Gewinne in New York Zinshoffnungen stützen die Wall Street
Abnehmende Zinsängste wirkten zum Wochenauftakt in New York positiv nach. Der DAX hatte heute schon davon profitiert. In den Fokus rückt ab morgen aber primär wieder die Berichtssaison.
Die großen US-Aktienindizes haben zum Wochenauftakt an ihre kräftigen Gewinne vom Freitag angeknüpft und erneut höher geschlossen. Auslöser der jüngsten Aufwärtsbewegung war ein Bericht des "Wall Street Journal" vom Freitag, nach der die Notenbank Federal Reserve (Fed) über eine langsamere Gangart im aktuellen Zinszyklus nachdenkt.
Damit haben die Börsenbullen (Käufer) an der Wall Street derzeit Oberwasser, wobei der Dow Jones Index, der Leitindex der Standardwerte, besonders profitiert. Der Dow war am Freitag wieder über die Marke von 31.000 Punkten gestiegen und sattelte heute auf seine Gewinne weitere 1,34 Prozent drauf auf 31.499 Punkte.
Auch die besonders zinssensitive Technologiebörse Nasdaq legte 0,86 Prozent zu. Allerdings sind die Anleger hier etwas vorsichtiger, zumal im November eine weitere deutliche Zinserhöhung durch die Fed von 75 Basispunkten als ausgemachte Sache gilt. Der marktbreite S&P-500-Index rückte 1,19 Prozent vor auf 3797 Zähler.
"Es ist zwar ermutigend, dass Fed-Vertreter damit begonnen haben, ein Ende der Zinserhöhungen anzudeuten, aber eine solche Pause wird weiterhin von einer nachlassenden Inflation und einem sich abkühlenden Arbeitsmarkt abhängen", sagte Mark Haefele, Investmentchef bei UBS Global Wealth Management. "Dies muss sich in den Daten erst noch zeigen."
"Die Anleger werden immer zuversichtlicher, dass die Inflation zurückgehen wird und dass die Fed schnell eine Pause einlegen könnte", sagte Oanda-Analyst Edward Moya. "Die Auswirkungen der ersten Zinserhöhungen werden sich in den nächsten Monaten bemerkbar machen, und die Märkte versuchen, dem Zeitpunkt zuvorzukommen, an dem die Fed den Pausenknopf drücken wird." Spekulationen auf einen anhaltend aggressiven Zinserhöhungszyklus belasten seit Wochen Aktien und Anleihen.
Mit neuen Zinshoffnungen im Rücken blicken die Anleger nun auf den Fortgang der Berichtssaison, ein weiterer sehr wichtiger Einflussfaktor, der im Moment von den Märkten verarbeitet werden muss. In der laufenden Wochen legen auch die großen, zinssensitiven US-Techriesen ihre Zahlen vor, deren Aktien zuletzt nicht gut gelaufen waren.
Heute ist der Terminkalender aber noch überschaubar, bevor es ab Dienstag dann Schlag auf Schlag geht. Unter anderem legen Microsoft, Alphabet, Twitter, TI sowie aus dem Standardsektor Coca Cola und Visa Quartalszahlen vor. Ein erster echter Höhepunkt.
Bei den Einzelwerten stand Tesla im Rampenlicht. Die Aktien des US-Elektroautobauers fielen um bis zu 7,4 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 198,59 Dollar. Tesla hat die Einstiegspreise in China für die Modelle 3 und Y um bis zu neun Prozent gesenkt. In anderen wichtigen Märkten habe das Unternehmen dies aber nicht getan, gab Analyst Seth Goldstein vom Research-Haus Morningstar zu bedenken. Er rechne weltweit mit einem Anstieg der durchschnittlichen Verkaufspreise im vierten Quartal im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Tesla-Aktien konnten ihre Anfangsverluste größtenteils wettmachen und schlossen 1,5 Prozent im Minus. Die US-Aktien chinesischer Rivalen wie Nio, XPeng oder Li Auto brachen um bis zu 17,4 Prozent ein.
