Gelungener Wochenstart Wall Street im Aufwind
Die großen US-Aktienindizes haben im Handelsverlauf zugelegt und schlossen höher. Im Fokus der Anleger standen die Zwischenwahlen zum US-Kongress sowie einige interessante Unternehmensmeldungen.
In New York konnten sich die führenden Aktienindizes zum Wochenstart im Handelsverlauf stetig verbessern und legten am Ende allesamt zu. Der Leitindex Dow Jones, der schon im frühen Geschäft gestiegen war, beendete den Handel bei 32.827 Punkten um 1,31 Prozent höher. Das Tagestief des Leitindex der Standardwerte hatte dabei bei 32.424 Punkten gelegen.
Auch die Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich nach zunächst schwächerer Eröffnung und machte Boden gut. Der Composite-Index gewann 0,85 Prozent, der Nasdaq 100-Auswahlindex 1,11 Prozent auf 10.977 Zähler. Der marktbreite S&P-500-Index rückte um 0,96 Prozent vor auf 3806 Punkte vor.
Nachdem nun auch in den Vereinigten Staaten am Wochenende die Uhren umgestellt wurden, wird an der Wall Street ab heute wieder von 15.30 bis 22.00 MEZ gehandelt.
Vor den US-Zwischenwahlen am Dienstag und der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise am Donnerstag zögerten viele Anleger aber, sich stärker zu engagieren, hieß es aus dem Handel. Die Zwischenwahlen werden darüber entscheiden, ob die Demokraten die Kontrolle über den Kongress behalten, während die Inflationsdaten die Aussichten für die weitere US-Geldpolitik beeinflussen könnten.
Analysten rechnen damit, dass die Republikaner bei den Kongresswahlen das Repräsentantenhaus und möglicherweise auch den Senat gewinnen. Das würde die Agenda des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden ausbremsen. "Eine gespaltene Regierung ist in der Regel gut für die Aktienmärkte, weil dadurch bestimmte politische Veränderungen etwas ins Stocken geraten", konstatierte Daniela Hathorn, Marktanalystin bei Capital.com.
Wirtschaftswissenschaftler erwarten im Hinblick auf die Inflationsdaten eine leichte Verlangsamung des jährlichen Verbraucherpreis-Wachstums, was den Optimismus über eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos verstärken könnte. Die Wall Street hat sich immer noch nicht wirklich von den Kommentaren von US-Notenbankchef Jerome Powell nach der jüngsten Zinserhöhung erholt. Powell hatte zwar eine etwas langsameres Vorgehen der Federal Reserve in Aussicht gestellt, aber eben kein Ende. Das sorgt weiterhin für viel Unsicherheit.
Nennenswerte Wirtschaftsdaten gab es heute nicht. Neben dem Blick auf die Wahlen machten beim Blick auf die Einzelwerte aber zwei altbekannte Tech-Größen auf sich aufmerksam.
Beim Facebook-Konzern Meta steht laut Medienberichten ein deutlicher Stellenabbau bevor. Es gehe um mehrere Tausend Arbeitsplätze, schrieb das "Wall Street Journal". Die "New York Times" nannte keine Zahlen, berichtete aber, es könnten die bisher bedeutendsten Stellenstreichungen seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2004 werden. An der Börse kam das gut an, die Aktie stieg am Ende deutlich um 6,53 Prozent auf 96,72 Dollar.
Die strikten Covid-Maßnahmen der Regierung in Peking zeigen Auswirkungen auf die großen US-Tech-Unternehmen. Apple kündigte in der vergangenen Nacht Lieferverzögerungen bei seinen neuen iPhones 14 Pro und Pro Max an. Die von Foxconn betriebene Fabrik in der Stadt Zhengzou arbeite unter signifikant reduzierter Kapazität, erklärte der Konzern. Apple-Papiere gaben in New York zunächst nach, erholten sich dann aber mit dem Gesamtmarkt stetig. Am Ende stand noch ein Plus von 0,39 Prozent.
Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenstart da weitergemacht, wo er in der Vorwoche aufgehört hat - er ist weiter gestiegen. Bis auf 13.611 Punkte oder mehr als ein Prozent ist es heute in der Spitze im XETRA-Handel bergauf gegangen. Der Schlusskurs lag bei 13.533 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,55 Prozent. Frühe Verluste hat der deutsche Leitindex dabei zunächst schnell wettgemacht und ist danach weiter vorgerückt.
Erneut besser als der DAX präsentierte sich der export- und industrielastige MDAX, der Index der Werte aus der zweiten Reihe, der um 1,15 Prozent auf 24.084 Punkte anzog.
Der deutsche Leitindex habe mit seinem guten Lauf die US-Börsen seit einigen Tagen deutlich abgehängt, hob Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets hervor. "Mit einem nicht allzu dramatischen Ausgang der Zwischenwahlen in den USA könnte sich die Rally an der Frankfurter Börse auch in den kommenden Tagen fortsetzen."
Markttechnisch ist es derzeit sehr spannend, denn der DAX befindet sich an wichtigen Widerstandsmarken. Mit dem Sprung über das Tageshoch vom Freitag (13.542 Zähler) und das markante Hoch von Mitte September (13.565 Punkte) setzt der deutsche Leitindex im Verlauf ein positives markttechnisches Ausrufezeichen. Allerdings wurden die Marken auf Schlusskursbasis knapp verfehlt. Der DAX bleibt damit an diesen Widerständen erst einmal hängen.
Um ein technisches Kaufsignal perfekt zu machen, bedarf es jetzt noch eines Anstiegs über die wichtige 200-Tage-Linie im DAX. Dieser gleitende Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage verläuft aktuell bei 13.636 Punkten und stellt eine Hürde dar, welche für die DAX-Käufer nicht leicht zu bezwingen sein dürfte.
Dabei haben die "Bullen" - die auf steigende Kurse setzen - in den vergangenen Wochen schon viel erreicht: Die deutschen Standardwerte notieren aktuell so hoch wie seit Mitte August nicht mehr. Zuletzt zeigte das Börsenbarometer DAX relative Stärke. In der vergangenen Woche konnte es ein Plus von 1,6 Prozent einfahren, während der US-Leitindex Dow Jones Industrial Average Verluste von 1,4 Prozent verbuchte.
Getragen wird das derzeitige Aktienzwischenhoch von Hoffnungen auf eine Lockerung der strikten Corona-Restriktionen in China, die die Wirtschaft zuletzt deutlich gebremst haben. Die Verteidigung der Null-Covid-Politik durch die chinesische Gesundheitsbehörde am Wochenende sorgte zwar für Ernüchterung. Investoren lassen sich aber nicht aus dem Tritt bringen, denn das Dementi lässt Interpretationsspielraum.
Die chinesische Gesundheitsbehörde hatte am Wochenende mitgeteilt, das Land werde an der "dynamischen Beseitigung" von Covid-19-Fällen festhalten, sobald diese auftauchten. Dieselben Beamten kritisierten jedoch auch einige Regionen für ihre "pauschalen" Abriegelungen und versprachen, solche Mängel zu beheben. Dies ließ Anleger auf graduelle Lockerungen bei den strikten Corona-Restriktionen in der Volksrepublik zumindest nach den Wintermonaten hoffen.
"Es scheint eine wachsende Tendenz auf lokaler Ebene zu geben, einen gezielteren Ansatz bei der Umsetzung von Null Covid zu verfolgen", sagte Yanzhong Huang, ein Gesundheitsexperte beim Council on Foreign Relations. Zudem hat China vor kurzem damit begonnen, den vermutlich weltweit ersten inhalierbaren Covid-Impfstoff auf den Markt zu bringen, der dazu beitragen könnte, die vor allem unter älteren Chinesen verbreitete Impfmüdigkeit zu verringern.
Mit dem Fokus auf China treten derzeit Zins- und Rezessionsängste zurück. Im weiteren Wochenverlauf werden diese aber wieder ein Thema werden, denn spätestens am Donnerstag stehen neue Inflationsdaten aus den USA auf der Agenda. Von ihnen erhoffen sich die Anleger Aufschluss darüber, ob die US-Notenbank in ihrem Zinszyklus womöglich einen Gang zurückschalten wird.
Der Euro zog zu Wochenbeginn weiter an. Er näherte sich der Dollar-Parität, im US-Handel werden 1,0018 Dollar gezahlt. Die europäische Gemeinschaftswährung kann sich damit weiter erholen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9993 (Freitag: 0,9872) Dollar fest. Die Feinunze Gold kostete 1674 Dollar, ein leichtes Plus von 0,1 Prozent.
Nachdem sich Spekulationen an den Märkten über eine Lockerung der harten Corona-Politik in China vorerst nicht bewahrheitet haben, fanden die Ölpreise keine klare Richtung. Nach wechselvollem Handel standen sie am Ende rund ein Prozent im Minus, hatten dabei zuvor mehrfach das Vorzeichen gewechselt.
Am deutschen Aktienmarkt sorgte heute die im SDAX notierte Aktie von Pfeiffer Vacuum mit einem Kurssprung von gut 22 Prozent für Furore. Mehrheitsaktionär Busch strebt einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit dem hessischen Vakuumpumpen-Hersteller an. An der Börse löst diese Aussicht auf ein Pflichtangebot und eine Garantiedividende starke Kursfantasie aus.
Der Kunststoffkonzern Covestro hat den Bau einer Großanlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI abermals auf Eis gelegt. "Der Krieg in der Ukraine, die europäische Energiekrise und die steigende Inflation haben die Weltwirtschaft empfindlich gestört", sagte Konzernchef Markus Steilemann laut Mitteilung vom Montag. Daher solle das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt neu bewerten werden. Bei den Aktionären kam die Entscheidung gut an, sie schickten die Aktie an die DAX-Spitze. Denn das Unternehmen spart dadurch im aktuell schwierigen Umfeld erst einmal viel Geld.
Qiagen hat im vergangenen Quartal erneut besser abgeschnitten als gedacht. Der Vorstand erhöht deshalb ein weiteres Mal seine Ziele. "Qiagen ist auf dem besten Weg, das Jahr 2022 mit starken Ergebnissen zu beenden", sagte Firmenchef Thierry Bernard laut der am späten Abend nach Börsenschluss verbreiteten Mitteilung.
Gerechnet zu konstanten Wechselkursen soll der Konzernumsatz für die aktuellen zwölf Monate nun bei mindestens 2,25 Milliarden US-Dollar liegen und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. Der bereinigte verwässerte Gewinn je Aktie (EPS) soll - ebenfalls Währungseffekte ausgeklammert - bei rund 2,40 Dollar herauskommen, nach 2,63 Dollar vor einem Jahr. Bisher war Qiagen von mindestens 2,20 Milliarden Dollar Umsatz und mindestens 2,30 Dollar Gewinn je Aktie ausgegangen.
DAX-Mitglied Qiagen hat in diesem Jahr schon mehrmals seine Prognosen angehoben. Zwar lässt der Rückenwind durch die Pandemie nach, doch erfreut sich die übrige Angebotspalette einer starken Nachfrage. So war es auch im dritten Quartal. Der Konzernumsatz ging zwar im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf eine halbe Milliarde Dollar zurück, doch war dies negativen Währungseffekten geschuldet. Unter dem Strich sank der Gewinn um 38 Prozent auf 82 Millionen Dollar - im vergangenen Jahr hatte Qiagen noch kräftig an der Pandemie verdient.
Der Energiekonzern RWE will für rund 140 Millionen Euro Batteriespeicher an Kraftwerksstandorten in Nordrhein-Westfalen errichten. Der größte deutsche Stromerzeuger gab die Investitionssumme frei für das Projekt mit einer Leistung von 220 Megawatt. Insgesamt sollen an den Kraftwerksstandorten Neurath und Hamm 690 Blöcke mit Lithium-Ionen-Batterien errichtet werden, wie RWE heute mitteilte.
Siemens Energy kann die verlustreiche Windkraft-Tochter Siemens Gamesa voraussichtlich noch in diesem Jahr voll übernehmen und von der Madrider Börse nehmen. Nach fast sechs Monaten gab die spanische Wertpapieraufsicht CNMV heute grünes Licht für die Komplettübernahme des spanischen Unternehmens durch seine deutsche Muttergesellschaft.
Weil Briefe viel zu spät oder gar nicht ankommen, wenden sich immer mehr Bürger an die Bundesnetzagentur. Im Oktober seien rund 9700 Beschwerden über die Deutsche Post eingegangen und damit fast doppelt so viele wie im September (5000), teilte die Bonner Regulierungsbehörde auf dpa-Anfrage mit.
Nach einem weiteren Gewinnschub im dritten Quartal traut sich der Veranstalter und Ticketverkäufer CTS Eventim doch noch eine konkrete Prognose für 2022 zu. Das Management erwartet in diesem Jahr einen Konzernumsatz von mindestens 1,7 Milliarden Euro, teilte CTS Montag in München mit. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll mindestens 330 Millionen Euro erreichen. Beide Kennziffern fallen höher aus als von Analysten im Mittel erwartet. Die Anleger reagierten positiv.
Rekordgewinn Europas größter Billigflieger Ryanair hat dank starker Erholung der Reisenachfrage im vergangenen halben Jahr einen Rekordgewinn eingeflogen. Von April bis September wurde ein Gewinn von 1,37 Milliarden Euro erzielt, rund sechs Prozent mehr als im bisherigen Rekordhalbjahr 2017, wie die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft Europas am Morgen mitteilte.
Nach Geschäftszahlen ohne eindeutigen Trend zeigten sich BioNTech-Papiere am Ende 4,15 Prozent höher. Gewinn und Umsatz beim Corona-Impfstoffhersteller wachsen nicht mehr so schnell wie zuvor. Im dritten Quartal erwirtschaftete das Mainzer Unternehmen einen Nettogewinn von rund 1,8 Milliarden Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 3,2 Milliarden, wie Biontech am Montag mitteilte. Der Umsatz ging von fast 6,1 Milliarden Euro im dritten Quartal 2021 auf nunmehr knapp 3,5 Milliarden Euro zurück.
Gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer baue man derzeit aber mit der Markteinführung des an die aktuellen Omikron-Untervarianten BA.4/5 angepassten Impfstoffs in mehreren Ländern und Regionen der Welt die führende Position weiter aus, so das Unternehmen.
Pfizer hatte vor wenigen Tagen auch dank guter Geschäfte mit Corona-Boostern seine Erlösziele angehoben.
Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk hat gedroht, Werbekunden öffentlich bloßzustellen, die keine Anzeigen mehr auf der Plattform schalten. Der Tech-Milliardär reagierte damit auf den Vorschlag eines rechten Lobbyisten, er solle solche Firmen nennen, damit seine Anhänger sie mit einem "Gegenboykott" belegen könnten.