leicht um 0,12 Prozent nach auf 40.539 Punkte. Der S&P-500 gewann am Ende noch leicht 0,1 Prozent hinzu auf 5.463 Zähler. Stärkere Verluste gab es allerdings beim Russell 2000-Index, der den ganz breiten Markt abbildet. Der Index fiel deutlicher um gut 1,1 Prozent, was signalisiert, dass sich Anleger flächendeckend zurückzogen.

Dabei war zuletzt vermehrt Zinsfantasie in New York aufgekommen. Die US-Börsen hatten am Freitag deutlich angezogen, nachdem neue Inflationsdaten den Optimismus über eine mögliche Zinssenkung der Fed bereits im September schürten.

"Der gedämpfte Preisanstieg wird die Zuversicht der US-Notenbank stärken, dass die Inflation auf dem Weg zu ihrem Zwei-Prozent-Ziel ist", sagte Michael Pearce, Vize-Chefvolkswirt bei Oxford Economics. Unmittelbar wird am Mittwoch zwar nicht mit einer Zinssenkung der Fed gerechnet, dafür aber mit entsprechenden Signalen im Hinblick auf die September-Sitzung.

"Der Markt gewöhnt sich endlich an die Tatsache, dass es fast sicher ist, dass es im September zu einer Kürzung kommt", sagte John Luke Tyner, Analyst bei Aptus Capital Advisors, mit Blick auf die Zinswende.

Die Rentenmärkte zogen wie schon zuletzt weiter an. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries sank heute um 2,1 Basispunkte auf 4,18 Prozent. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten um vier Basispunkte niedriger mit 2,36 Prozent und fielen damit auf ein Sechs-Wochen-Tief.

Der US-Fastfood-Konzern McDonald's hat im zweiten Quartal angesichts knapper Verbraucherbudgets zum ersten Mal seit fast vier Jahren einen Umsatzrückgang erlitten. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal leicht von 6,50 auf 6,49 Milliarden Dollar (6,0 Milliarden Euro), wie das im Dow Jones enthaltene US-Unternehmen heute vor Handelsstart in Chicago mitteilte. Der Konzern verfehlte damit die Erwartungen der Analysten, die ein leichtes Wachstum erwartet hatten.

Zuletzt hatte der Gesamtkonzern im vierten Quartal 2020 hier ein Minus bei den Erlösen eingefahren. McDonald's hat in den vergangenen Jahren die Preise für seine Angebote nach und nach erhöht. Das operative Ergebnis schrumpfte um rund sechs Prozent auf 2,92 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente der Fastfood-Riese im zweiten Quartal 2,02 Milliarden Dollar. Das waren 12 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für McDonald's nach Zahlen derweil zum zweiten Quartal auf "Buy" mit einem Kursziel von 305 US-Dollar belassen. Sowohl der Gewinn als auch der Umsatz des US-Fastfood-Konzerns hätten zwar enttäuscht, schrieb Analyst Dennis Geiger in einer ersten Reaktion. Der Experte geht aber davon aus, dass der Fokus des Unternehmens auf Wertigkeit, neue Menüs und die fortgesetzte Umsetzung strategischer Prioritäten künftig zu einer verbesserten Entwicklung beitragen werden. Die Aktie legte um 3,7 Prozent zu und stand damit an der Dow-Spitze.

Tesla hat heute von einer positiven Studie der US-Bank Morgan Stanley profitiert. Von Analyst Adam Jonas zur favorisierten Aktie unter den US-Autobauern erklärt, legte das Papier des Elektroautobauers an der Nasdaq um 5,6 Prozent auf 232,10 Dollar zu und glich damit einen Teil seiner seit vergangenem Mittwoch erlittenen Verluste wieder aus. Jonas machte Tesla in einer am Montag vorliegenden Studie zu seinem "Top Pick" und entzog diesen Status den Ford-Papieren. Dessen Aktie verlor 1,6 Prozent auf 11,01 Dollar.

Kostensenkungen und Umstrukturierungen bei Tesla hätten das Abwärtsrisiko im Geschäft mit Elektrofahrzeugen eingedämmt, schrieb er unter Verweis auf das am vergangenen Dienstagabend vorgelegte Zahlenwerk. Zudem verwies er darauf, dass der Autobauer "aggressiv zusätzliche Ressourcen, Technologie, Mitarbeiter und Kapital aus dem Automobilbereich umschichtet".

Das Ford-Management dagegen habe während seiner Telefonkonferenz zum zweiten Quartal weitaus mehr Zeit mit dem Thema Elektroautos verbracht als Tesla, konstatierte er. Morgan Stanley bewertet Tesla mit "Overweight" und einem Kursziel von 310 Dollar. Damit wird für die Aktie auf Sicht von 12 bis 18 Monaten ein Aufwärtspotenzial von 35 Prozent erwartet.

Der DAX hat zum Wochenstart anfängliche Gewinne wieder verloren und ist im Verlauf ins Minus gerutscht. In der Spitze war es schon bis auf 18.549 Zähler nach oben gegangen, der Schlussstand lag dann aber bei 18.320 Punkten deutlich darunter und zudem nahe des Tagestiefs bei 18.309 Zählern. Der Tagesverlust lag damit bei 0,53 Prozent.

Am Freitag hatte der Index im Sog einer steigenden Wall Street noch 0,65 Prozent zugelegt auf 18.417 Punkte. Insgesamt sucht der deutsche Leitindex vor wichtigen Zahlen und Daten insbesondere aus den USA damit weiter seine Richtung. Etwas besser schlug sich der MDAX der mittelgroßen Unternehmen, der nur leicht um 0,1 Prozent nachgab.

Weitere Zahlen der hochbewerteten US-Technologie-Schwergewichte ab morgen, dann die Zinssitzung der Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch und zum Wochenausklang noch die offiziellen Zahlen vom Arbeitsmarkt. Das sind markante Höhepunkte der laufenden Woche, deren Tempo damit eindeutig aus den USA bestimmt wird.

Zudem läuft die "normale" Berichtssaison weiter, sowohl in den USA als auch hierzulande. Von sommerlicher Ferienruhe also keine Spur, vielmehr blicken die Anleger besonders auf die Zahlenwerke der großen US-Tech-Unternehmen Microsoft (am Dienstag), der Facebook-Mutter Meta (am Mittwoch) sowie Apple und Amazon (am Donnerstag, jeweils nach Börsenschluss). Das Problem sind dabei weniger rückläufige Geschäfte als die in die Höhe geschossenen Bewertungen, die nur noch durch ausgesprochen optimistische Gewinnerwartungen zu rechtfertigen sind.

Was passieren kann, wenn diese Unternehmen die hohen Erwartungen nicht erfüllen, hat die vergangene Woche gezeigt, als Alphabet und Tesla diese nicht erfüllten und die Nasdaq unter Druck geriet. Dem kann sich auch der heimische Markt nicht entziehen.

Update Wirtschaft vom 29.07.2024

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 29.07.2024 09:00 Uhr

Unter den Einzelwerten stand die Merck-Aktie im DAX mit einem Plus von über drei Prozent an der Spitze. Das Unternehmen hat seine Prognose für 2024 leicht angehoben. Grund sei die starke Performance im Bereich Healthcare und Electronics im Vergleich zur Markterwartung. Analyst Brian Balchin von Jefferies sprach von einem starken zweiten Quartal und lobte den Ausblick der Darmstädter.

Der Euro hat im europäischen Handel zum US-Dollar im Verlauf nachgegeben. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,0823 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte sie noch rund einen halben Cent mehr gekostet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0817 (Freitag: 1,0860) Dollar fest. Die Feinunze Gold kostete 2.380 Dollar und damit 0,7 Prozent weniger.

Auch am Devisenmarkt wird gespannt auf die Kommunikation der Fed nach der Zinssitzung am Mittwoch gewartet, hatten doch unter anderem die hohen Zinsdifferenzen zur Eurozone den Dollar tendenziell immer wieder gestützt. Zudem zeigt die US-Volkswirtschaft keine wirklichen Schwächetendenzen, so dass auch fundamental vieles für den Greenback spricht.

Die Devisenexperten der Commerzbank erwarten derweil, dass die Fed den Weg für eine Zinssenkung im September bereiten dürfte. Ebenfalls zur Wochenmitte steht der Zinsentscheid der japanischen Zentralbank an. Im Tagesverlauf stehen keine wichtigen Konjunkturdaten auf dem Programm, an denen sich die Anleger orientieren könnten.

Am Rohstoffmarkt weiteten die Ölpreise nach anfänglichen Gewinnen ihre Verluste aus. Am Abend verbucht Rohöl der Nordseesorte Brent ein Minus von 2,00 Prozent auf 78,99 Dollar je Barrel (159 Liter).

Bei einer Explosion mit Folgebrand im Stammwerk des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen sind dem Unternehmen zufolge 14 Mitarbeitende leicht verletzt worden. Sie befänden sich vorsorglich in der Werksambulanz, teilte eine Firmensprecherin in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz mit. Der Brand sei von der Werksfeuerwehr inzwischen gelöscht worden.

Volkswagen hat vom Bundeskartellamt grünes Licht erhalten für den geplanten Einstieg beim US-Elektroautobauer Rivian. Das von den beiden geplante Gemeinschaftsunternehmen und die Minderheitsbeteiligung von VW an Rivian seien fusionskontrollrechtlich freigegeben worden, teilte die Behörde in Berlin mit.

Aixtron-Aktien haben im Verlauf ihre Tagesgewinne deutlich ausgebaut und sich an die Spitze des MDAX gesetzt. Zuletzt betrug das Plus über vier Prozent. Den jüngsten Schub für die Papiere des Chipindustrie-Ausrüsters brachte die Nachricht, dass mit Frits Jurgen van Hout ein Mitglied des Aufsichtsrates gut 100.000 Aktien von Aixtron gekauft hat.

Bereits im frühen Handel hatte für gute Laune gesorgt, dass Exane BNP Paribas die Anteilsscheine auf "Neutral" hochgestuft hatte. Insofern rechnet die französische Investmentbank nun damit, dass sich die Papiere in den kommenden zwölf Monaten im Gleichklang mit dem Sektor entwickeln werden.

Papiere von Hensoldt gehörten mit einem Plus von rund 2,5 Prozent ebenfalls zu den Gewinnern im MDAX. Auftrieb gab eine Kaufempfehlung von Warburg Research. Analyst Christian Cohrs attestierte dem Unternehmen gute Quartalsergebnisse. Das Kurspotenzial sei nach der Korrektur wieder attraktiv. Hensoldt-Aktien haben eine dreiwöchige Schwächephase hinter sich.

Auch die Stabilus-Aktie war gefragt und stieg über vier Prtozent. Der Industrie- und Autozulieferer hat dank der erstmaligen Konsolidierung der Tochter Destaco im dritten Quartal 2023/24 den Umsatz gesteigert. Infolge eines Umsatzbeitrags von Destaco von 48,8 Millionen Euro zog der Konzernumsatz um 14,4 Prozent auf 350,7 Millionen Euro an.

Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse rechnet dank guter Geschäfte im zweiten Quartal und der zu erwartenden Entwicklung im zweiten Halbjahr mit einer etwas höheren Profitabilität. Die operative Marge bezogen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte im laufenden Jahr bei 11,5 bis 13,0 Prozent liegen, teilte der MDAX-Konzern am Nachmittag in München mit. Bislang wurden 11,5 bis 12,5 Prozent angepeilt. Die Umsatzprognose bleibe mit 7,7 bis 8,0 Milliarden Euro hingegen unverändert, hieß es weiter.

Knorr-Bremse sprach von einem positiven Geschäftsverlauf im zweiten Quartal. Das operative Ebit legte um 13 Prozent auf rund 252 Millionen Euro zu. Der Umsatz lag bei rund 2,01 Milliarden Euro. Die operative Marge stieg damit um 1,4 Prozentpunkte auf rund 12,5 Prozent. Die Kosten- und Effizienzmaßnahmen wirkten bereits, hieß es zur Begründung. Der Gewinn je Aktie legten zum entsprechenden Vorjahresquartal aufgrund der starken operativen Ergebnisse und Sparerfolgen deutlich auf 90 Cent zu. Der vollständige Halbjahresbericht soll am 8. August veröffentlicht werden.

Nach den am Freitagabend veröffentlichten vorläufigen Zahlen zum dritten Geschäftsquartal fielen Aktien der Thyssenkrupp-Tochter Nucera um mehr als sechs Prozent auf zuletzt 8,89 Euro - das ist der niedrigste Stand seit dem Börsengang vor gut einem Jahr. Zur Erinnerung: Die Erstnotiz hatte bei gut 20 Euro gelegen. Das SDAX-Unternehmen sprach von "spürbaren Marktunsicherheiten im Bereich grüner Wasserstoff".

Aktien von Heineken reagieren mit einem deutlichen Kursrückgang auf eine Wertberichtigung. Sie sackten zuletzt um fast zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Monaten ab. Die niederländische Brauerei nahm eine Wertminderung in Höhe von 874 Millionen Euro an ihrer 40-prozentigen Beteiligung an der China Resources Beer vor.

Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips profitiert von seinem Restrukturierungskurs. Im zweiten Quartal erhöhte sich das bereinigte Betriebsergebnis (Ebita) um gut neun Prozent auf 495 Millionen Euro. Auch die operative Umsatzrendite verbesserte sich, obwohl am Markt mit einem Rückgang gerechnet worden war.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. Juli 2024 um 09:00 Uhr.