Der DAX hat zum Wochenstart an die freundliche Vorgabe der US-Börsen vom Freitag angeknüpft und zugelegt. Am Ende des Tages ging der deutsche Leitindex bei 12.931 Punkten um 1,58 Prozent höher aus dem Handel. Im Tageshoch war er bei 13.020 Punkten sogar kurz über die Marke von 13.000 Punkten geklettert. Dies, nachdem er auf schwächere Einkaufsmanagerdaten am Vormittag noch negativ reagiert hatte. Das Tagestief lag bei 12.747 Punkten.
Am Freitag hatten Spekulationen über eine langsamere Gangart der Notenbank Federal Reserve (Fed) für eine kräftige Tageswende in New York gesorgt, von denen heute auch der DAX profitierte. Zudem wurde der heimische Markt von fallenden Gaspreisen gestützt, so dass die Anleger meist gut gelaunt waren.
"Bevor die Berichtssaison in den kommenden Tagen an Fahrt gewinnt und die Leitzinsentscheidung der EZB ansteht, ist die Grundstimmung am deutschen Aktienmarkt gut", kommentierte Experte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel.
Der deutliche Verfall der Gaspreise wird natürlich gerne gesehen, denn die stark gestiegenen Energiepreise waren und sind weiterhin der größte Inflationstreiber. Jede Entlastung nimmt daher im derzeitigen Zinszyklus den Druck von den Notenbanken und wird daher an der/den Börse/n gerne gesehen. Beim Gas sorgen die hierzulande gut gefüllten Speicher und eine milde Witterung für eine solche Entlastung.
Zudem stagnieren auch die Ölpreise schon eine Weile, was allerdings meist mit durchwachsenen chinesischen Wirtschaftsdaten zu tun hat. China ist einer der weltgrößten Nachfrager nach dem schwarzen Gold.
Aber die Anleger bleiben auch vorsichtig, wie die abgelaufene Woche nach ebenfalls starkem Beginn gezeigt hat. Denn der DAX fiel heute im Laufe des Vormittags zeitweise unter 12.800 Zähler zurück, ehe es dann wieder bergauf ging.
Aus technischer Perspektive hat der Index nun in Verbindung mit dem Vorwochenhoch bei 12.932 Punkten (fast auf den Punkt genau der heutige Schlussstand) ein Doppel-Top ausgebildet - ein Anzeichen für eine Trendwende hin zu fallenden Kursen. Umgekehrt gilt: Ein Sprung über dieses Doppel-Hoch würde die Aufwärtsdynamik am deutschen Aktienmarkt erneut anfachen.
Dass Rezessionsängste nicht vom Tisch sind, wurde heute ebenfalls deutlich. Denn die am Morgen veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes sorgten für eine negative Überraschung. Demnach haben die Energiekrise und die Rekordinflation die Wirtschaft der Euro-Zone im Oktober so stark ausgebremst wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. "Das heizt die Spekulation an, dass eine Rezession immer unvermeidbarer wird", sagte S&P Global-Chefvolkswirt Chris Williamson.
"Die heutigen Daten bestätigen unsere Einschätzung, dass die Wirtschaft im Schlussquartal 2022 spürbar schrumpfen wird. Darüber hinaus zeigen die Komponenten des Einkaufsmanagerindex für die Einkaufs- und Verbrauchspreise im verarbeitenden Gewerbe, dass der hohe Inflationsdruck nur sehr langsam nachlässt", betont Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.
Am Devisenmarkt tat sich bei ruhigem Handel nicht viel. Der Euro notiert gegen den US-Dollar im US-Handel freundlich bei 0,9875 Dollar. Damit hat sich die Gemeinschaftswährung im Verlauf von zeitweisen Verlusten wieder erholt. Denn auch in den USA, wie zuvor in Europa, bleibt die Unternehmensstimmung stark eingetrübt. Die Daten der US-Einkaufsmanager verstärkten jüngste Spekulationen, laut denen die US-Notenbank ihr Zinserhöhungstempo in den kommenden Monaten verlangsamen könnte. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9851 (Freitag: 0,9730) Dollar fest.
