DAX leicht im Plus Wall Street ohne Schwung
Im Spannungsfeld von Zinserwartungen und Unternehmensdaten bewegten sich die US-Börsen am Mittwoch seitwärts. Der deutsche Markt präsentierte sich robust.
Die New Yorker Börsen haben zur Wochenmitte uneinheitlich tendiert. Der Standardwerteindex Dow Jones bewegte sich vorwiegend seitwärts und schloss 0,23 Prozent tiefer. Gestern hatten die Ergebnisse der Investmentbank Goldman Sachs die Stimmung gedämpft. Heute berichtete der Konkurrent Morgan Stanley über einen Gewinnrückgang im ersten Quartal, was der Aktie aber nur vorübergehende Verluste einbrachte.
Der aktuelle Konjunkturbericht der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) lieferte kaum neue Impulse. In dem "Beige Book" genannten Bericht attestieren die Währungshüter der US-Wirtschaft eine "relativ stabile" Entwicklung. In den vergangenen Wochen habe sich die wirtschaftliche Aktivität nur wenig verändert. Das Wachstum am Arbeitsmarkt habe sich etwas abgeschwächt und der Preisanstieg habe sich verlangsamt. Anfang Mai steht der nächste Zinsentscheid der Fed an. Experten gehen derzeit von einem weiteren kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten aus.
Der Technologieindex Nasdaq 100 machte seine Anfangsverluste fast wett und schloss nur 0,02 Prozent tiefer. Nach Börsenschluss werden die Bilanzen des Elektroautobauers Tesla und des High-Tech-Schwergewichts IBM erwartet.
Der deutsche Aktienmarkt befindet sich weiter in guter Verfassung. Nach einem schwachen Start schaffte der DAX bis zum Handelsende ein leichtes Plus von 0,08 Prozent. Damit bleibt das am Dienstag erreichte Jahreshoch von 15.916 Zählern in Reichweite.
Zuletzt konnte der Aktienmarkt neu aufflammenden Zinssorgen und vereinzelten enttäuschenden Quartalsbilanzen erfolgreich trotzen.
Die Europäische Gemeinschaftswährung stand besonders am Vormittag deutlich unter Druck, konnte ihre Verluste im Verlauf aber etwas eindämmen. Der Dollar legte gegenüber vielen anderen wichtigen Währungen zu. Die US-Währung wird in unsicheren Zeiten häufig als Hort der Stabilität angesteuert.
Knapp einen Monat vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei ist die Landeswährung auf den niedrigsten Stand ihrer Geschichte abgerutscht. Gestern stand der Wechselkurs in New York bei 19,5996 türkischen Lira für einen Dollar. So wenig wert war die neue Lira seit ihrer Einführung im Januar 2005 noch nie. Auch wenn die Inflation in der Türkei in den vergangenen fünf Monaten stetig zurückgegangen ist, lag sie im März immer noch bei 50,51 Prozent.
Die Ölpreise kamen deutlicher ins Rutschen. Vor allem die sinkenden Raffineriemargen für Diesel und Kerosin deuteten auf eine nachlassende weltweite Nachfrage hin, hieß es von Marktexperten. Ein Barrel der Nordseesorte Brent notierte am späten Abend 1,8 Prozent tiefer bei 83,60 Dollar. Die überraschend deutlich gefallenen Ölreserven in den USA stützten die Notierungen kaum. Die Lagerbestände an Rohöl schrumpften im Vergleich zur Vorwoche um 4,6 Millionen auf 466,0 Millionen Barrel (je 159 Liter).
Der Goldpreis musste am Morgen die runde Marke von 2000 US-Dollar wieder preisgeben. "Eine wichtige Unterstützung befindet sich im Bereich von 1.940 bis 1.960 Dollar, darunter wird die Marke von 1.900 Dollar getestet. Ein Durchbruch dieses Wertes könnte eine breitere Trendwende und deutlich aggressivere Zinserwartungen signalisieren", so Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda.
Am Abend nach US-Börsenschluss werden noch die Quartalszahlen von Tesla erwartet. Wegen des aktuellen Preiskampfes befürchten Experten, dass die Gewinnmarge mit 23,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit mehr als drei Jahren nicht. Der Elektroautobauer hatte zuvor angekündigt, die Rabattschlacht in seinem Heimatland zu forcieren. Die US-Preise für das Model Y sinken um jeweils 3000 Dollar und für das Model 3 um 2000 Dollar. Damit senkt Tesla die Preise in den USA in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal.
Im DAX gehörten Rheinmetall-Papiere zu den Gewinnern. Der Rüstungskonzern hat zusammen mit seinem Partner Krauss-Maffei Wegmann (KMW) von der Bundeswehr den Auftrag zur Nachrüstung weiterer Puma-Schützenpanzer erhalten. Das Ordervolumen betrage über 770 Millionen Euro, so das DAX-Unternehmen. Bis 2029 sollen die Systeme des Panzers bei Feuerkraft und Führungsfähigkeit modernisiert werden.
Im MDAX war die Kion-Aktie stark gefragt. Der Gabelstaplerhersteller hat seine Jahresprognose angehoben. Der Stapler-Bereich (ITS) habe auch dank wieder besser funktionierender Lieferketten im ersten Quartal nach vorläufigen Zahlen den bereinigten operativen Ertrag (Ebit) auf 177 (Vorjahr: 114,2) Millionen Euro gesteigert, teilte Kion mit. Entsprechend sei auch der operative Ertrag des Konzerns mit 156 (170,3) Millionen Euro besser als erwartet ausgefallen. Der Umsatz stieg von Januar bis März leicht auf 2,78 (2,73) Milliarden Euro. Im Gesamtjahr erwartet Kion nun Erlöse von mindestens 11,2 Milliarden Euro, bislang war der Konzern von mindestens elf Milliarden Euro ausgegangen. Das bereinigte Ebit solle bei mindestens 615 (zuvor mindestens 550) Millionen Euro liegen.
Der MDAX-Verpackungsspezialist Gerresheimer hat sich mit einer Kapitalerhöhung am Markt frisches Geld beschafft. Die angebotenen 3,14 Millionen neuen Aktien seien für 86,50 Euro je Stück verkauft worden, so das Unternehmen am Dienstagabend. Der Bruttoemissionserlös liege bei 271,6 Millionen Euro. Der Erlös verschaffe Gerresheimer "die Flexibilität, weitere signifikante, profitable Wachstumschancen zu nutzen", hieß es dazu vom Unternehmen.
Deutliche Abschläge verbuchte die Aktie von Carl Zeiss Meditec. Gestiegene Material- und Lohnkosten sowie Probleme in China haben im abgelaufenen Quartal die Profitabilität des Medizintechnik-Spezialisten gedrückt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging nach vorläufigen Berechnungen im Jahresvergleich um fast 19 Prozent auf 83,6 Millionen Euro zurück. Der Umsatz kletterte hingegen um gut 13 Prozent auf 504,2 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 0,69 Euro je Aktie nach 1,01 Euro im Vorjahr.
Nach US-Börsenschluss am Dienstag hatte der Videostreaming-Dienst Netflix seine Geschäftsergebnisse vorgelegt, die nicht die Erwartungen der Investoren erreichten. Im ersten Quartal steigerte der Online-Videodienst zwar die Kundenzahl um 1,75 Millionen auf 232,5 Millionen Nutzerkonten und steigerte den Umsatz im Jahresvergleich um knapp vier Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank aber um rund 18 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar.