Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Kursrally vor Handelsschluss Aufholjagd an der Wall Street

Stand: 20.05.2022 22:21 Uhr

Während der DAX immerhin ein solides Plus mit ins Wochenende nimmt, rutscht die Wall Street zunächst weiter ab. Mit einem imposanten Endspurt machen Dow Jones und S&P 500 aber noch die Verluste wett.

In den letzten Handelsminuten schaffte die Wall Street nach zunächst großen Verlusten fast noch geschlossen den Sprung in die Gewinnzone: Der Dow Jones trat mit einem Plus von 0,03 Prozent auf 31.261,90 Punkten praktisch auf der Stelle. Zeitweise hatte er fast 1000 Punkte tiefer gelegen. Der marktbreite S&P 500 blieb mit plus 0,01 Prozent auf 3901,36 Punkten im Ergebnis ebenfalls kaum bewegt, der technologielastige Nasdaq 100 schloss dagegen 0,3 Prozent tiefer auf 11.835,62 Zählern.

Auf Wochensicht ergibt sich für den Leitindex Dow Jones damit ein Minus von 2,9 Prozent - der achte Wochenverlust in Folge. Der S&P 500 büßte drei Prozent ein, der Nasdaq sogar 3,8 Prozent.

Die US-Börsen werden nach wie vor von der hohen Inflation, einer drohenden Rezession und steigenden Zinsen beherrscht. "Die Konjunktursorgen nehmen zu, da immer mehr Analysten vor einer Rezession warnen", sagte Kim Rupert, Managerin beim Research-Haus Action Economics. Die Anleger fragen sich vor allem, ob die US-Notenbank Federal Reserve in der Lage sein wird, die Inflation zu zähmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Der DAX hatte zuvor am letzten Handelstag der Woche mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 13.981,91 Punkten geschlossen. Den höchsten Stand erreichte der deutsche Leitindex bei 14.161 Punkten, was einem Plus von zwei Prozent entspricht. Auf Wochensicht büßte der DAX 0,3 Prozent ein. Wieder einmal erweist sich die Marke von 14.000 Punkten für die Investoren als zu hoch. An diesem charttechnischen Widerstand war er zuletzt wiederholt gescheitert.

Eine Zinssenkung der chinesischen Notenbank (PBOC) hatte die Anleger zunächst in den Markt gelockt. Die PBOC hatte einen wichtigen Referenzzinssatz für langfristige Kredite gesenkt, um die Abschwächung der dortigen Konjunktur zu mildern. Die Furcht vor einer konjunkturellen Abkühlung in China hatte die globalen Börsen zuletzt beschäftigt.

Die weiteren relevanten Themen für die Investoren sind bekannt: Ukraine-Krieg, hohe Inflation und eine drohenden Rezession drücken die Kurse: "Angesichts der Fülle der aktuellen Herausforderungen erscheint eine schnelle Aufhellung der Großwetterlage unwahrscheinlich", warnte Chefstratege Bernd Hartmann von der VP Bank.

Tesla-Aktien sind heute zeitweise auf den tiefsten Stand seit Juli 2021 gefallen. Marktteilnehmer verwiesen auf Schwierigkeiten in China. So hätten mehrere Analysten bereits gewarnt, die Lieferkettenprobleme in dem asiatischen Land könnten die Ergebnisse und die Auslieferungen von Tesla belasten.

Nicht hilfreich ist ferner die Unsicherheit in Bezug auf die von Firmenchef Elon Musk geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter. Solange der Twitter-Deal in der Schwebe sei und die Tesla-Aktien fielen, dürften die Anleger fürchten, dass Musk noch mehr Tesla-Aktien verkaufen könnte, sagte ein Fondsmanager.

Nach einer Einigung mit Google im Streit über Bezahl-Praktiken im Play Store waren Match-Aktien heute beliebt: Die Aktien des Anbieters der Dating-App "Tinder" stiegen an der Wall Street zeitweise um 4,7 Prozent. Das Unternehmen hat den Angaben zufolge seine Unterlassungsklage gegen die Sperrung seiner App zurückgezogen, nachdem Google eingewilligt habe, alternative Bezahlmöglichkeiten zuzulassen.

Bislang hatte der Suchmaschinen-Betreiber, der auch das Smartphone-Betriebssystem Android anbietet, auf der Verwendung des internen Systems gepocht, mit dem sich Google 30 Prozent der Einnahmen als Provision sichert.

Der Autobauer Mercedes-Benz hat eines von nur zwei Exemplaren des 300 SLR Uhlenhaut-Coupés für 135 Millionen Euro versteigert. Der nach dem Ingenieur Rudolf Uhlenhaut benannte Wagen aus dem Jahr 1955 ist damit nach Angaben von Mercedes das bis dato teuerste Auto. Der Käufer ist ein privater Sammler.

Siemens trennt sich von einem weiteren Randbereich. Das Geschäft mit elektrischen Antrieben für Nutzfahrzeuge wie Busse und Baumaschinen geht für 190 Millionen Euro an den US-Autozulieferer Meritor. Der Bereich mit 200 Beschäftigten in Deutschland, China und den USA gehört zu den "Portfolio Companies", die Siemens nicht mehr als Teil seines Kerngeschäfts sieht und perspektivisch verkaufen will. Letztlich wird die Siemens-Sparte beim Lkw-Motorenhersteller Cummins landen. Er steht vor der Übernahme von Meritor.

Die Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzende Martina Merz soll den Stahl- und Industriekonzern weitere fünf Jahre leiten. Der Aufsichtsrat beschloss gestern die Verlängerung des bestehenden Vertrages für den Zeitraum April 2023 bis Ende März 2028. Die gelernte Maschinenbauingenieurin leitet den Konzern seit Oktober 2019.

Die Lufthansa erhole sich schneller von der Covid-Pandemie als erwartet, sagte Airline-Chef Carsten Spohr gestern im Aviation Club of Washington in der US-Hauptstadt. Besonders auf der Nordamerika-Strecke "sehen wir sehr starke Zahlen", betonte der Vorstandsvorsitzende. "Ich glaube, in der Sommersaison, um ehrlich zu sein, sind wir sowieso schon ausgebucht."

Die Finanzinvestoren Advent, Centerbridge und der staatliche kanadische Pensionsfonds CPPIB biegen mit ihrem zwei Milliarden Euro schweren Übernahmeangebot für die Aareal Bank auf die Zielgerade ein. Bis gestern Abend haben sich die Investoren bereits 51,05 Prozent der Anteile gesichert. Die Angebotsfrist läuft noch bis zum Dienstag um Mitternacht.

Die Fluggesellschaft Air France-KLM spricht mit dem Finanzinvestor Apollo über eine 500-Millionen-Dollar-Kapitalspritze. Das Geld solle in einen Technik- und Instandhaltungsbereich der Fluggesellschaft fließen, teilte Air France-KLM mit. Damit könne dem französischen Staat ein Teil seiner Hilfen, die die Airline wegen der Corona-Pandemie erhalten hatte, zurückgezahlt werden.

Der Vize-Verwaltungsratschef des südkoreanischen Technologieriesen, Jay Y. Lee, darf für den Besuch des US-Präsidenten Joe Biden einer Gerichtsverhandlung zum Bilanzbetrug fernbleiben. Das sagte ein Gerichtssprecher. Es werde erwartet, dass der Samsung-Erbe Biden begleite, wenn sich der Demokrat Samsungs Chipfabrik in Pyeongtaek in der Nähe von Seoul anschaut. Es wäre der große Auftritt von Lee seit seiner Freilassung auf Bewährung im August.

Der Facebook-Konzern Meta macht den bisher größten Schritt, um mit seinem teuren Zukauf WhatsApp Geld zu verdienen. Der Chatdienst öffnet für alle Interessenten die Plattform, über die Unternehmen mit ihren Kunden via WhatsApp kommunizieren können. Damit will man sowohl kleine als auch große Firmen ansprechen.

Der Luxusgüterkonzern Richemont hat die Corona-Krise im Geschäftsjahr 2021/22 überwunden. Der Gewinn kletterte dank der Erholung des Konsums um 61 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Analysten hatten allerdings mehr erwartet. Der Umsatz des Herstellers von Cartier-Schmuck sowie Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC zog um 46 Prozent auf den Rekordwert von 19,2 Milliarden Euro an.

Der Schweizer Versicherer Zurich trennt sich seinem Russland-Geschäft. Der Konzern zieht sich aus dem russischen Markt zurück und verkauft die Einheit an elf Mitglieder der Geschäftseinheit in Russland. Unter den neuen Eigentümern wird das Unternehmen künftig unabhängig unter einer anderen Marke tätig sein.  

Der Chip-Zulieferer Applied Materials erwartet einen Umsatz unterhalb der Expertenschätzungen und hat damit die Anleger enttäuscht. Das US-Unternehmen geht für das laufende dritte Geschäftsquartal von 6,25 Milliarden Dollar aus, plus oder minus 400 Millionen Dollar. Konzernchef Gary Dickerson sieht wegen des Corona-Lockdowns in China anhaltende Probleme in der Lieferkette.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 20. Mai 2022 um 09:00 Uhr.