Vier Jahre nach der Fusion will sich der amerikanisch-deutsche Industriegase-Konzern Linde von der Frankfurter Börse zurückziehen und seine Aktien nur noch in New York handeln lassen. Der Deutschen Börse droht damit der Verlust des wertvollsten Mitglieds in ihrem Leitindex DAX. Die doppelte Börsennotierung in New York und Frankfurt habe nach Ansicht des Linde-Managements einen negativen Einfluss auf die Bewertung, sagte Vorstandschef Sanjiv Lamba am Montagabend. Das letzte Wort sollen aber die Aktionäre haben.
Die Linde-Aktie wird bisher an beiden Börsen gehandelt, der Löwenanteil des Börsenhandels findet aber in New York statt. Der Konzern ist mit einem Börsenwert von rund 145 Milliarden Euro der schwerste Wert im DAX. Der offizielle Firmensitz ist seit der Fusion der Münchner Linde AG mit dem US-Rivalen Praxair in Irland, der steuerliche Sitz und das Hauptquartier der Linde plc sind in Woking bei London.
Linde überschreitet regelmäßig die Kappungsgrenze von zehn Prozent, mit der die Deutsche Börse das Index-Gewicht eines einzelnen DAX-Wertes bei jeder Neuberechnung des Index begrenzt. So lange sich die Aktie besser entwickelt als der DAX, müssen Indexfonds, die den deutschen Leitindex abbilden, immer wieder Linde-Aktien verkaufen. Investoren hatten eine Erhöhung der Kappungsgrenze im Juni abgelehnt. Solche Maximalwerte sind nur bei europäischen Indizes üblich, im S&P-500-Index mit seinen 500 Werten spielen sie keine Rolle.
Die Adidas-Aktie gehörte gegen den Trend zu den wenigen Verlierern im DAX. Bis auf 102,12 Euro geht es in die Tiefe, allerdings grenzte das Papier seine Verluste danach ein. Am Freitag hatte der Titel bei 101,84 Euro seinen tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2016 markiert.
Negative Analystenstimmen nach Quartalseckdaten und einer erneuten Prognosesenkung lasteten zuletzt auf dem Kurs. Die Adidas-Aktie hat binnen eines Jahres über 60 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Seit dem Rekordhoch bei 336 Euro im vergangenen Jahr steht sogar ein Minus von über zwei Dritteln zu Buche.
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück will wegen hoher Großschäden und der hohen Inflation in Deutschland deutlich an der Preisschraube drehen. Weitere Preiserhöhungen sowohl in der Erst- als auch in der Rückversicherung seien unverzichtbar, sagte Deutschlandchef Michael Pickel anlässlich des Branchentreffens in Baden-Baden. Im Mittel seien bei Kfz-Versicherungen Tariferhöhungen im zweistelligen Prozentbereich erforderlich, hieß es in einer Präsentation der Deutschlandtochter E+S Rück.
Große Versorger wie E.ON und Uniper wollen in der Energiekrise mit gutem Beispiel vorangehen und den eigenen Verbrauch deutlich reduzieren. "In diesem Winter zählt jede Kilowattstunde, um den Strom- und Gasverbrauch zu reduzieren. E.ON wird daher den Energieverbrauch der eigenen Gebäude im Durchschnitt um mindestens 20 Prozent senken", teilte der Konzern heute mit.
Übergreifend für alle Standorte in Deutschland sollen alle nicht unbedingt notwendigen Lichtquellen wie Logos und Außenbeleuchtungen zeitlich eingeschränkt betrieben oder vollständig abgeschaltet werden. Die Raumtemperatur werde auf 19 Grad verringert, warmes Wasser wo möglich abgeschaltet. Der kriselnde Uniper-Konzern hat ähnliche Pläne, wie die "Rheinische Post" berichtete. RWE-Papiere waren DAX-Gewinner und legten vier Prozent zu.
Optimistische Aussagen vom Software-Anbieter Atoss treiben dessen Aktien zum Wochenstart an. Im mittäglichen Handel liegen sie mit einem Plus von über neun Prozent im SDAX der kleineren Börsenwerte ganz vorne. Der Vorstand gehe davon aus, die Umsatz- und Margenprognose in diesem Jahr leicht zu übertreffen, hieß es vom Unternehmen.
Der europäische Flugzeughersteller befindet sich Insidern zufolge mit Saudi-Arabien in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Bestellung von fast 40 Jets des Typs A350 für eine neue Fluggesellschaft am Golf. Sollte sich der Kauf durch den staatlichen Public Investment Fund (PIF) zu Listenpreisen in Höhe von zwölf Milliarden Dollar bestätigen, könnte er noch in dieser Woche bekannt gegeben werden, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen zu Reuters.
Commerzbank-Chef Manfred Knof geht davon aus, dass der Bund als Großaktionär beim Frankfurter Bankhaus an Bord bleibt. "Die Bundesregierung unterstützt unseren Kurs und unser Bestreben, die Eigenständigkeit der Bank zu sichern", sagte Knof dem "Handelsblatt". "Daher gibt es derzeit keinen Grund, daran etwas zu ändern." Als Ankeraktionär werde der Bund, der knapp 16 Prozent an der Commerzbank hält, auf absehbare Zeit dabeibleiben.
Die ersten Container für die von Biontech geplante Produktionsstätte für mRNA-Impfstoff kommen voraussichtlich im kommenden März in Ruanda an. Im Verlauf des Jahres 2024 solle dort die Produktion in der Hauptstadt Kigali starten, kündigte das Unternehmen bei einem Besuch der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Kigali an. Dreyer informierte sich am Sonntag in einer Hochschule unweit des Biontech-Geländes in einer Sonderwirtschaftszone über das Projekt.
Der neue Philips-Chef Roy Jakobs streicht als erste Amtshandlung 4000 Arbeitsplätze. Der Schritt, sich so schnell wie möglich von fünf Prozent der Belegschaft zu trennen, sei "schwierig, aber notwendig" und falle ihm nicht leicht, erklärte heute Jakobs, der Mitte Oktober den langjährigen Firmenchef Frans van Houten abgelöst hatte. Der Medizintechnik-Konzern leidet immer noch unter dem Rückruf von 5,5 Millionen Beatmungsgeräten gegen Atemaussetzer im Schlaf (Apnoe). Der darin verwendete Schaum steht im Verdacht, im Lauf der Zeit giftig zu werden.
Tesla hat in China angesichts schwächerer Nachfrage am Automarkt den Einstiegspreis für das Model 3 um bis zu neun Prozent gesenkt. Den ersten Preisnachlass dieses Jahres veröffentlichte der weltweit führende US-Elektroautobauer heute auf seiner China-Website. Tesla-Chef Elon Musk hatte vergangene Woche erklärte, in China und Europa sei "eine Art Rezession" im Gange. Analysten warnen vor einem wachsenden Überangebot an E-Autos in China.
Die schweizerische Bank Credit Suisse kommt laut einem Medienbericht trotz Verkäufen von Firmenteilen nicht um eine Kapitalerhöhung herum. Die Einnahmen aus den Veräußerungen reichten nicht, um die Restrukturierungskosten zu finanzieren, schrieb die "SonntagsZeitung"."Es läuft auf eine Kapitalerhöhung hinaus, vermutlich im Umfang von um die zwei Milliarden Franken", zitierte die Zeitung eine anonyme Quelle "mit Zugang zu den Beratungen".